1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Wie Magdeburger Instagram nutzen

Soziales Netzwerk Wie Magdeburger Instagram nutzen

Das soziale Netzwerk Instagram ist vor allem bei jungen Menschen beliebt. Zwei Magdeburger berichten, was sie dort tun.

06.04.2019, 23:01

Magdeburg l Janne Barthel wollte eigentlich Pilotin werden. Da ist es keine schlechte Idee, erst einmal eine Naturwissenschaft zu studieren, Physik etwa. Das war 2017.

Drei Semester später: Für die 19-Jährige steht fest, sie will ihr Physikstudium in Magdeburg abbrechen. Wenn sie jetzt wählen müsste: Pilotin sein oder lieber eine Million Follower auf Instagram haben? Barthel sagt: „Das ist eine schwierige Frage.“

Beinahe 10.000 Nutzer folgen der Magdeburger Studentin im sozialen Netzwerk Instagram. Sie tut dort, was viele dort tun: Fotos von sich zeigen. Janne Barthel vor dem Dom, Janne Barthel auf der Hubbrücke, Janne Barthel vor der Getec-Arena. Janne Barthel sagt: „Wenn man um die 100.000 Follower hat, kann man davon leben.“ Dann ist man als Influencerin für Werbetreibende so interessant, dass größere Beträge für Reklamebotschaften in den Bildern gezahlt werden.

Barthel bezeichnet sich selbst als Microinfluencerin. Sie bekomme immer wieder Angebote für Werbung. Oft seien es Pflegeprodukte, die sie mit einem Foto anpreisen soll. Geld habe sie dafür noch nicht kassiert. Meistens könne sie die Produkte aber behalten. Viele Anfragen seien aber auch einfach „unseriös“ und „Abzocke“, sagt Barthel.

Dass Instagram einmal zu den ganz großen sozialen Netzwerken aufsteigen würde, war vor einigen Jahren noch nicht abzusehen. 2010 wurde dort das erste Bild gepostet. Seitdem ist die Zahl der Nutzer jedes Jahr gestiegen, 2018 verzeichnete das soziale Netzwerk schließlich eine Milliarde Nutzer. In Deutschland gab es im August 2017 rund 15 Millionen monatlich aktive User. Nach dem Account von Instagram selbst ist der Fußballer Christiano Ronaldo der Instagrammer mit den meisten Followern, ihm folgen 160 Millionen Nutzer.

„Follower sind die Währung auf Instagram“, sagt Barthel. Als sie in die 9. Klasse ging, folgten ihr bereits 1000 User. Die Lehrerin habe das damals mitbekommen, erinnert sie sich. Sie habe dann für die Klasse einen Kuchen backen müssen, als sie den tausendsten Follower hatte. Bei etwa 2000 Followern habe die Zahl dann stagniert, da sei sie wenig aktiv gewesen. „Auf Instagram muss man immer aktiv sein, am besten jeden Tag etwas posten“, sagt Barthel.

Zwei Drittel aller Instagram-Nutzer sind zwischen 18 und 34 Jahre alt. Barthels Follower sind laut einer für sie einsehbaren Statistik noch etwas jünger: 59 Prozent sind zwischen 18 und 24 Jahre alt. Außerdem sind 80 Prozent Männer. Das erklärt wohl, wieso Fotos am Strand in Bademode besonders gut ankommen bei Barthels Gefolgschaft. Auf ein gemeinsames Foto mit ihrem Freund seien die Reaktionen weniger gut gewesen. „Da habe ich ziemlich viele Follower verloren“, sagt sie.

Man kann Instagram auch anders nutzen als Barthel. Viele posten Fotos von Essen und reizvollen Landschaften, andere wollen Buchcover und Tierfotos mit ihren Followern teilen. Viele sind erfolgreich damit, sich und ihr Leben auszustellen – oder besser, eine für ihre Follower interessante Version ihrer selbst.

Arsen Esse hat sich seinen Instagram-Namen an das Heck seines Autos geklebt. Es sei schon vorgekommen, dass ihm jemand aufgrund dessen auf Instagram geschrieben habe, um seinen Fahrstil zu kommentieren, berichtet er. Esse hat knapp 20.000 Follower. Seine Bilder zeigen ihn beim Training im Fitnessstudio, im Anzug bei Vorträgen, vor seinem Auto, auf seinem Auto, in seinem Auto. Der 25-Jährige sagt: „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich bin kein materieller Typ.“

2012 hat Esse mit Instagram begonnen. Neben seinem Studium in Magdeburg (Wirtschaftsingenieurwesen) war ihm seine Fitness wichtig. Instagram nutzte er in den ersten Jahren für Sportfotos mit Ernährungstipps. Irgendwann sei seine Followerzahl so auf 27.000 gestiegen. Jeden zweiten Tag habe er von Firmen Fitnessprodukte angeboten bekommen. „Lukrativ war es nicht“, sagt Esse rückblickend.

Heute arbeitet er bei einem Finanzdienstleister in Magdeburg. Instagram nutze er weiter als Marketingwerkzeug, zum Markenaufbau für seine Firma, vermittelt werden solle ein „cooler Lifestyle“.

Janne Barthel weiß noch nicht, wie es in den kommenden Monaten bei ihr weitergeht, ob sie etwas anderes studiert, erst einmal Praktika macht. Sie könne sich auch vorstellen, vorerst alle Energie in ihren Instagram-Auftritt zu stecken. Für ewig sei das aber wohl eher keine Perspektive, sagt sie. Sie kenne keine Influencerin, die über 60 Jahre alt ist. „Pilotin könnte ich ein Leben lang sein.“