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Schiffshebewerk Die Nachbarn sollen mit ins Touristen-Boot

Das Schiffshebewerk Rothensee soll touristisch stärker ins Rampenlicht rücken. Dabei soll auch der Landkreis Börde helfen.

Von Marco Hertzfeld 16.06.2018, 12:00

Burg/Haldensleben l „Da ist Potenzial drin, wir müssen es nur alle erkennen.“ Die Stadt Magdeburg will das Wasserstraßenkreuz und insbesondere das historische Schiffshebewerk Rothensee noch viel stärker touristisch vermarkten und möchte dafür auch die Nachbar-Landkreise mit ins Boot holen. Rainer Nitsche, in der Landeshauptstadt für Wirtschaft, Tourismus und regionale Zusammenarbeit zuständig, spricht gegenüber der Volksstimme von einem „Leuchtturmprojekt“.

Herzstück ist ein Informationszentrum, das nach jahrelangem Hin und Herr nun endlich gebaut werden soll. Kostenpunkt: 1,5 Millionen Euro und mehr. Der Bund soll es errichten. „Die Stadt würde den Komplex zu einem nennenswerten Betrag pachten.“

Magdeburg wünscht sich ein Projekt der Region. „Das Schiffshebewerk ist ein bedeutendes Stück Industriegeschichte.“ Die Stadt hat es für einen symbolischen Betrag vom Bund gepachtet. Mehr ins Gewicht fällt die Unterhaltung der Technik mit einer jährlich mindestens höheren fünfstelligen Summe.

Der Landkreis Börde sei bereits mit 20.000 Euro im Jahr dabei und glaube an die Anziehungskraft des gesamten Wasserstraßenkreuzes. Nitsche erinnert sich noch gut an die 10.000 Euro aus dem Jerichower Land. „Es handelte sich um eine Art Anschubfinanzierung und ist schon eine Weile her.“ Das Hebewerk aus den 1930er-Jahren ist nach einer Kampagne für den Erhalt 2013 wieder in Betrieb genommen worden, verkehrstechnisch wichtig ist es jedoch nicht mehr.

Im Gegensatz zur Börde rennt die Landeshauptstadt mit ihrer Initiative im Jerichower Land nicht gerade offene Türen ein. Hartmut Dehne (CDU) verwies im Kreisausschuss dennoch schon einmal auf eigene Bemühungen im Jerichower Land. Die Gemeinde Möser wolle auf ihrer Seite der Elbe die Infrastruktur verbessern, einen Pavillon errichten und für öffentliche Toiletten sorgen. Noch fehlt ausreichend Geld. Unbestritten sei das Wasserstraßenkreuz ein „Einfallstor ins Jerichower Land“. Doch: „Von einem Informationspunkt auf der Magdeburger Seite hätte unser Landkreis so gut wie nichts.“

Im geplanten Magdeburger Informationszentrum soll es nicht allein um Elbschifffahrt, Schiffshebewerk und Wasserstraßenkreuz gehen. Nitsche: „Die Möglichkeiten für Magdeburg und die umliegenden Landkreise sind vielfältig.“ Touristen könnten mit der Weißen Flotte bis zum Schiffshebewerk Rothensee fahren und danach wandern oder aufs Fahrrad steigen.

„Von wachsenden Besucherzahlen würde auch das Umland profitieren.“ Die Suche nach einem Standort für das Informationszentrum sei noch nicht ganz abgeschlossen. Das frühere Verwaltungsgebäude des Hebewerks scheint jedenfalls aus dem Rennen. Es läuft vermutlich auf einen Neubau unterhalb hinaus.

Bei der Frage nach dem Baustart ist Nitsche vorsichtig, zu oft ist das Projekt schon verschoben worden. Der Beigeordnete mit Augenzwinkern: „Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper sagte kürzlich, dass er das Ende des schwierigen Tunnelbaus am Damaschkeplatz noch in seiner Amtszeit bis 2022 erleben wolle. Ich will in meiner Dienstzeit zumindest noch die Baustelle des Besucherinformationszentrums vor mir sehen, und diese endet 2020.“

Im Jerichower Land müssen die Magdeburger noch einiges an Überzeugungsarbeit leisten. Ein Antrag auf finanzielle Unterstützung liege vor, nicht der erste. Vertreter des Fördervereins für das Schiffshebewerk waren in Burg. Was im Haushalt möglich ist und was nicht, darüber wurde noch nicht gesprochen. So oder so: Die 10.000 Euro von einst scheinen bei einer möglichen neuen Kooperation nicht in Stein gemeißelt.

Landrat Steffen Burchhardt (SPD) sieht immerhin einen „interessanten Ansatz“. Allerdings sei unbedingt „mehr Transparenz“ nötig. „Wir müssen genau wissen, wie es aus touristischer Sicht mit dem Wasserstraßenkreuz im Allgemeinen und dem Schiffshebewerk im Besonderen weitergehen soll.“ Im Idealfall wären ein Informationszentrum und ein Auftritt des Kreises ein „riesiger Mehrwert“ und könnten allen „höhere Besucherzahlen“ bescheren.