1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Nachwuchssorgen bei Magdeburgs Eisbadern

Saisonstart Nachwuchssorgen bei Magdeburgs Eisbadern

Die Eisbader aus Magdeburg, die Eisröwer, haben ihre Saison eröffnet. Die Gruppe ist auf der Suche nach Gleichgesinnten.

Von Marco Papritz 14.11.2016, 00:01

Magdeburg l Sonntag, FKK-Strand, 11.30 Uhr. Das Thermometer hat Mühe die Null-Grad-Celsius-Grenze zu überwinden. Schaulustige schmunzeln oder schütteln ungläubig mit dem Kopf, als die Eisröwer zur Tat schreiten. „Sie tun es wirklich“, merkt Heinz Becker an, der dem Schauspiel am Neustädter See zum ersten Mal beiwohnt. Die Eisbader eröffnen ihre Saison. „Jetzt ist der Strand schön leer“, ruft Klaus „K1“ Christoph einem der Zuschauer zu, ehe er im etwa sieben Grad Celsius warmen oder kalten Wasser eintaucht.

Seit nunmehr 31 Jahren frönt die Gruppe um Gründungsmitglied Wolfgang Rudolf, genannt Pudding, dem Eisbaden. Die Eisröwer verbinden ihre wöchentlichen Badetreffen mit lustigen Einlagen: Ob Hut oder Handschuhe, getragen werden darf, was gefällt. Besonders die Neujahrs- und Faschingstreffen stehen bei Zuschauern hoch im Kurs: Tausende fanden sich dazu in der Hochzeit der Eisröwer ein. „Das ist leider schon etwas her“, so Rudolf, der in der Vorwoche seinen 75. Geburtstag feierte.

„Wir sind auch schon bei Minus 20 Grad Celsius baden gegangen“, erinnert sich Reinhard Schilling gern. Mit 76 Jahren ist Gazelle, wie er in der Gruppe genannt wird, der älteste Eisröwer. Und darin liegt auch ein Problem, so Wolfgang Rudolf: „Wir werden immer älter. Einige von unseren langjährigen Weggefährten sind bereits verstorben, gern würden wir Gleichgesinnte in unserer Runde begrüßen.“ Hin und wieder folgen Mutige unter den Zuschauern der Einladung zum gemeinsamen Badegang. „Jeder von uns kommt freiwillig – es herrscht kein Zwang. Gemeinsam versprühen wir etwas Lebensfreude und tun etwas für unsere Gesundheit“, so Klaus Christoph (67).

Mit Jalal Ghadimi ist die Gruppe nun international aufgestellt: Der Iraner stieß in der Vorsaison zu den Eisröwern und ist nun festes Mitglied geworden. „Ich bin früher schon bei kühlen Temperaturen gern schwimmen gegangen, weil es mir ein Gefühl von Freiheit gibt und dem Körper gut tut“, so der 46-Jährige, der über einen Hinweis einer Lehrerin auf die Eisbader aufmerksam wurde.

Die Eisröwer, die sich über die Wasserwacht des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) organisieren, treffen sich bis Ende April jeweils sonntags um 11 Uhr am FKK-Bereich es Neustädter Sees mit Zugang über die Straße Am Schöppensteg. Das Neujahrseisbaden am 1. Januar beginnt um 14 Uhr. In dieser Saison sind wieder Ausflüge zum Eisbadertreffen in Warnemünde Ende Januar und dem großen Bundestreffen in Ferchland Anfang Mai geplant.