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Sicherheit Nur ein Taxi-Sitz für Kinder in Magdeburg

Trotz Bestellung im Voraus findet sich in Magdeburg kein Taxi mit einem Sitz für ein anderthalbjähriges Kind.

Von Franziska Ellrich 16.01.2018, 00:01

Magdeburg l Zwei Tage im Voraus hatte Marc Becher versucht, in Magdeburg ein Taxi mit einem passenden Kindersitz für sein anderthalbjähriges Kind zu bestellen. Mit dem Ergebnis: „Laut Aussage der Taxizentrale gäbe es zwar einen Taxifahrer in Magdeburg, der über einen geeigneten Sitz verfügt“, erklärt Marc Becher. Doch genau der sei zum gewünschten Zeitpunkt nicht im Dienst gewesen.

Nur wenige Tage später dann dasselbe Problem: Ankommend am Bahnhof versuchte er erneut ein geeignetes Taxi zu bestellen. Wieder ohne Erfolg. Für den Magdeburger Marc Becher ist das ein Unding. Er hat sich jetzt mit diesem Problem an die Stadt Magdeburg gewandt. Eine Antwort gab es bisher nicht.

Die Volksstimme hat bei Frank Tempel, Vorstand der Taxi- und Mietwagengenossenschaft Magdeburg, nachgefragt, wie es sich in puncto Kindersitze in der Landeshauptstadt verhält. Tempel erklärt: Der Vorschrift zufolge müssten Taxis Sitze für Kinder mit einem Gewicht zwischen 9 und 18 Kilogramm mitführen. Das sei bei den Mitgliedern der Magdeburger Taxi-Genossenschaft teilweise auch der Fall.

Babyschalen gibt es in den Taxis der Stadt offenbar überhaupt nicht. Das verlangt der Gesetzgeber auch nicht. Was das Gesetz allerdings verlangt für Kleinkinder ab 9 Kilogramm Gewicht: Einen Kindersitz der Gruppe I. Das heißt: Erhöhter Sitz mit Rückenlehne, Kopfstütze und speziellem Gurtsystem.

So ein Exemplar soll es in den Wagen der Genossenschaft nur ein einziges Mal geben, räumt Frank Tempel ein. Das sei auch eine Platzfrage, erklärt der Vorstand. Und begründet: „Liegt so ein großer Kindersitz stetig im Kofferraum, bleibt nur noch wenig Platz für Gepäck.“ Deswegen lautet Marc Bechers Vorschlag: So einen Sitz in den Räumen der Genossenschaft hinterlegen und wenn ein Taxi mit Kindersitz angefordert wird, könnte der jeweilige Fahrer den Sitz einsammeln.

Die Absage für diese Idee bekommt Marc Becher prompt: Das sei der Genossenschaft zufolge nicht möglich, da jedes Taxiunternehmen für sich agieren würde.

Was Frank Tempel zufolge allerdings die meisten Taxifahrer in Magdeburg mitführen würden, sind die Sitzerhöhungen für Kinder. Diese kompakten Sitze gelten allerdings erst ab Gruppe II, also ab circa vier Jahren beziehungsweise 15 Kilogramm Gewicht. Auf diese Art der Sitzerhöhungen hätten sich bereits sogar die Auto-Hersteller eingestellt, sagt Frank Tempel und führt als Beispiel VW- oder Mercedes-Modelle an, bei denen der Sitz direkt auf der Rückbank ausgeklappt werden kann. Auch so eine Erhöhung ist allerdings eher für größere Kinder gedacht.

Marc Becher wartet jetzt auf Antwort von der Stadt Magdeburg auf die Frage, ob es Regelungen bezüglich der Sitze für Kleinkinder im Taxi gibt. Er ist der Überzeugung: „Es ist ein Armutszeugnis für Magdeburg, wenn Familien hier faktisch nicht auf die Dienstleistung eines Taxis zurückgreifen können.“