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Radwege Stadt Magdeburg lehnt Schutzstreifen ab

Die Ernst-Lehmann-Straße in Magdeburg sollte, so drei Stadtratsfraktionen, fahrradsicher gemacht werden. Im Rathaus sieht man das anders.

Von Stefan Harter 29.03.2020, 08:00

Magdeburg l In einem kurzen Abschnitt der Ernst-Lehmann-Straße, kurz vor dem Kreisverkehr am Pfälzer Platz, ist bereits ein roter Radfahrstreifen markiert. Die Fraktionen von Grüne/Future!, SPD und Linke fordern nun, dass auch der Rest der Straße in beiden Richtungen entsprechend gekennzeichnet werden soll. „Dies kann in Form eines Schutzstreifens, einer Protected Bikelane oder einer Neuordnung und Ausschilderung eines Radweges umgesetzt werden“, heißt es in dem interfraktionellen Antrag, der auf der Februarsitzung des Stadtrates mehrheitlich angenommen worden war.

Magdeburgs Verkehrsbeigeordneter Dieter Scheidemann hat jetzt zu dem Ratsantrag Stellung bezogen. Seiner Aussage nach kann es keine entsprechende Markierung eines Radweges oder Schutzstreifens zwischen Pfälzer Straße und Wittenberger Platz geben. Dazu hat die Stadtverwaltung die Gegebenheiten der Ernst-Lehmann-Straße untersucht und dabei festgestellt, dass die Breite des Verkehrsraums nicht ausreichend für die Anlage von Schutzstreifen auf beiden Seiten sei.

In der entsprechenden Richtlinie für Radverkehrsanlagen ist die Rede von einer dazu notwendigen Fahrbahnbreite von mindestens 7,50 Meter oder mehr. Die Fahrbahn der Lehmannstraße ist zwar 7,60 Metern breit. Allerdings fehle auf beiden Seiten eine Sicherheitszone von jeweils 50 Zentimetern. „Mit einer zusätzlichen Radwegmarkierung ohne Sicherheitsstreifen würde dem Radfahrer eine ‚Sicherheit‘ suggeriert werden, die nicht vorhanden ist“, erklärt der Beigeordnete. Er nennt auch ein praktisches Beispiel: „Öffnet ein Fahrzeugführer auf der Südseite der längs parkenden Pkw die Tür, fährt hier der Radfahrer dagegen und wird vom Lkw überrollt.“ Auf der Nordseite fahren die Autofahrer mit teils verdeckter Sicht aus den schräg angeordneten Parktaschen rückwärts heraus, was für Radfahrer ebenfalls gefährlich sei.

Ohne die Markierung könne der Radfahrer auf der Straße in größerem Abstand zu den parkenden Autos fahren, was ungefährlicher wäre, so Scheidemann. „Aus diesem Grund wird die zusätzliche Markierung auf der Ernst-Lehmann-Straße nach mehrmaliger Prüfung durch die Verwaltung, die Polizei und die Verkehrsbehörde abgelehnt“, erklärt er.

Einzige Alternative aus seiner Sicht: Die Aufteilung der Ernst-Lehmann-Straße komplett neu planen. Dies wäre allerdings mit hohen Kosten sowie unter Umständen dem Wegfall von Parkmöglichkeiten für Pkw verbunden, erläutert Dieter Scheidemann.