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Schädling Schirmspenden für baumlose Kita

Wegen des Asiatischen Laubholzbockkäfers wurden in Magdeburg weitere Bäume gefällt. Einer Kita fehlt dadurch der Schatten.

Von Stefan Harter 18.08.2016, 01:01

Magdeburg l Die Baumfällungen wegen des Asiatischen Laubholzbockkäfers gehen auch in dieser Woche weiter. Voraussichtlich noch bis Anfang kommender Woche sorgen Kettensäge und Häcksler für ohrenbetäubenden Lärm rund um die Kita in der Badeteichstraße. Dort waren im Frühjahr zwei weitere Bäume festgestellt worden, in denen es sich die Larven des aus Asien eingeschleppten Schädlings bereits ordentlich schmecken ließen.

Wie es die entsprechende EU-Verordnung vorsieht, hatte daraufhin die Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau (LLG) die Fällung aller potenziellen Wirtsbäume im 100-Meter-Radius um die beiden Fundstellen angeordnet. Erst vergangene Woche wurde die Rechtmäßigkeit dieser Maßnahme vom Verwaltungsgericht in Magdeburg bestätigt. Mehrere Anwohner im Umfeld hatten somit erfolglos gegen die Fällaktion im heimischen Garten geklagt.

Am Mittwoch waren die Mitarbeiter der ausführenden Gartenbaufirma direkt vor dem Kita-Gebäude zugange, um u. a. eine große, alte Pappel zu fällen. In einer knappen halben Stunde wurde aus dem Baumriesen Kleinholz. Obwohl sie letztlich nur die Auftragnehmer sind, müssen die Arbeiter teilweise heftige verbale Kritik einstecken, wie sie berichten. Nachbarn beschimpfen sie unflätig, wahlweise als „Kommunisten- oder Nazischweine“. Autofahrer zeigen ihnen im Vorbeifahren den Vogel. Selbst Eltern, die ihre Kinder zur Kita bringen, werden in deren Beisein beleidigend. „Wir sind doch eigentlich Baumpfleger, wir würden die Bäume auch lieber erhalten“, sagt ein Arbeiter. Gesetz sei aber nun mal Gesetz, meint er noch.

Und genau das sorgt immer noch für Unverständnis. Der Stadtrat müsse doch mal etwas tun, meint eine aufgebrachte Rothenseerin am Lesertelefon. Dessen Handlungsfähigkeit liegt aber bei null. Die übergeordnete Landesanstalt hat bei dem Kampf gegen den Käfer den Hut auf, setzt im Endeffekt aber auch nur die von der EU beschlossene Verordnung um. Doch Brüssel ist weit weg, darum wird der Ärger über den erneuten Kahlschlag im Herzen des Stadtteils an den Männern mit den Sägen ausgelassen.

Am schlimmsten betroffen sind diesmal wohl die Kinder der Kita. Ihnen wurden alle Schattenspender genommen. Mit einzelnen Sonnenschirmen, im Sandkasten aufgestellt, versucht das Team um Leiterin Christina Türk ein wenig Abhilfe in der „Steppe“, wie sie die baumlose Freifläche jetzt nennt, zu leisten. Sie ruft dringend zum Spenden auf. Wer einen großen Sonnenschirm abgeben kann, ist willkommen.

Wichtig wären auch Baumspenden, möglichst große Exemplare, um schnell wieder Schatten zu bekommen, meint sie. Auch wenn sie voraussichtlich im Herbst für die Sanierung ihres Hauses für zwei Jahre in den Kannenstieg ausziehen werden. Dann hätten die Bäume schon einmal Zeit anzuwachsen, erklärt die Kita-Leiterin. Angepflanzt werden können alle Bäume , die der Käfer bislang als Futterquelle vermieden hat. Kontakt zur Kita unter Tel. 50 34 84.