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Stadtgeschichte Alte Bahngleise in Magdeburg entdeckt

Warum auf der künftigen Trasse der Magdeburger Verkehrsbetriebe am Buckauer Bahnhof bereits Gleise liegen.

Von Rainer Schweingel 11.04.2019, 01:01

Magdeburg l Der Gleisbau und die damit verbundenen Sperrungen in Magdeburg erhitzen derzeit die Gemüter in Buckau. Straßenbahnfreunde schauen aktuell aber ganz genau auf die Fahrbahn in der Warschauer Straße an der Brücke am Buckauer Bahnhof. Dort haben Arbeiten für den Trassenschluss zwischen der Schönebecker und der Leipziger Straße begonnen, der Teil des Großprojektes 2. Nord-Süd-Verbindung der Magdeburger Verkehrsbetriebe (MVB) ist.

Als die Fräsmaschine zunächst die dünne Asphaltschicht abgetragen hatte, kam nicht nur Kopfsteinpflaster, sondern auch ein Stück Stadtgeschichte zum Vorschein. Zu sehen sind einige Meter zweier Gleise, die dort eigentlich erst gebaut werden sollen.

Der Hintergrund ist schnell erklärt: Der Lückenschluss war bereits vor knapp 100 Jahren geplant. „Damals sollte eine Verbindung zwischen Buckau und Sudenburg gebaut werden. Sie wurde aber wegen des Zweiten Weltkriegs nicht fertig“, weiß der Sprecher der Verkehrsbetriebe, Tim Stein, zu berichten. Baubeginn sei 1931 gewesen. 1944 habe dann schon wieder die Teildemontage der Gleise begonnen. Mit dem Material wurden im Stadtgebiet Kriegsschäden repariert.

Auch Straßenbahnexperte Ditmar Pauke aus Magdeburg kennt die Pläne von damals. „So weit ich weiß, sind sogar Bahnen von der heutigen Schönebecker Straße bis zum Buckauer Bahnhof und wieder zurück gefahren. Ich kenne Fotos aus dem Jahr 1934, auf denen die Gleise weiter in Richtung Dodendorfer Straße, damals Försterstraße, gebaut wurden. Mehr ging nicht, weil der Lückenschluss wegen des Krieges nicht vollendet werden konnte.“

Später seien aber viele unvollendete Trassen zumindest freigehalten oder mit Weitblick bebaut worden, so Pauke. Dies gelte für die inzwischen fertiggestellte Verlängerung der Trasse bis nach Reform auf der Leipziger Chaussee (ehemaliger Grünstreifen in der Mitte) oder die Ringbrücke in der Wiener Straße. Sie sei in den 1970er Jahren bewusst so groß gebaut worden, dass später eine Straßenbahntrasse darunter Platz hat. Dieses Projekt ist inzwischen vollendet.

Mittlerweile ist die unscheinbare Stelle am Buckauer Bahnhof bereits eine kleine Pilgerstätte für Straßenbahnfans geworden. Wer noch einen Blick erhaschen will, sollte sich beeilen. Wegen der Bauarbeiten sind die Gleise bald weg.

Bis die neuen liegen, wird auch noch einige Zeit ins Land gehen. 2020 soll der Bauabschnitt 7 fertiggestellt sein. Obwohl die Straßenbahntrasse dann zweigleisig ausgebaut sein wird, ist dies ausgerechnet an der derzeit freigelegten Stelle unter der Brücke am Buckauer Bahnhof – anders als vor 100 Jahren – nicht der Fall.

Aus Platzgründen wird es hier auf etwa 100 Meter Länge nur ein Gleis geben. Der Grund: Die Durchfahrt ist für zwei Autospuren und zwei Gleise nebeneinander zu schmal. Gelöst wird das Platzproblem über eine sogenannte Gleisverschlingung. Unter der Brücke wird die Trasse für die Straßenbahn nur einspurig. Geregelt wird der Verkehr mit einer Ampel für die Bahn. Autos erhalten je Richtung aber weiter wie bisher eine Fahrspur.