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Ravelin 2Großprojekt für Magdeburger Festung

Dem Magdeburger Ravelin 2 steht ein Großprojekt ins Haus: Unter anderem soll das Gelände nach historischem Vorbild modelliert werden.

Von Ivar Lüthe 25.09.2020, 01:01

Altstadt l In den zurückliegenden Jahren haben die Ehrenamtlichen vom Sanierungsverein Ravelin 2 schon viel geleistet, um die Festungsanlage Stück für Stück nach historischem Vorbild herzurichten und mit Dauerausstellungen, Führungen und Veranstaltungen die Geschichte des Ravelin 2 am Leben zu halten. Gerade sind die Fenster samt Läden an der Kehlkasematte eingebaut worden, aktuell wird an der behindertengerechten Toilette am südlichen Teil der Anlage gearbeitet. Vereinsmitglieder sind zudem unermüdlich dabei, weitere Räume herzurichten, Fußboden zu verlegen und vieles mehr.

Doch die größte Baustelle steht dem Ravelin 2 und seinen Rettern noch bevor: 2021 sollen umfangreiche Sanierungsarbeiten an der Anlage beginnen können. Vor wenigen Tagen sind dazu die Planerverträge geschlossen worden. Vorgesehen ist, dass die erdbedeckten Dächer der Kehlkasematte sowie der Doppelkaponniere fachgerecht abgedichtet werden sollen, damit keine Feuchtigkeit mehr eindringen kann. Dazu müssen sie zunächst freigelegt werden. Im gleichen Zuge sollen die teils verschütteten Rauchabzüge wieder hergestellt werden, sagt Rüdiger Stefanek, der Chef des Sanierungsvereins Ravelin 2. Außerdem erhält die Kehlkasematte einen neuen, erhöhten Holzfußboden. Gleichzeitig gibt es eine neue Elektroinstallation für Veranstaltungen und das Gebäude wird barrierefrei erschlossen.

Nachdem die Gewölbedecken abgedichtet sind, werden die Gebäude wieder mit Erde bedeckt und begrünt. Doch damit nicht genug: Die Erdprofile auf den Anlagen zum Magdeburger Ring hin sollen originalgetreu nachgebildet werden. Bislang liegen hier noch Tonnen von Bau- und Trümmerschutt. Vom einstigen Profil ist kaum etwas zu erkennen. Besonders sichtbar ist dies bei einer Anlage, die nahe der Ring-Fußgängerbrücke im Glacis liegt. Von dieser Hohltraverse lugt nur ein Stück vom Dach hervor, der Rest ist unter meterhohen Erdmassen begraben. „Beim Bau des Rings wurde hier alles abgeladen“, erzählt Rüdiger Stefanek.

Die Hohltraverse wird nun mit der Wiederherstellung des originalen Anlagenprofils wieder freigelegt. Mit den Erdarbeiten wird sich auch das Erscheinungsbild des Ravelin vom Glacisweg kommend im wahrsten Wortsinne einschneidend verändern. Bislang sehen Besucher, wenn sie vom Glacispark kommen, am südlichen Tor einen geschotterten Weg und linksseitig den riesigen Erdwall, der die Ohrenkasematte einhüllt.

Hier muss so viel Erde abgetragen werden, dass das Gebäude künftig wieder sichtbar und nur auf dem Dach begrünt ist. Am Tor entsteht so auch wieder wie im Original eine Brücke. Hier wird zudem eine Treppe vom Glacisweg bis zum Künetteweg gebaut – mit Anschluss, um auf das Gelände des Ravelin zu gelangen. Somit müssen Besucher von der Ringbrücke kommend den bisherigen Schlenker nicht mehr laufen.

Am gegenüber liegenden Nordtor wird ebenso eine Brücke entstehen. Denn auch das Gelände nördlich der Anlage soll erschlossen werden, das historisch zwar zum Ravelin gehört, bislang aber unzugänglich war. Dazu hat die Stadt dem Verein eine weitere Fläche mit 2800 Quadratmetern per Vertrag überlassen. Die Tore selbst werden ebenso nach historischem Vorbild rekonstruiert.

„Es ist das größte Einzelprojekt bislang“, sagt Rüdiger Stefanek. Er und seine Mitstreiter freuen sich schon darauf, wenn es endlich losgehen kann. Es wird allerdings noch etwas dauern. Laut Stadtverwaltung ist mit einem Baubeginn frühestens im zweiten Quartal 2021 zu rechnen. Im Frühjahr 2022 ist dann die Bauabnahme geplant.

Rund drei Millionen Euro fließen in die Sanierungsarbeiten. 2,43 Millionen Euro Fördergelder werden von EU, Bund und Land bereitgestellt, den Rest gibt die Stadt hinzu. „Das Ravelin 2 wird damit nicht nur Ort unterschiedlichster Ausstellungen und kultureller Veranstaltungen für die Mageburger, sondern auch touristische Attraktion und überregionaler Anziehungspunkt für Fachexperten zum Festungsbau“, meint Baubeigeordneter Dieter Scheidemann dazu.