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SchließungAus Magdeburger Restaurant wird Bürohaus

Seit Dezember 2017 sind die Türen des Magdeburger Restaurants "Alberich" verschlossen. Aus der alten Mühle soll ein Bürohaus werden.

Von Michaela Schröder 17.02.2018, 00:01

Magdeburg l Es sind die letzten Tage von Restaurantchefin Ines Kersten. Weihnachten noch herrscht Hochbetrieb im Restaurant „Alberich“ im Magdeburger Stadtteil Prester. Die 120 Sitzplätze sind belegt, Küchen- und Servicepersonal haben alle Hände voll zu tun. Am 26. Dezember 2017 schließt Ines Kersten nach fast zwölf Jahren das Restaurant „Alberich“ für immer ab.

„Das war eine schwere Entscheidung, mit der ich lange gerungen habe“, sagt die 50-Jährige. Doch letztlich habe sie den Mut gefunden, diesen Schritt zu gehen.

Die ersten, die davon erfuhren, waren die Mitarbeiter des Hauses. „Sie waren anfangs geschockt und traurig“, so Ines Kersten. Erleichtert sei sie, dass alle bereits wieder eine neue Beschäftigung gefunden haben. „Es war wirklich ein tolles Team“, lobt die ehemalige Chefin.

Doch das Ende vom „Alberich“ habe sich schon länger abgezeichnet. Die Gründe, so viel verrät Ines Kersten, liegen im privaten, aber auch im wirtschaftlichen Bereich. Das Restaurant selbst sei immer gut besucht gewesen, „doch mit all den anderen Dingen im Hintergrund musste ich eine Reißleine ziehen.“ So hätte es u. a. Probleme gegeben gutes Personal zu finden, vor allem im Service-Bereich. Schlussendlich sei es eine Steuerprüfung gewesen, die sich über ein Jahr hinstreckte und sich an Formalien aufhielt, die das Fass zum Überlaufen brachte.

Ines Kersten ist traurig, denn sie verbindet mit ihrer Zeit als Inhaberin des Alberichs, viele schöne Erinnerungen. Für viele haben sie und ihr Team Hochzeiten, Taufen, Geburtstage und andere Feste ausgerichtet. In der Küche hatte Lutz Läsecke das Sagen. „Handmade by Lutz“, wie Ines Kersten es nennt: „Fakt ist Lutz Läsecke war das Restaurant ‚Alberich‘.“

„Zu Beginn haben wir noch Gerichte mit den Namen ‚Siegfrieds Lanze‘ oder ‚Thors Hammer‘ serviert“, erinnert sich Ines Kersten. Namensgeber des Restaurants in der alten Mühle war Zwergenkönig Alberich aus der Nibelungensage. Die Geschichte des Anwesens reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück. Das rote Backsteinhaus, direkt am Pechauer Platz, wird erstmals 1267 als Mühle erwähnt. Bis 1964 wurde hier Mehl gemahlen, aber auch Gerstenschrot zur Bierherstellung.

Nach der Wende wurde der Mühlenbetrieb eingestellt und das Haus zum Restaurant „Damm-Mühle“ umgebaut.

2005 wurde das Restaurant verkauft und von Ines Kersten unter dem Namen „Alberich“ neu eröffnet – mit dem Anspruch, gehobene Küche im stilvollen Ambiente zu servieren.

Seit den 90er-Jahren machte das Gebäude durch seine besonderen kulinarischen Angebote auf sich aufmerksam. Mit der Schließung endet jedoch das gastronomische Kapitel des Hauses. „Eine Magdeburger Firma hat das Haus gekauft und wird es als Büro nutzen“, verrät Ines Kersten.

Die Gastronomin hätte sich selbst nicht vorstellen können, dass sie einmal der Branche den Rücken kehrt. Sie hat die Gastronomie nicht nur geliebt, sondern auch dafür gelebt. „Das war mein Ding, meine Leidenschaft“, so die gebürtige Magdeburgerin, die u. a. in Texas aufgewachsen ist.

Für sie sei es eine Herzensangelegenheit gewesen, den Gästen einen schönen Abend, eine Auszeit vom Alltag zu bieten. Akzente zu setzen, die über das rein gastronomische Angebot hinausgehen. „Doch die Erwartungen an die Gastronomie haben sich verändert“, erzählt Ines Kersten. Aus dem Gesamterlebnis ‚Essen gehen‘ sei teilweise nur noch Nahrungsaufnahme geworden. Es fehle an Wertschätzung des Berufszweiges. „In Restaurants geht es um mehr als Hunger“, so die 50-Jährige.

Ines Kersten hat erst einmal Abstand von der Gastronomie genommen, widmet sich neuen Projekten. Für sie eine kleine Herausforderung. „Es ist noch etwas ungewohnt einen klassischen Achtstundentag als Arbeitnehmerin zu haben“, so Ines Kersten. Fast 20 Jahre hat sie Gäste bewirtet u. a. im ehemaligen Wirtshaus am Dom. „Ein eigenes Restaurant war immer mein Traum“, sagt sie. Nun hat die 50-Jährige ihren Traum aufgegeben .

„Mein Mann freut sich jedenfalls, dass ich jetzt Abends und am Wochenende zu Hause bin und viel mehr Zeit für die Familie habe“, so Ines Kersten.