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Sanierung Fische wandern aus Barleber See aus

Die Sanierung des Barleber Sees in Magdeburg wirft ihre Schatten voraus. Der Fischbestand wird massiv reduziert.

Von Stefan Harter 28.03.2019, 12:39

Magdeburg l Die größten Brocken, die Gernot Quaschny aus seinem Kahn zieht, entlocken auch den erfahrenen Petrijüngern vom Magdeburger Anglerverein anerkennende Worte. 29 Kilogramm bringt ein Marmorkarpfen auf die Waage, mindestens 1,20 Meter lang ist das Tier. Weil er aber in Deutschland eigentlich nicht heimisch ist, wird er nicht wieder in einem anderen Gewässer ausgesetzt, sondern landet im Zoo als Tierfutter, wie der Vereinsvorsitzende Harald Rohr erklärt.

Er und weitere Vereinsmitglieder empfangen den Berufsfischer, um den Fang der ersten Nacht entgegenzunehmen. Gernot Quaschny und seine drei Mitarbeiter sind im Auftrag der Stadt Magdeburg unterwegs, um den Fischbestand im Barleber See drastisch zu reduzieren. Eine Untersuchung durch Experten vom Institut für Binnenfischerei Potsdam-Sacrow im Herbst 2018 hatte einen Wert von 2,1 Tonnen ergeben, um die der See erleichtert werden muss.

Hintergrund ist die geplante Sanierung des Badesees, um der seit 2016 auftretenden Blaualgenplage ein Ende zu setzen. Dazu sollen voraussichtlich ab 1. Juni über 1000 Tonnen Aluminiumsalz in das Wasser eingebracht werden. Dieses bindet den Phosphor, den aktuell in hoher Konzentration vorkommenden Nährstoff der Blaualgen. Weil dadurch die Nahrungskette im See zusammenbricht, würde es zu einem Fischsterben kommen.

Um dies zu verhindern, sind Gernot Quaschny und seine Männer an diesem Morgen schon seit 6 Uhr im Einsatz. Insgesamt zwei Kilometer Stellnetze haben sie quer über den Grund des Sees gespannt und sammeln nun den Fang der vergangenen Nacht ein. „Die Netze sind zwei bis fünf Meter hoch und haben Maschen von 20 bis 130 Millimeter Durchmesser“, erklärt der Fachmann. Damit sollen verschiedene Fischarten und -größen gefangen werden. Außerdem wurden in Ufernähe zwei Reusen aufgebaut, mindestens zwei weitere sollen noch folgen.

Beim ersten Fang sind neben den nicht-einheimischen Silber- und Marmorkarpfen allein 75 Hechte in die Netze gegangen. Diese und weitere Raubfische wie Barsche werden allerdings nur vermessen und anschließend wieder ins Wasser gegeben. Sie sollen im See verbleiben.

Zur weiteren Ausbeute gehören eine Handvoll Aale sowie zahlreiche kleinere Rotfedern und Plötzen. „Diese Fische werden wir in den Mittellandkanal einsetzen“, erklärt Harald Rohr. „Andere Badeseen wollten wir aufgrund des Blaualgen-Problems nicht dafür nutzen“, sagt er. Die in der DDR eingesetzten Karpfenarten aus Asien sollen hingegen als Futter für Zootiere genutzt werden. „Gut 30 dieser Brocken schwimmen im See“, schätzt Bernd Danisch von der Anglerkolonie vor Ort. „An warmen Tagen kann man sie in drei Schwärmen an der Seeoberfläche beobachten“, erzählt er.

Fast fünf Zentner Fisch sind am ersten Fangtag aus dem Barleber See geholt worden. „Wir klaren die Netze jetzt auf und stellen sie dann wieder auf“, sagt Gernot Quaschny, der durch seinen aufopferungsvollen Einsatz in seinem Heimatort Hohengöhren beim Hochwasser 2013 bundesweite Bekanntheit erlangte. Gut vier Stunden dauert dieses Procedere, u. a. weil der Seegrund mit abgestorbenen Algen bedeckt ist. Er ist aber optimistisch, dass das Fangziel eingehalten werden kann. „Wenn das Wasser wärmer wird, werden die Fische mobiler. In einer Reuse fängt man dann alleine schon bis zu acht Zentner“, sagt er.