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Radverkehr Kritik und Lob für Magdeburger Fahrradstraße

Hält die neue Fahrradstraße in Magdeburg, was sie verspricht? Die Initiative Radkultur unterzog sie einem „Stresstest“.

Von Stefan Harter 23.09.2019, 01:01

Magdeburg l Ein paar Tage gibt es sie nun, Magdeburgs erste „echte“ Fahrradstraße in der Goethestraße. Doch bringen ein paar Verkehrsschilder und Piktogramme auf der Fahrbahn den erhofften Effekt für Radfahrer? Die Initiative Radkultur wollte das am 21. September 2019 wissen und hatte deshalb zu einem „Stresstest“ eingeladen.

Gut 30 große und kleine Fahrradfreunde fanden sich dazu ein, um gemeinsam ein paar Runden entlang der Schrote zu drehen. Die meisten von ihnen waren seit der offiziellen Freigabe der neuen Verkehrsregelung am vergangenen Mittwoch ohnehin schon die Strecke gefahren und hatten sich bereits ihre Meinung gebildet.

So wie Matthias Callehn, der die Vorfahrtsregelung kritisiert. Denn in der Fahrradstraße sind nun alle Kreuzungen gleichrangig. An den Einmündungen Immermann-, Anna- und Steinigstraße wurde entsprechend die Vorfahrt geändert. „Dass jetzt an jeder Kreuzung rechts vor links gilt, ist wirklich lästig, vor allem mit Kindern“, sagt er.

Denn idealerweise haben Radfahrer in einer Fahrradstraße Vorfahrt, sind im Normalfall aber auch die Hauptnutzer. Weil in der Goethestraße aber auch viele Autos unterwegs sind, hatte sich die Stadtverwaltung für die jetzige Variante entschieden. Sie soll zunächst bis Ende 2020 getestet werden.

Auch Simone Genz findet die Vorfahrtslösung nicht optimal. „Gucken sollte zwar jeder, aber die Autofahrer sollten warten“, findet sie. Es müsste mehr solcher Fahrradstraßen geben, weil die Autofahrer dann auch sensibler dafür werden, ergänzt sie. Schlecht sei außerdem, dass aktuell so viele Parkverbotschilder in der Goethestraße stehen, dass man die Schilder für die Fahrradstraße kaum mehr sehen kann. Ein Umstand, der viele Teilnehmer stört.

Kathrin Stridde findet die Fahrradstraße gut. Über die Rechts-vor-Links-Regel an jeder Kreuzung musste sie sich aber erstmal vor Ort aufklären lassen. „Ich habe nie eine Fahrschule besucht“, sagt sie. So wie Fußgängerzonen sollte es auch mehr Fahrradstraßen geben.

Uneins sind sich die Tester, ob die Änderung auch bei den Autofahrern angekommen ist. Während eine Frau das nicht beobachten konnte, sagt eine andere, dass sie sich nicht mehr unter Druck gesetzt fühlt, weil die Autos mehr Abstand halten.

Am Ende des Tests können die Teilnehmer ihre Wünsche hinterlassen. Keine parkenden Autos auf einer Seite der Fahrbahn, gar keine Autos oder eine Rotmarkierung entlang der kompletten Goethestraße steht dort unter anderem.

Laura Henn von der Initiative Radkultur sagt: „Unser Ziel ist es, dass sich alle Radfahrer sicher in der Stadt bewegen können. Die Fahrradstraße ist dafür ein schönes Zeichen.“ Dringenden Verbesserungsbedarf sieht sie auch in der Albert-Vater-Straße, wo eine Fahrradspur hilfreich wäre. „Und der Europaring bis zum Südring ist extrem gefährlich“, sagt sie. Die Ergebnisse des Stresstests will die Initiative nun der Stadtverwaltung zur Verfügung stellen.

Die Goethestraße war im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche als Fahrradstraße ausgewiesen worden. Zwischen Europaring und Pestalozzistraße gab es bereits zuvor einen kurzen Abschnitt.