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Sprengstoff Polizei durchsucht Wohnung in Magdeburg

Die Wohnung eines 25-Jährigen wurde in Magdeburg durchsucht. Er soll mit Sprengstoff versucht haben, ein Polizeigebäude zu zerstören.

Von Franziska Ellrich 23.01.2018, 11:34

Magdeburg l Eine Kolonne aus Einsatzwagen des Landeskriminalamtes Magdeburg (LKA) fährt am Vormittag des 23. Januar 2018 mit Blaulicht und Sirene durch Magdeburg-Stadtfeld. Sie stoppen vor der Alexander-Puschkin-Straße 20. Dutzende vermummte Polizisten in Schutzmontur betreten das Haus. Ihr Ziel: die Wohnung eines 25-Jährigen. Sie soll durchsucht werden – „wegen des Verdachts der versuchten Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion“, wie es von der Polizei heißt.

Der junge Mann soll zu einer Gruppe von Tätern gehören, die im Juli 2017 mit einer selbst gebauten Sprengvorrichtung für eine Explosion an einem Dienstgebäude der Polizei in der Gerhart-Hauptmann-Straße sorgen wollten. Der Versuch scheiterte, der Sprengsatz wurde sichergestellt und von den Experten des LKA untersucht. Eine Spur führte zu dem bereits polizeibekannten Mann. Der Beschuldigte wurde vorläufig festgenommen und befindet sich vorerst in Polizeigewahrsam. Die Staatsanwaltschaft prüft jetzt, ob sie einen Haftantrag stellt, erklärt LKA-Sprecher Andreas von Koß.

Gegen 15.30 Uhr ist die Durchsuchung am Dienstag beendet. Mit dem Ergebnis: Neben Beweismitteln wurden laut Polizei „auch diverse Waffen, waffenähnliche und verbotene Gegenstände“ sichergestellt.

Der Infoladen des Vereins „Kiez, Kultur, Leben“, der sich im selben Wohnhaus befindet, sei nicht von der Durchsuchung betroffen gewesen. Darauf weisen Polizei und Staatsanwaltschaft am Dienstag ausdrücklich hin. Er ist ein Treffpunkt für die linke Szene. Mitglieder des Vereins sowie Mieter des Hauseingangs sind während der Durchsuchung vor Ort. Sie werden nicht in das Haus hineingelassen, sorgen sich um die Vereinsräume und ihre Wohnungen.

Von Koß beruhigt sie, nur die Wohnung des Beschuldigten sowie Nebenräume wie Keller würden durchsucht. Für den Infoladen kommt das Großaufgebot der Polizei vor der Tür zur Unzeit. Die Betreiber verhandeln gerade mit dem Hauseigentümer über den Verbleib. Ein Vereinsmitglied erklärt: „Das verbessert nicht gerade unsere Verhandlungsposition.“ Sie verurteilen die Hausdurchsuchung und sprechen von einem „vermeintlichen Böllerwurf zum G-20-Gipfel in Hamburg“.

Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt ermitteln jedoch wegen des geplanten Angriffs auf ein Polizeigebäude. In der Nacht des 8. Juli 2017 sollen Steine gegen die Außenstelle der Polizeidirektion Nord im Magdeburger Stadtteil Stadtfeld-Ost geworfen worden sein. Aus diesem Grund sei der Wachschutz des Gebäudes aufmerksam geworden und fand bei einem Kontrollgang an einer Eingangstür die Sprengvorrichtung.

LKA-Sprecher Andreas von Koß macht deutlich: Untersuchungen hätten ergeben, dass die Vorrichtung einen „erheblichen Sachschaden“ angerichtet hätte. Auch Verletzte wären bei einer Explosion nicht auszuschließen gewesen.

Dass circa 50 Einsatzkräfte an der Durchsuchung beteiligt waren, habe mit der besonderen Situation zu tun gehabt, erklärt Andreas von Koß. Man habe Reaktionen aus der linken Szene erwartet. Deshalb sei auch kurzzeitig der Polizeihubschrauber zum Einsatz gekommen.

Ob der Verdächtige auch der linken Szene angehöre, wollte er nicht sagen. Man gehe aber bei dem versuchten Anschlag von einer politisch motivierten Tat aus. Zum Tatzeitpunkt fand der G-20-Gipfel in Hamburg statt.

Am Abend erklärt die Rote Hilfe Magdeburg, eine Organisation, die „politisch Verfolgte aus dem linken Spektrum unterstützt“, dass es sich um einen linken Aktivisten handelt. Sie ruft am Freitag zu einer Demo am Infoladen auf.