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Schule Extraklassen für Migranten in Magdeburg

Deutsch ist Voraus­setzung für den Schulerfolg. Extraklassen sollen in Magdeburg Kindern ohne ausreichende Kenntnisse helfen.

Von Martin Rieß 28.01.2020, 00:01

Magdeburg l Der Deutschunterricht für Kinder mit mangelnden Deutschkenntnissen soll in Magdeburg ausgeweitet werden. Zum Jahresbeginn 2020 läuft ein Pilotprojekt für Gemeinschaftsschüler. Die Umsetzung hat die Euro-Schule Magdeburg in ihren Räumen übernommen. Im Februar soll ein weiteres Projekt für Grundschüler starten. Martin Danicke stand als Vertreter der Magdeburger Stadtverwaltung im Ausschuss für Bildung, Schule und Sport Rede und Antwort.

Hintergrund für das Engagament: Im Laufe des Schuljahres werden – selbst wenn die großen Flüchtlingsströme nach Deutschland abgeschwächt sind – je 100 Schüler zusätzlich in die Grund- und in die Gemeinschaftsschulen eingeschult werden müssen, weil sie im Verlauf des Jahres nach Magdeburg kommen. Diesen Schülern, die zum größten Teil über keine Deutschkenntnisse verfügen, ist es nicht möglich, dem Regelunterricht zu folgen. Zusätzlicher Deutschunterricht kann an den Schulen kaum angeboten werden. Es fehlen die Kapazitäten, sowohl personell als auch räumlich.

Die Leiter von Grundschulen wie auch die von Gemeinschaftsschulen haben wiederholt darauf hingewiesen, dass es ohne zusätzliche Sprachförderung nicht möglich sei, die Schüler in den Regelunterricht zu integrieren. Martin Danicke: „Wenn mitten im Schuljahr Schüler, die kein Deutsch können, in eine Klasse kommen und dem Unterricht nicht folgen können, sorgt das bei allen für Unruhe.“ Letztendlich sei die Schulbildung aber Sache des Landes, die Stadt könne nur unterstützen.

Bereits 2014/15 gab es die Maßnahme „Deutsch intensiv“, die für Grund- und Sekundarschüler vorbereitenden Deutschunterricht, organisiert und durchgeführt von freien Bildungsträgern, angeboten hatte. Daran knüpfen die neuen Pilotprojekte an.

Pro Kurs sind bis zu 20 Schüler dabei, die pro Woche 20 Stunden erhalten. Aufgrund sehr unterschiedlicher Voraussetzungen kommen neben den Lehrkräften Sozialpädagogen zum Einsatz. Bei Bedarf soll es die Kurse dauerhaft geben.

Im Schulausschuss hatte sich auch Tim Liebe, stellvertretender Vorsitzender des Stadtelternrats, zu Wort gemeldet. Er sagte: „Wir dürfen nicht nur jene Kinder und Jugendliche im Blick behalten, die gerade neu angekommen sind.“ Probleme gebe es auch bei jenen, die schon länger hier sind und trotzdem noch keine ausreichenden Deutschkenntnisse erworben haben.

Mit Beginn des Schuljahres 2019/2020 lag der Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund an den allgemeinbildenden kommunalen Schulen in Magdeburg im Durchschnitt bei 14 Prozent. Bei den Grundschulen lag der Durchschnitt bei 17 Prozent, bei den Gemeinschaftsschulen bei 23 Prozent. Neben den Kindern und Jugendlichen aus Flüchtlingsfamilien sind in den Zahlen auch jene enthalten, die schon seit vielen Jahren aus den unterschiedlichsten Gründen in Deutschland leben oder die als Kinder ausländischer Eltern in Deutschland zur Welt gekommen sind.

Im Grundschulbereich die höchsten Anteile von Kindern mit einer ausländischen Staatsbürgerschaft haben die Grundschule Weitlingstraße mit 77 Prozent, die Grundshcule Am Umfassungsweg mit 65 Prozent, die Grundschule Bertolt-Brecht-Straße mit 40 Prozent, die Grundschule Im Nordpark mit 39 Prozent, die Grundschule Leipziger Straße mit 36 Prozent, die Grundschule An der Klosterwuhne mit 33 Prozent und die Grundschule Sudenburg mit 29 Prozent.

Bei den weiterführenden Schulen liegt die Gemeinschafts G. W. Leibniz bei 46 Prozent, die Gemeinschaftsschule Thomas Müntzer bei 29 Prozent, die Gemeinschaftsschule J. W. v. Goethe bei 39 Prozent und die Gemeinschaftsschule Heinrich Heine bei 29 Prozent. Der Anteil der Migranten an der Schülerschaft der Berufsbildenden Schulen Hermann Beims liegt bei 28,2 Prozent.