SelbsttestMagdeburgerin überschlägt sich mit Auto
Die Polizei hat in Magdeburg verstärkt kontrolliert. Im Fokus stand das Thema "Ablenkung". Eine Redakteurin testete einen Überschlag.
Magdeburg l „Meine Hunde bellen zu Hause, die haben Hunger.“ Der Regionalbereichsbeamte Olaf Lüderitz hat in seiner Laufbahn als Polizist in Magdeburg schon die verrücktesten Ausreden gehört, wenn Menschen Geschwindigkeitsüberschreitungen, den vergessenen Gurt oder das Telefonieren am Steuer rechtfertigen wollten.
Manchmal wisse ein Polizist gar nicht, ob die Leute scherzen oder ob sie es ernst meinen würden, erzählt er. Im Rahmen eines bundesweiten Aktionstages wollten die Beamten der Magdeburger Polizei am 20. September 2018 Autofahrer vor allem für das Thema Ablenkung sensibilisieren. Auch Regionalbereichsbeamter Olaf Lüderitz war an der Hallischen Straße im Einsatz, um aufzuklären.
Ein erstes Zwischenfazit von Polizeipressesprecherin Beatrix Mertens lautete am Nachmittag: „Die meisten Kontrollierten waren sehr einsichtig. Wir konnten das Thema gut anbringen, uns wurde Gehör gewährt.“ Wie es jeder einzelne dann im Straßenverkehr umsetzt, ist ihm selbst überlassen.
Dass das Telefonieren mit dem Handy während einer Autofahrt aber auch einmal anders ausgehen kann, zeigte der Überschlagsimulator. „Selbst bei einer Geschwindigkeit von 30 Kilometern pro Stunde legt man zehn Meter pro Sekunde zurück“, erinnert Olaf Lüderitz gemeinsam mit seinem Kollegen Jens Kahle. „Ein kurzer Blick aufs Handy bedeuten damit zehn Meter Fahrt im Blindflug.“
Sieglinde Krüger hat es getestet. Als neugierig gewordene Anwohnerin hatte sie die Polizeiaktion erst aus dem Fenster verfolgt und sich dann entschlossen, den Überschlagsimulator zu testen. „Ich bin froh, dass ich angegurtet war“, erzählt sie. „Da merkt man erst einmal, wie stark die Fliehkräfte sind, die vor allem auch aufs Becken und den Nacken wirken“, erzählt sie. Sie selbst nutze ihren Gurt konsequent, selbst bei Strecken vom Parkplatz zur Haustür.
Dass der Gurt auch für den Beifahrer notwendig ist, zeigt ein Volksstimme-Test. Neben Redakteurin Anja Guse sitzt ein übergroßer Teddybär ohne Gurt. Und der fällt beim Überschlag auf die Reporterin. Nicht auszudenken, was passiert wäre, hätte anstelle der Kuscheltieres ein 80 Kilogramm schwerer Mann gesessen.
Zum Thema Ablenkung sagt sie, dass sie während der Fahrt nicht telefoniert, Nachrichten schreibt oder liest. „Ich bin dann halt mal nicht zu erreichen und jeder weiß, dass ich dann eben Auto fahren.“
Auch Kevin Fröba sagt, er sei in dieser Hinsicht konsequent. Gerade im dichten Magdeburger Stadtverkehr könnten Auffahrunfälle schnell mal passieren. Er verzichtet daher konsequent aufs Telefonieren.
Löblich dürfte das auch Olaf Lüderitz finden. Der rät übrigens, auch nicht über eine Freisprechanlage zu telefonieren und auf alles, was länger als einen Augenblick ablenkt, zu verzichten. Alle – Autofahrer, Radfahrer und selbst Fußgänger – sollten das Handy im Straßenverkehr in der Tasche verstauen. Auch Radfahrer und Fußgänger seien durch Handys in ihrer Wahrnehmung eingeschränkt.
Für Autofahrer ist das Handy als Navigationssystem auch nicht gestattet, wenn es nicht im Sichtbereich des Fahrers platziert ist. Auf dem Beifahrersitz zum Beispiel ist es nicht erlaubt.
Insgesamt waren an der Aktion 54 Beamte im Einsatz. An sechs stationären Kontrollstellen wurde in Magdeburg kontrolliert. Insgesamt wurden 241 Autos, 22 Lkw, 253 Radfahrer und sechs Fußgänger kontrolliert. Dabei wurden 31 Verstöße im Zusammenhang mit der Nutzung von Mobiltelefonen festgestellt.
Darüber hinaus registrierten die Beamten 193 weitere Verstöße (u. a. Gurtpflicht, Geschwindigkeit). Der Großteil der kontrollierten Verkehrsteilnehmer zeigte sich laut Polizei einsichtig und reagierte positiv auf die zum Thema Ablenkung geführten Aufklärungsgespräche.