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Restauration Paulus-Mosaik wird gesund gespritzt

Schönheitsspritzen für den heiligen Paulus: Das Mosaik über dem Eingangsportal der Kirche in der Goethestraße in Magdeburg wird restauriert.

Von Stefan Harter 12.12.2017, 00:01

Magdeburg l Aus wie vielen Steinchen das Mosaik über dem Eingangsportal der Pauluskirche zusammengesetzt ist, kann Maren Matthei nicht sagen. „Es sind aber Tausende“, meint die Restauratorin. Teilweise winzig klein sind die Steine, die den heiligen Paulus mit dem Schwert, das ihn niedergestreckt hat, und der Bibel zeigen. „Es ist eine herausragende Arbeit, sehr detailreich, ein qualitativ hochwertiges Mosaik“, erkennt die Fachfrau an. Die wechselnden Farbtöne am Gewand oder an den Buchseiten sprechen für die professionelle Arbeit.

Maren Matthei hat recherchiert und fand heraus, dass die Glasmosaikfirma Puhl und Wagner aus Berlin das Stadtfelder Paulus-Mosaik zur Eröffnung der Pauluskirche 1896 angefertigt hatte. 300 bis 400 Mark hat damals ein Quadratmeter Mosaik gekostet. Das Magdeburger Bild, das wohl das einzige der Firma in der Stadt ist, hat einen Duchmesser von 1,30 Meter.

„Das Unternehmen ist ziemlich berühmt. Kaiser Wilhelm II hatte ein 2700 Quadratmeter großes Mosaik für die Gedächtniskirche beauftragt“, erklärt sie. Einer der beiden Firmengründer hatte sich damals ein Jahr lang mit der Technik der italienischen Glasmosaikbauer beschäftigt, um ihr Geheimnis herauszufinden.

Die Herstellung der sogenannten Glassmalten ist nämlich anspruchsvoll. Bleigläser wurden mit Metalloxiden geschmolzen, so dass große Klumpen entstanden. Diese wurden dann mit Hammer und Meißel in die bunten Steinchen zerkleinert und dann nach dem Entwurf des Künstlers auf ein Transparentpapier aufgetragen. Dieses wurde dann schlussendlich am Bestimmungsort befestigt und das Papier abgezogen. Maren Matthei hat das Mosaik mit heißem Dampf gereinigt, schadhafte Steine ausgebessert und mit der Spritze neue Fugen gesetzt.

Pfarrer Reinhard Simon ist besonders dankbar für das Engagement des Förderkreises der Pauluskirche, der die Gemeinde seit vielen Jahren bei deren Sanierungsbemühungen unterstützt. So wurden nicht nur gut 3000 Euro für die Schönheitskur des Mosaiks bereitgestellt. Auch die Nachbildungen der drei Fialen, kleinen Steintürmchen auf den Spitzen der Nordfassade, wurden mit zusätzlichen 5800 Euro finanziert. „Wir mussten die alten vor circa fünf Jahren herunternehmen, nachdem eine bereits herabgefallen war“, sagt die mit der Sanierung betraute Architektin Kerstin Hirschfelder.