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Sprachlehrer Deutsch im Stundenplan der Politik

Um ausländischen Kindern in Magdeburg Deutsch zu vermitteln, stehen mehr Lehrerstunden zur Verfügung. Diese werden individuell genutzt.

Von Martin Rieß 13.03.2019, 12:50

Magdeburg l Irritationen hat es in einigen Magdeburger Grundschulen in Sachen "Deutsch als Fremdsprache" gegeben. Darüber berichtete Annette Kirstein vom Stadt­elternrat während der Sitzung des Ausschusses für Bildung, Schule und Sport. Hintergrund: In den vergangenen Jahren war auf das Können von Sprachlehrern zurückgegriffen worden, die den Mädchen und Jungen aus ausländischen Familien die deutsche Sprache vermitteln. Inzwischen hätten Eltern an Schulen beobachtet, dass weniger dieser Sprachlehrer zum Einsatz kommen.

Hintergrund dafür ist, dass das Land Sachsen-Anhalt inzwischen Schulen, an denen besonders viele Kinder mit zu geringen Deutschkenntnissen lernen, zusätzliche sogenannte Lehrerstunden zur Verfügung gestellt werden. Sprich: Es steht mehr Personal zur Verfügung. Wie diese zusätzlichen Möglichkeiten allerdings genutzt werden, können die Schulen in Eigenregie entscheiden. Beispielsweise ist es möglich, dass anstelle von zusätzlichen Unterrichtsstunden kleinere Klassen gebildet werden.

Und geleistet werden können die Zusatzsstunden auch von anderen Lehrern, so dass der Spracherwerb auch im Rahmen eines zusätzlichen oder intensiveren Fachunterrichts geleistet werden könnte. Annette Kirstein sagt: „Für die Eltern ist aber oft nicht zu erkennen, wo die zusätzlichen Stunden ankommen.“ Hier seien die Schulen in der Pflicht, die Eltern zu informieren – auch im Sinne der vorgeschriebenen Mitwirkung für die Elternvertretungen.

Wichtig ist eine umfangreiche Vermittlung von Sprachkenntnissen vor allem vor dem Hintergrund, dass ohne entsprechende Fähigkeiten der Erfolg in der Schule ausbleibt. Das gilt für Kinder aus Zuwandererfamilien ähnlich wie im Falle von Kindern aus alteingesessenen Schulen. Dort, wo Kinder keine Erfolge in der Schule haben, schlägt sich das nicht zuletzt in der Zahl der Verweiler in den unteren Schulklassen nieder. Unter diesem Begriff werden jene Schüler zusammengefasst, die in der Vergangenheit als Klassenwiederholer oder Sitzenbleiber bezeichnet wurden.

Um nicht zuletzt den Kontakt der Jungen und Mädchen mit unzureichenden Deutschkenntnissen zu Muttersprachlern zu fördern, hatte Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper mehrfach die Initiative ergriffen: Er hatte gefordert, dass die jeweiligen Kinder gleichmäßiger auf die Schulen verteilt werden.

Während der Sitzung des Bildungsausschusses war derweil auch ein Modell aus Halle Thema. Sowohl der Linke-Stadtrat Hans-Joachim Mewes als auch SPD-Stadtrat Christian Hausmann hatten darauf hingewiesen, dass diese Idee auch für Magdeburg denkbar sei.

In der Saalestadt gibt es eine Kooperation zwischen der Martin-Luther-Universität und der Freiwilligenagentur. Ziel ist es, Studenten gezielt für die Vermittlung von Deutschkenntnissen an Schüler zu gewinnen. Den Rahmen bilde das sogenannte Service Learning, bei dem Studierende sich gemeinnützigen Tätigkeiten widmen und dazu passende Lehrveranstaltungen besuchen.

Ein Aspekt, der an den meisten Hochschulstandorten heute eine Rolle spielt, könnte sich dabei als nützlich erweisen: Die Zahl der Studenten aus dem Ausland, die mehr als nur ein Semester in Deutschland studieren, steigt. Gerade sie könnten durch die Kenntnis der Muttersprache der Kinder aus dem Ausland einen besonderen Zugang zu diesen erlangen und Brücken zur Sprache und Kultur in Deutschland bauen.

Aktuelle Zahlen zu Schülern mit Migrationshintergrund lagen der Magdeburger Stadtverwaltung übrigens zur Sitzung des Bildungsausschusses nicht vor. Da die Schulen bis auf die Bereitstellung von Räumen im Aufgabenbereich des Landes liegt, hat die Stadt auch keine Möglichkeit, selbst die Initiative zu ergreifen.

Klar sei aber, dass sich die Zahl der Erstklässler mit ausländischen Wurzeln inzwischen stabilisiert habe. Selbst wenn die Zahl von Bürgerkriegsflüchtlingen nachgelassen hat, rechnen die Behörden für die kommenden Jahre weiterhin mit Erstklässlern, die noch über keine bis sehr geringe Deutschkenntnisse verfügen. Grund ist der gesetzlich reglementierte Zuzug von Familienangehörigen.