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Sanierung geplant Magdeburger Mühle zwischen Schutt und Europa

Der Wiederaufbau der Düppler Mühle in Magdeburg steht bevor. Erst einmal ist Muskelkraft gefragt.

Von Marco Papritz 06.11.2017, 00:01

Magdeburg l „Was hier an der Düppler Mühle passiert, ist hervorragend“, sagte Erhard Jahn. Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde reihte sich am 4. November 2017 bei den Ehrenamtlichen ein, die sich bei einem Arbeitseinsatz daran machten, Schutt aus dem Bauch der Mühle zu befördern.

Bevor im Frühjahr 2018 die Bauarbeiten an der neuen Mauerkrone (Ringanker) zur Stabilisierung des Mauerwerks und Arbeiten für ein neues Dach beginnen, die den ersten Bauabschnitt des Großprojektes „Wiederaufbau“ markieren, muss der Innenraum beräumt werden. „Es ist unwahrscheinlich, wie viele Kubikmeter zum Vorschein kommen. So langsam arbeiten wir uns zum Keller vor“, so Vereinsvorsitzender Rolf Weske.

Unrat und Mauerreste hatten sich über Jahrzehnte gesammelt, ehe das Projekt „Wiederbelebung“ begann. Mit Hilfe eines Baggers, der sich in der Mühle voranfraß, und eines Förderbandes füllten die Helfer Schubkarre um Schubkarre, um wiederum einen Container zu füllen.

Beachtlich ist das Pensum der Ü70-Mannschaft, wie Weske die Unterstützer nennt: „Das Durchschnittsalter der Vereinsmitglieder ist zwar recht hoch, aber wir zeigen, was wir im Alter noch leisten können. Drei Arbeitseinsätze haben wir in den vergangenen Wochen bereits absolviert“, fügte Gerd Nold an. Motivierend sei das Ziel, das man gemeinsam verfolge, sagte Helga Kuhlmann, nämlich die Restaurierung: „Früher haben wir im Winter gerodelt.“ Später sei man mit den Kindern und Enkeln an der Holländermühle gewesen, so Gerlind Guttek. „Wir identifizieren uns mit der Mühle und möchten einen Beitrag zum Wiederaufbau leisten.“

Unterstützung erhält der 35 Mitglieder zählende Verein (die Siedlergemeinschaft Nordwest mit etwa 100 Mitgliedern zählt als ein Mitglied) von Unternehmen wie der Rasch-Reinigung und Unternehmern wie Holger Pietschmann, der nun abermals Technik und seine Arbeitskraft stellte.

Auch die Stadt Magdeburg findet sich als Unterstützer an der Seite der Mühlenfreunde wieder, die die Mühle als Begegnungs- und Bildungsstätte entwickeln möchten. In dieser Woche verschaffte sich das Tiefbauamt und der Eigenbetrieb Stadtgarten und Friedhöfe Magdeburg (SFM) ein aktuelles Bild. Das Ansinnen, die Facharbeiten zur Sicherung und den Wiederaufbau über Fördermittel zu finanzieren, ist von der Stadt unterstützt worden.

340.000 Euro sind von der Stadt Magdeburg, dem Land Sachsen-Anhalt und dem Bund über den Denkmalschutz und aus dem Bundesprogramm „Stadtumbau Ost“ überstellt worden. Der Bauantrag ist inzwischen gestellt. Aktuell läuft die Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde zu den Details für den Wiederaufbau der 1845 von Müllermeister Heinrich Lange errichteten Mühle. Nach dem jetzigen Zeitplan soll die Ausschreibung von Arbeiten und damit die Suche nach einer entsprechenden Fachfirma Anfang des Jahres 2018 stattfinden, die Bauarbeiten möglichst im März 2018 beginnen.

Noch weiter entfernt, aber schon konkret ist das Vorhaben, die Mühle in der Via Molina zu integrieren. Die Gründung der europäischen Kulturstraße der Mühlen in den Ländern Dänemark, Holland und Deutschland ist auf Anregung des Europarates 2018 geplant, so Erhard Jahn. Dies sei auch eine Möglichkeit, die Düppler Mühle bekannter zu machen und das Baudenkmal internationalen Touristen vorzustellen. „Damit kann auch ein Beitrag für die Bewerbung für die Kulturhauptstadt 2025 geleistet werden“, warf Rolf Weske ein.

Zum vierten Mal dienen die Mühle und deren Umfeld als Kulisse eines Weihnachtsmarktes. Am 2. Dezember 2017 werben die Mitglieder des Mühlenvereins nicht nur für ihr Vorhaben, sondern präsentieren ab 13 Uhr ein Budendorf und Unterhaltungsprogramm.