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Schreckschusswaffen Magdeburger bewaffnen sich

In Magdeburg werden Schreckschusswaffen immer beliebter. Die Zahl der Kleinen Waffenscheine steigt von Jahr zu Jahr.

Von Ivar Lüthe 02.09.2019, 01:01

Magdeburg l In den vergangenen Tagen tauchten sie immer wieder mal in Polizeiberichten auf: Schlägerei mit Gebrauch von Schreckschusswaffen vor einer Shisha-Bar, bei einer großangelegten Kontrolle werden in einer anderen Shisha-Bar Drogen, Geld und zwei Schreckschusswaffen sichergestellt.

Wie viele Schreckschusswaffen es in Magdeburg gibt, ist in keiner Statistik erfasst. Denn sie sind frei verkäuflich. Wer mindestens 18 Jahre alt ist, kann sich ganz legal eine Schreckschusswaffe kaufen, registrieren lassen muss man sich dafür nicht. Legal sind allerdings nur Schreckschusswaffen, die das Prüfsiegel des Physikalisch-Technischen Bundesamtes (PTB) tragen.

Einen ungefähren Hinweis jedoch gibt die Zahl der sogenannten Kleinen Waffenscheine. Nur mit dieser Lizenz ist es erlaubt, Schreckschusswaffen außerhalb der eigenen vier Wände, Geschäftsräume oder des eingezäunten Grundstücks mit sich zu führen. Und die Zahl der Kleinen Waffenscheine steigt in Magdeburg Jahr für Jahr.

Ende 2016 waren für die Landeshauptstadt 876 Kleine Waffenscheine registriert. Ein Jahr später waren es bereits 1084. Bis Juli 2019 ist die Zahl auf aktuell 1237 Kleine Waffenscheine in Magdeburg angestiegen, wie die Polizeiinspektion Magdeburg auf Nachfrage mitteilt. Zum Vergleich: Für die Stadt Halle werden aktuell 823 Kleine Waffenscheine angegeben, in ganz Sachsen-Anhalt waren zum Jahresende 2018 exakt 11.750 Inhaber der Lizenz registriert.

Auch die Zahl der Schusswaffen, die in Magdeburg in privater Hand sind, steigt. Laut Polizeiinspektion Magdeburg gab es Ende 2016 2044 Inhaber von Waffenbesitzkarten. 4856 Schusswaffen waren registriert. Bis Juli dieses Jahres stieg die Zahl auf 2298 Waffenbesitzkarten sowie 5269 Schusswaffen.

Die steigende Zahl von Schreckschusswaffenbesitzern sieht die Polizei kritisch. „Abwehrwaffen und -geräte, die man zur Vorbereitung auf unausweichliche Notwehrlagen führen will, sind zumeist ,psychologische Krücken‘: Aus Angst verschafft man sich auf diese Weise ein Gefühl aus Sicherheit und Verteidigungsfähigkeit. Angst ist aber ein schlechter Ratgeber“, heißt es von der Polizeiinspektion Magdeburg.

Es gebe keine Waffen oder Geräte, de aus polizeilicher Sicht zur Abwehr generell und bedingungslos zu empfehlen seien. „Waffen verhindern Vermeidungsverhalten. Wer Abwehrwaffen oder -geräte führt, fühlt sich stark. Er wird Konflikte eher physisch austragen, ihnen seltener ohne Rücksicht auf das eigene Selbstwertgefühl aus dem Weg gehen“, so die Polizei. Und hinzu komme: Wer Waffen oder Abwehrgeräte bei sich hat, müsse damit rechnen, dass der Täter in einer solchen Situation seine Gewaltbereitschaft beziehungsweise Aggressivität noch weiter steigern könnte.

Aus Sicht der Polizei sind Alarmgeräte mit Batteriebetrieb, die Heul- oder ähnliche akustische Signale geben, empfehlenswerter. „Auch Triller- oder Druckluftpfeifen können einen Angreifer durchaus abschrecken und vor allen Dingen erregen Sie dadurch bei Umstehenden Aufmerksamkeit. Diese Geräte sind eindeutig die besseren Alternativen zu bewaffneter Verteidigung“, so Polizeisprecherin Ilona Wessner.