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Sozial-Projekt Magdeburger Umsonstladen droht das Aus

Der Magdeburg Umsonstladen fürchtet um seine Existenz. Petra Rauchfuß und ihrem Team fehlt Geld.

Von Marco Papritz 21.07.2020, 01:01

Magdeburg l „Derzeit können wir nur von Monat zu Monat planen“, sagt Petra Rauchfuß am Sonntagabend, wenige Minuten vor Öffnung des Umsonstladens. Da stehen schon Tüten mit Kleiderspenden vor der Tür, was die paradoxe Situation des Sozialprojektes gut wiedergibt: Der Laden erlebt seit seiner Gründung als Studentenprojekt im Südosten der Stadt einen enormen Zuspruch. Gut erhaltene Kleidungsstücke und Haushaltswaren werden an Bedürftige weitergegeben, das Geschäft fungiert als Ort des Austauschs. Einnahmen gibt es allerdings nicht. Für den Betrieb werden Spenden eingesetzt. Und wenn es gar nicht anders geht, springt Petra Rauchfuß mit ihrem Geld ein, obwohl sie selbst finanziell nicht auf Rosen gebettet ist. „Mir liegen der Laden und die Besucher am Herzen – ich bin von dem Sinn absolut überzeugt“, so die 65-Jährige, die den Laden mit Tochter Nadine Ebeling und Partner Ingo Block betreibt. Kurze Zeit nach der Eröffnung vor fast zehn Jahren ist sie als freiwillige Helferin für den Umsonstladen im Einsatz. Als es die Studenten 2015 wegzieht, übernimmt die gebürtige Salbkerin die Leitung und hält den Laden im Südosten. „Ob Café, Kneipe oder andere Geschäfte – vieles ist hier in den vergangenen Jahren geschlossen worden. Wo sollen sich denn die Bewohner treffen?“, fragt sie. Somit wird der Umsonstladen nicht nur zum Einkleiden aufgesucht, sondern auch, um sich mit Bekannten zu treffen und Neuigkeiten aus den Stadtteilen zu erfahren. Oder um sich zu versorgen. Denn das Geschäft ist eine der Stationen des stadtweiten Projektes „Lebensmittel retten Magdeburg“. Dafür fährt das Team kreuz und quer durch die Stadt, damit nicht verkaufte Nahrungsmittel nicht weggeworfen werden.

So sehr der Umsonstladen auf Nachhaltigkeit setzt, so ist es Petra Rauchfuß und ihren Unterstützern nicht gelungen, die Finanzierung langfristig zu sichern. Obwohl der Umsonstladen öffentlich wahrgenommen wird: Volksstimme-Leser wählten Petra Rauchfuß für ihren vielfältigen Einsatz zu einer Magdeburgerin des Jahres 2017, der Umsonstladen war einer der Nominierten des Deutschen Nachbarschaftspreises 2019. Zwar ist in diesem Jahr ein Verein gegründet worden, jedoch durchkreuzte die Corona-Krise den Plan, fortwährende Spenden zu generieren. „Wegen der Pandemie hat jeder zu kämpfen, das haben wir deutlich zu spüren bekommen. Daher hat sich die Lage für uns so zugespitzt“, so Petra Rauchfuß.

Hoffnung macht ihr der Einsatz eines großen Kaufhauses an der Lübecker Straße, das derzeit mit einer Pfandbon-Spendenaktion bei seinen Kunden für Unterstützung wirbt. Und auch mit den Städtischen Werken Magdeburg (SWM) stehe man in Bezug auf die Betriebskosten für das Ladengeschäft in der Faulmannstraße  7 in Kontakt. Hierhin ist der Umsonstladen erst vor drei Monaten gezogen, nachdem sich durch einen Besitzerwechsel in dem Haus an der Kreuzung Alt Salbke/Faulmannstraße ein Ende für den Laden abzeichnete, der dort über Jahre als Anlaufpunkt fungierte.

Die Ungewissheit, wie es weitergeht, nagt an der Macherin, die für viele Besucher auch als Hoffnungsgeberin fungiert. „Petra Rauchfuß hat eine offene, fröhliche Art an sich und ist immer gut gelaunt“, schätzt eine Rentnerin ein, die laut eigener Aussage trotz Rente auf den Gang zum Umsonstladen angewiesen ist, um sich mit neuen Kleidungsstücken zu versorgen. Das gilt aber auch für junge Familien und Geflüchtete – es werden immer mehr Besucher. Längst ist der Umsonstladen nicht nur Kontaktbörse, sondern auch ein Integrationslotse, wenn man so will.

Der Umsonstladen ist mittwochs und sonntags von 19 bis 21 Uhr geöffnet – an jedem letzten Sonntag im Monat wird ein Schließtag eingelegt. Kontakt gibt es über Facebook: www.facebook.com/Umsonstladen.MD.Salbke/