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Seniorenforum Älter werden in Magdeburg

Der Anteil älterer Menschen in Magdeburg nimmt zu. Um auf diese Entwicklung vorbereitet zu sein, wurde ein Konzept erarbeitet.

Von Vanessa Kanz 29.10.2017, 04:00

Magdeburg l 2013 hat der Magdeburger Stadtrat ein seniorenpolitisches Programm konzipiert. Nun trafen sich Vertreter der Stadtverwaltung, des Seniorenbeirats und interessierte Senioren im Alten- und Servicezentrum (ASZ) Cracau, um über die Veränderungen und Wünsche in puncto „Älter werden in Magdeburg“ zu diskutieren.

Rund 20 Senioren waren gekommen. Zunächst bat Dr. Ingo Gottschalk, Leiter der städtischen Stabsstelle für Jugendhilfe-, Sozial- und Gesundheitsplanung, die Senioren, ihre Lebenssituation zu schildern und Probleme zu thematisieren. Es wird deutlich: Die Wohnsituation macht der älteren Generation zu schaffen. „Mit den steigenden Mieten können viele Rentner ihre Wohnungen nicht mehr finanzieren und müssen aus ihrem Stadtteil wegziehen“, sagt auch ASZ-Leiterin Antje Andres und ergänzt: „Jeder sollte die Möglichkeit haben, dort zu wohnen, wo er möchte.“ Das Problem hierbei sieht Ingo Gottschalk darin, dass ein Großteil des Wohnraums Privateigentum ist. Er verspricht: „Wir werden versuchen, mit Wohnungsunternehmen Diskussionen zu führen.“

Einig sind sich die Senioren darin, dass Betreuungsangebote und Tagespflege ausgebaut werden müssen und die Wohnverhältnisse in Altersheimen zu verbessern sind. „Es ist ohnehin schrecklich für diejenigen, die in ein Heim kommen. Aber dann müssen sie sich auch noch ein Zimmer mit drei, vier Mitbewohnern teilen“, sagt der 89-jährige Eberhart Heidecke aus dem Norden der Stadt. „Selbst wenn die Chemie zwischen den Mitbewohnern stimmt, braucht doch jeder mal einen Rückzugsort“, ergänzt ein weiterer Senior, der aufgrund fehlenden Pflegepersonals aus seinem Einzel- in ein Gemeinschaftszimmer ziehen musste. Die Arbeit als Pflegekraft müsse daher früh in Schulklassen beworben werden, fügt der Heimbewohner hinzu.

Hinsichtlich des Ausbaus der Tagespflege gibt Ingo Gottschalk zu bedenken, dass dies eine Frage der Finanzierung und der Kostenstrukturen sei. In Bezug auf die städtischen Einrichtungen für Senioren sagt er: „Wir haben in einer Stadtratssitzung beschlossen, dass Einrichtungen wie Kitas generationsübergreifend genutzt werden und auch als Treffpunkt für Ältere dienen sollen.“

In Verbindung mit der Wohnsituation steht die Mobilität und Barrierefreiheit. Brigitte Otte vom Seniorenbeirat der Stadt fordert, die Verkehrsanbindungen zu verbessern, an Bushaltestellen Häuschen und Bänke aufzustellen und Bordsteine abzusenken. „Mit einem Rollator an der Cracauer Straße entlangzugehen, ist eine Katastrophe“, sagt sie. Solche Informationen seien für die Stadtplanung und –gestaltung sehr wichtig, erwidert Ingo Gottschalk. „Gerne können Sie der Stadtverwaltung auch schreiben, um welche Straße und Kreuzung es sich konkret handelt“, fordert er auf.

Trotz der genannten Probleme ging aus der Gesprächsrunde auch hervor, dass bereits viele Möglichkeiten für ältere Menschen existieren, um am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. „Es gibt viele Kultureinrichtungen wie die Oase im Stadtteil Neustädter See, die gar nicht so bekannt sind“, sagt Lothar Günther vom Seniorenbeirat. „Dort werden Lesungen, Musikabende und vieles mehr veranstaltet. Das Problem: Es wird nicht so genutzt.“

Auch die Sitzungen der Gemeinwesen-Arbeitsgruppen und die wöchentlichen Sprechstunden des Seniorenbeirats jeden Donnerstag im Rathaus würden in manchen Wochen kaum Beachtung finden. „Dabei ist der Weg vom Alten Markt, der voller Senioren mit Sorgen ist, rein ins Rathaus wirklich nicht weit“, sagt Lothar Günther.

„Diesen Mut und Willen, sich einzubringen, den haben viele nicht“, sagt die 70-jährige Ingrid Timme, die ehrenamtlich mit jungen Leuten arbeitet.

Eine weitere Gesprächsrunde zu diesem Thema findet am Donnerstag, 2. November, von 14 bis 16 Uhr im ASZ Sudenburg an der Halberstädter Straße 115a statt.