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Stadtrat Magdeburg MVB fahren ins Millionen-Loch

Die Corona-Einschränkungen kosten viel Geld. Auch die Magdeburger Verkehrsbetriebe benötigen weitere Unterstützung.

Von Martin Rieß 14.10.2020, 01:01

Magdeburg l Die Corona-Krise hat die Magdeburger Verkehrsbetriebe 2020 in Bedrängnis gebracht: Auf der einen Seite zusätzliche Kosten für Hygiene­maßnahmen, auf der anderen Seite sinkende Einnahmen wegen ausbleibender Fahrgäste. Dass dies nicht billig wird, war seit Monaten klar. Und seit wenigen Tagen ist auch klar, was die Einschränkungen finanziell bedeuten.

Statt der zum Jahresbeginn geschätzten 32 Millionen Euro an Fehlbeträgen sind es nun gut 6,5 Millionen Euro mehr. Der Magdeburger Stadtrat soll Anfang November konkret über eine Summe von 6.519.600 Euro entscheiden, die dem Unternehmen zur Verfügung gestellt werden sollen. In einem Brief hatte sich die Chefetage der Magdeburger Verkehrsbetriebe an die Stadt gewandt und die entsprechende Summe genannt, die nötig sei, um die Angebote des innerstädtischen öffentlichen Personennahverkehrs in Magdeburg zu sichern.

Bei den zusätzlichen Hygienemaßnahmen hatten die Magdeburger Verkehrsbetriebe beispielsweise ab der zweiten Märzhälfte zusätzliche Reinigungsgänge für die Innenräume der Fahrzeuge auf den Weg gebracht. Laura Luise Bode, Assistentin der Geschäftsführung, sagte gestern mit Blick auf die nach wie vor gültigen Maßnahmen: „Neben der täglichen Reinigung aller Fahrzeuge im Depot lassen wir weiterhin tagsüber ankommende Fahrzeuge an verschiedenen Endstellen reinigen.“ Der Schwerpunkt liege auf der Säuberung der Kontaktflächen – auf Griffen, Haltestangen und Schaltern also beispielsweise. Das bedeute Mehrkosten für Personal, aber auch für das Verbrauchsmaterial zum Beispiel an Reinigungsmitteln. Zusätzlich werden die Türen der Straßenbahnen automatisch an jeder Haltestelle geöffnet.

Auf der anderen Seite der Einbruch bei den Fahrgastzahlen. Rund die Hälfte der Einnahmen der Verkehrsbetriebe stammen aus dem Verkauf von Fahrkarten. Doch ab der zweiten Märzhälfte leerten sich die Fahrzeuge spürbar. In Magdeburg waren nur noch 25 Prozent der Fahrgäste zu verzeichnen. Zunächst brachen damit die Fahrscheinverkäufe für Einzelfahrten und Tageskarten ein, nicht ohne Folgen blieb diese Entwicklung aber auch für den Verkauf von Zeitkarten. Trotz des lange vor den Ferien geltenden ausgedünnten Ferientakts im Fahrplan blieben die meisten Bahnen und Busse so leer wie selten zuvor.

Inzwischen erreicht die Zahl der Fahrgäste wieder einen Wert von 70 Prozent des Vorjahreswertes.

Unabhängig von der jetzt genannten Zahl: Am Ende gelten die 6,5 Millionen Euro nur unter Vorbehalt und auch nur für dieses Jahr. Denn die Krise ist noch nicht überstanden. Weniger Pendeler oder ausbleibende Gäste der Landeshauptstadt könnten noch lange für Magdeburg zum Alltag gehören und damit auch bei den Verkehrsbetrieben zu Buche schlagen. Lara Luise Bode sagt: „Wir rechnen wie alle anderen Verkehrsunternehmen damit, dass im Jahr 2021 nicht das Niveau der Vorjahre erreicht wird.“

Bevor der Stadtrat am 5. November 2020 entscheiden wird, hat der Finanz- und Grundstücksausschuss das Wort. Er gibt am 28. Oktober 2020 sein Votum ab.

Zumindest für dieses Jahr hofft die Stadt auch auf Hilfe vom Land, um die Folgen der Corona-Krise für den öffentlichen Personnenahverkehr abzumildern. Doch bis diese Gelder fließen, werden noch einige Wochen ins Land gehen.