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Senioren Tiere bringen Freude in Magdeburger Heim

In einem Magdeburger Heim dürfen Senioren Kontakt zu Katzen und Co. pflegen. Die Tiere sind echte Mitbewohner.

Von Vanessa Plentinger 15.09.2018, 23:01

Magdeburg l Selig lächelnd sitzt Monika Brils mit ihrem kleinen Yorkshire Terrier Benny auf dem Arm im Rollstuhl. Der durfte vor kurzem endlich zu ihr ins Seniorenheim Haus Olvenstedt in Magdeburg ziehen. Sie selbst ist schon seit gut fünf Monaten in der Pflegeeinrichtung.

„Zu Beginn hatte ich eine Operation und konnte mich deshalb nicht um Benny kümmern. So lange war er bei meiner Freundin“, erzählt die 76-Jährige. Als es ihr wieder besser ging, war ihr größter Wunsch, ihren kleinen Liebling wiederzubekommen. „Er hat mir sehr dolle gefehlt, ich war schon ganz krank“, gibt Monika Brils zu und ergänzt: „Wenn ich ihn nicht hätte herholen dürfen, wäre ich schnell nach Hause abgehauen. Mein Hund bleibt bei mir.“

Momentan gilt für Benny noch eine Probezeit, doch die bestehe sie locker, schließlich habe sie keine Probleme, ihn zu versorgen und er könne gar nicht artiger sein. „Außerdem haben ihn hier alle lieb“, betont die Seniorin stolz.

In Bobby, dem Mini-Malteser von Pflegerin Susanne Schmidt, hat Benny schon einen Freund auf dem Wohnbereich gefunden. „In Absprache mit Einrichtungsleiterin Nancy Zimzik darf Bobby immer wieder mit. So ein Hund verbreitet nur Freude. Die Bewohner freuen sich, wenn sie mit den Hunden schmusen können und sie miteinander toben“, weiß die Pflegerin.

Kein Wunder also, dass bei Nancy Zimzik im Haus Olvenstedt und wohl auch in allen anderen Einrichtungen der WUP in Magdeburg, Tiere herzlich willkommen sind: „Solange sie sich brav verhalten und den Pflegekräften kein Mehraufwand entsteht“, so die Leiterin. Zurzeit sind Benny und Fundkatze Jini die einzigen felligen Bewohner in der Einrichtung. Aber auch mit Angehörigen kommen häufiger Haustiere von zu Hause.

Das Angebot des Seniorenheims beinhaltet allerdings zusätzliche Tiertherapie. „Seit einigen Jahren kommen uns der extra ausgebildete Golden Retriever Randi mit Frauchen Karin Köster sowie Christian und Carolin Henning von Frohnanza mit ihren Alpakas Johnny und Ursus besuchen“, erzählt Nancy Zimzik. Abwechslung, das Gefühl, gebraucht zu werden, aktiv zu sein und sich zu beschäftigen, um nicht ins Grübeln zu kommen – das alles erreichen die Tiere ihr zufolge bei den Bewohnern – allein durch ihre Anwesenheit.

Und das sieht man deutlich, als Alltagsbegleiterin Carmen Heinemann im Vitanas Demenz Centrum Am Schleinufer der Bewohnerin Meta Praeger Kater Dodi auf den Schoß setzt. Sie legt ihre Hand aufs weiche Fell und lacht: „Ja, ja, komm her und lass dich streicheln.“ Situationen wie diese erlebt das Team tagtäglich. Denn hier leben auf den fünf Wohnbereichen insgesamt sechs Katzen.

Susi und Strolch holten die Pfleger wegen ihrer positiven Erfahrungen mit Katzen im Vitanas Elbblick bereits kurz nach Eröffnung 2013 aus dem Tierheim Magdeburg. „Im Laufe der Jahre kamen dann Rosi und Dodi aus dem Tierheim nahe Burg sowie die beiden Bewohnerkatzen Charly und Tapsi dazu." Um alle kümmern sich hauptsächlich die Pfleger.

Klar, sei das ein Mehraufwand, „aber die Katzen geben so viel zurück“, meint Einrichtungsleiter Heiko Nötzold. Die Rasselbande will hier niemand missen, und nach genauer Absprache könnten auch neue Bewohner ihre Stubentiger mitbringen. „Demenzpatienten, die sich sonst sehr zurückziehen, sprechen in Gegenwart der Tiere plötzlich wieder ein bisschen. Viele lassen sogar extra die Zimmertür auf, damit die Streuner bei ihnen vorbeischauen“, so Hedda Meilicke, Ergotherapeutin und Teamleiterin Beschäftigung.

Das Kuscheln mit Tieren stärke durch die Ausschüttung von Glückshormonen zudem das Immunsystem und helfe auch den Pflegern selbst an schwierigen Tagen. Deshalb lädt das Zentrum ebenfalls die Frohnanza-Alpakas monatlich zur Gruppensitzung oder Einzeltherapie, etwa für bettlägerige Patienten, ein. Die Teilnahme an den tierischen Angeboten ist natürlich in beiden Einrichtungen völlig freiwillig. Wer eine Abneigung oder gar Allergie hat, kommt auch nicht in Kontakt.

Für die meisten sind die Tiere der Therapeutin zufolge aber ein Geschenk: „Sie wecken Erinnerungen, sorgen für gute Laune und Geborgenheit und erleichtern ihnen das Leben mit der Krankheit.“