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Skulptur geplant Magdeburger Denkmal für Euthanasie-Opfer

Magdeburg könnte das erste Euthanasie-Denkmal Deutschlands bekommen, an dem auch Menschen mit Behinderung mitgearbeitet haben.

Von Christina Bendigs 23.01.2018, 00:01

Magdeburg l Der Künstler Bernd Morgenroth möchte gern in Magdeburg ein Denkmal errichten, das an die Opfer der Euthanasie im Nationalsozialismus erinnert. Aber nicht nur das: Der Künstler gibt regelmäßig Töpferkurse für Menschen mit Behinderung in den Pfeifferschen Stiftungen. Gemeinsam mit ihnen hat er eine Skulptur entwickelt. „Das Denkmal könnte das einzige bundesweit werden, an dem auch Menschen mit Behinderung mitgewirkt haben“, erklärt er das Alleinstellungsmerkmal.

Die Skulptur ist zusammengesetzt aus vielen einzelnen Feldern, die Morgenroth und seine Töpferschüler abwechselnd gestaltet haben. Im Moment existiert es erst als etwa 40 Zentimeter hohe Skulptur. Doch Morgenroth hofft, dass es einst als zwei bis drei Meter hohe Skulptur in Magdeburg stehen wird.

Sein Vorhaben hat er bereits dem Kulturausschuss vorgestellt. Er möchte, dass das Denkmal im öffentlichen Raum aufgestellt wird, am besten in der Innenstadt von Magdeburg auf dem Gelände des Skulpturenparks im Kloster.

Während der Kulturausschusssitzung gab Museumskurator Uwe Gellner zu bedenken, dass Vorgaben, die sich aus dem Konzept für das Kloster ergeben, berücksichtigt werden müssten. Museumsleiterin Dr.  Annegret Laabs sei dagegen, das Denkmal im Skulpturenpark am Kloster aufzustellen.

Die Fachbereichsleiterin für Kunst und Kultur bei der Stadtverwaltung Magdeburg, Susanne Schweidler, bestätigte, dass sie sich die Plastik gemeinsam mit Annegret Laabs angeschaut habe.

Demnach habe es eine Diskussion über mögliche Standorte gegeben. Außerdem sei über die Bedeutung eines Euthanasie-Denkmals in Magdeburg gesprochen worden. Da in Magdeburg keine Euthanasie-Anstalt existiert habe, wäre ein Denkmal für Euthanasie in anderen Städten eher sinnvoll.

Grundsätzlich werde dieses Projekt allerdings positiv bewertet. Dennoch werde eine Aufstellung in der Nähe des Klosters abgelehnt, da sich dort der Skulpturenpark des Klosters befindet, der Sammlungsort für das Kunstmuseum und Konzeptionsort für moderne Plastik ist. Stattdessen sollten andere Standorte wie zum Beispiel am Demenzzentrum gefunden werden.

Kulturbeigeordneter Matthias Puhle schlug als Standort Bernburg vor, wo es eine Gedenkstätte für die Opfer der Euthanasie gibt. Dort gab es im Zweiten Weltkrieg eine Euthanasie-Anstalt.

Bernd Morgenroth kann die Einstellung, dass der Stadt Magdeburg ein Bezug fehle, nicht nachvollziehen. In vielen Städten gebe es auch für andere Opfergruppen Gedenkstätten, obwohl es vor Ort keine Morde gegeben habe. Gleichwohl lebten auch in Magdeburg Menschen mit Behinderung, die Opfer der Euthanasie geworden sind, damit wäre ein Denkmal durchaus sinnvoll. Viele Menschen hätten in ihrem Familien- oder Freundeskreis Menschen mit Behinderung und in Familien würden noch heute Geschichten von damals erzählt, meint Bernd Morgenroth.

Das Denkmal würde etwa 8000  Euro kosten, berichtet Bernd Morgenroth. Es würde aus Ton gefertigt und mit Beton ausgegossen werden. Bernd Morgenroth hofft bei der Finanzierung auf Zuschüsse von der Stadt Magdeburg, aber auch auf Spenden von Menschen, die sich ebenfalls für die Aufstellung eines solchen Denkmals einbringen wollen.

Vorerst müssen aber erst einmal grundsätzliche Fragen geklärt werden: Soll Magdeburg ein solches Denkmal errichten und wo soll es stehen? Die Mitglieder des Kulturausschusses stehen dem Vorhaben grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber.