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SchulplatzvergabeMagdeburger Familien ziehen vor Gericht

Der Platzmangel an den zwei Integrierten Gesamtschulen (IGS) in Magdeburg wird Thema vor Gericht.

Von Katja Tessnow 21.06.2018, 01:01

Magdeburg l  Von rund 80 im diesjährigen Bewerbungsverfahren (Lostopf) gescheiterten Familien, deren Kinder wegen Platzmangels auf Gymnasien oder Gemeinschaftsschulen in Magdeburg verteilt werden sollten, hatten zunächst neun geklagt. Drei Kinder konnten nachträglich auf frei werdende Plätze nachrücken, drei weitere riefen erfolgreich die Härtefallkommission an; bleiben drei Familien. Diese ziehen vor Gericht.

Die Urteile werden sowohl in der Stadtverwaltung Magdeburg als auch beim Bildungsministerium mit Spannung erwartet.

Das Ministerium hat sich erst kürzlich deutlich zur jahrelang andauernden Praxis der Stadtverwaltung Magdeburg, überzählige Schüler im IGS-Bewerbungsverfahren auf andere Schulen umzuverteilen, geäußert und erachtet sie als Gesetzesbruch. Das Schulgesetz sichert Eltern die freie Wahl darüber zu, in welcher weiterführenden Schulform (Gymnasium, Gesamt- oder Gemeinschaftsschule) das Kind lernen soll.

Während die Fraktion der Grünen in Reaktion auf die Landesansage umgehend ihre Forderung nach dem Bau einer dritten IGS erneuerte, bleiben die Vorsitzenden der Großfraktionen CDU/FDP/BfM und SPD gelassen. „Faktisch gibt es im Moment keine Möglichkeit, eine der bestehenden IGS zu erweitern. Zumindest für das kommende Schuljahr können wir daran sowieso nichts mehr ändern“, sagt Jens Rösler (SPD).

Frühestens im Zusammenhang mit den Haushaltsberatungen 2019 am Jahresende könnte sich Rösler eine Neuverhandlung des Themas vorstellen. „Aber Schülerbewegungen sind schwer vorhersehbar“, so Rösler, der sich eine Entspannung der Lage von der Fertigstellung des erweiterten Editha-Gymnasiums am Rande Stadtfelds erhofft, „denn besonders stark ist ja der Druck auf die Stadtfelder IGS am Westring“.

„Überrascht“ zeigt sich Wigbert Schwenke (CDU) von der klaren Botschaft aus dem Bildungsministerium. „Unsere neu geschaffenen Strukturen aus Gemeinschaftsschulen, die mit Gymnasien und IGS kooperieren, sind doch vom Land genehmigt worden.“

„Aber im Grunde haben wir auf die Sekundarschulen nur ein neues Etikett namens Gemeinschaftsschule geklebt. Was wurde eigentlich zur Stärkung dieser Schulen getan?“, fragt Oliver Müller, Chef der Fraktion Linke/future. Er plädiert für den Bau einer weiteren IGS, „schon weil der Bedarf einfach da ist und wir den Eltern nicht vorenthalten können, was ihnen bzw. ihren Kindern zusteht“.

Müller kündigt einen Prüfantrag für die Augustsitzung des Stadtrates an, plädiert daneben aber – wie Oberbürgermeister Lutz Trümper und SPD-Fraktionschef Rösler – für die wirkliche Stärkung der Gemeinschaftsschule als einen Ort längeren gemeinsamen Lernens. Ähnlich einer IGS sollen auch Gemeinschaftsschulen künftig parallel zum Realschulabschluss und das Abitur ermöglichen. Allerdings führen die meisten Magdeburger Gemeinschaftsschulen nur zwei Klassen pro Jahrgang und unter diesen Bedingungen längst keine Schüler bis zum Abitur.