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Streifenfahrt Unterwegs mit der Wasserschutzpolizei

Nicht nur auf Land, sondern auch auf dem Wasser sorgen Polizisten in Magdeburg für Sicherheit. Ein Einblick in den Alltag auf der Elbe:

Von Tom Wunderlich 29.04.2019, 23:01

Magdeburg l Lutz Wendt, Heiko Schuster und Michael Laube mögen nicht unbedingt wie echte Seebären aussehen, jedoch sind sie mit allen Wassern gewaschen und sorgen auf der Elbe in Magdeburg für Recht und Ordnung bei der Wasserschutzpolizei mit „Aqua 80/19“.

Bevor es losgeht, prüfen Michael Laube und Heiko Schuster ihr heutiges Dienstboot, das WSP19 Tanger, auf Herz und Nieren. Während Schuster die Systeme hochfährt, prüft sein Kollege Laube den Maschinenraum. Hier müssen noch einige Ventile geöffnet werden, denn vollautomatisch funktioniert hier noch nichts – immerhin ist das Boot 21 Jahre alt.

Mit auf Streife fährt heute auch Lutz Wendt. „Im Idealfall sind wir immer zu dritt unterwegs“, erklärt der Leiter des Reviereinsatzdienstes der Wasserschutzpolizei, welche der Polizeiinspektion Zentrale Dienste angegliedert ist. Neben ihm verrichten 74 weitere Beamte ihren Dienst bei der Wasserschutzpolizei in Sachsen-Anhalt. Rund 40 davon in Magdeburg.

Weitere Standorte gibt es unter anderem in Haldensleben, Havelberg, Dessau-Roßlau und Halle. Das Einsatzgebiet der Mageburger ist weitläufig. „Auf der Elbe bestreifen wir den Bereich zwischen der Saalemündung bei Barby und Rogätz. Auch ein kleiner Teil des Mittellandkanals gehört dazu. Hier vor allem der Bereich rund um die Schleusen zur Elbe.“

Nach dem Technikcheck geht es los. „Zu Tal auf der Elbe“, so der Fachausdruck in der Schifffahrt, wenn man die Elbe flussabwärts befährt, geht es in Richtung Hohenwarthe. Zielstrebig lenkt Heiko Schuster, seit 2011 ist er bei der Wasserschutzpolizei, das 16 Meter lange Boot in Richtung des Magdeburger Industriehafens. Hier wollen die Polizeibeamten Güterschiffe überprüfen. Dafür gibt es klare Regularien. Über die Schiffskontrolldatei (SKD) prüft Kollege Michael Laube, ob das Güterschiff „Steinburg“ in letzter Zeit der großen Schiffskontrolle unterzogen wurde. Das ist tatsächlich der Fall.

Die Beamten haben trotzdem den Verdacht, dass der Bootsführer seine Lenkzeiten überschritten haben könnte. Also steuert Schuster das WSP19 fachmännisch an die Steuerbordseite (rechts) des großen Kahns, der gerade Getreide löschen, also entladen, lässt. Während er im Führerstand bleibt, steigen Laube und Wendt über und kontrollieren den Kapitän. Der zeigt sich sichtlich gelassen und händigt bereitwillig das Bordbuch, in diesem stehen alle Fahrten und die aktuellen Bordmitglieder drin, sowie den Ausdruck des Fahrtenschreibers aus. Nach einigen prüfenden Blicken nickt Michael Laube anerkennend. „Alles in Ordnung auf der Steinburg.“

Die beiden Polizisten steigen wieder auf „Aqua 80/19“, so der Funkkenner des Polizeibootes, um. „Wenn wir auf den hiesigen Gewässern unterwegs sind, sieht das Lage- und Führungszentrum (LFZ), dass wir unterwegs sind und auch wo“, erzählt Wendt. Möglich mache das die GPS-Technik im Boot. Doch mittels GPS können nicht nur sie gesehen werden, sondern auch andere Schiffe entdeckt werden, die auf der Elbe noch nicht in Sicht sind. Heiko Schuster gibt Gas und fährt die Elbe weiter zu Tal, denn er hat bereits das nächste Güterschiff entdeckt. Dieses befindet sich kurz vor Hohenwarthe.

Nach gut zehn Minuten kommt es in Sicht. Schuster wendet, während Lutz Wendt dem Schiffsführer des polnisches Schiffes zu verstehen gibt, dass er an Bord kommen möchte. Das WSP19 setzt sich neben den Polen. Hier ist absolute Konzentration gefordert, denn das Übersteigen erfolgt während der Fahrt zu Berg. Das heißt, dass beide Schiffe nicht nur gegen die Strömung fahren, sondern dass auch die beiden Wasserschutzpolizisten nur wenige Sekunden haben, um auf das Güterschiff zu kommen. Auch hier verläuft die Kontrolle reibungslos.

Nach einer Viertelstunde kommen die beiden Beamten wieder zurück auf das 306 PS starke Boot. Während der ganzen Zeit ist Heiko Schuster so gefahren, dass er seine Kollegen immer im Auge hat. „Man weiß ja nie, was so passiert“, erklärt der ehemalige Polizeiausbilder. „Aber 90 Prozent der Schiffsbesatzungen heißen uns immer herzlich willkommen.“ „Der Job auf dem Wasser ist wirklich angenehmer als auf dem Land“, ergänzt Michael Laube, der gerade wieder in den Führerstand kommt.

Er selber war bis 2017 im Streifendienst auf Magdeburgs Straßen unterwegs. „Dann habe ich mich entschieden, hierher zu wechseln.“ Zwar sei die Ausbildung in Hamburg, ein Vierteljahr habe diese gedauert, sehr anspruchsvoll, aber inzwischen wolle er die Wasserschutzpolizei gar nicht mehr missen. Eine kleine Veränderung ist trotzdem noch geplant. „Im September möchte ich zum Außenstandort nach Haldensleben wechseln.“ Dann wird er auf dem Mittellandkanal für Recht und Ordnung sorgen. Sein Gebiet führt dann bis zur niedersächsischen Grenze.

Inzwischen hat „Aqua 80/19“ wieder den Industriehafen erreicht. Zielstrebig werden mehrere leere Leichter, das sind Frachträume, die an ein Schiff gekoppelt werden können, angesteuert, die in der Nähe einer alten Schleuse „abgestellt“ sind. Lutz Wendt will die Plaketten prüfen. „Wir haben das Recht, jederzeit andere Wasserfahrzeuge zu betreten“, so Wendt. Mit den Leichtern ist alles in Ordnung. Sie haben bis 2020 eine gültige Plakette – sozusagen das TÜV-Siegel für Schiffe. Mit ernster Miene deutet Wendt auf eine Spundwand auf der anderen Seite des Beckens.

„Unser Job besteht leider nicht immer nur aus der Kontrolle von Schiffen.“ Anfang 2017 ist dort ein Mann mit seinem Auto in das Wasser gestürzt. „Es war spiegelglatt und er hat noch versucht zu bremsen, leider hat das nicht mehr geholfen.“ Für den 58-Jährigen, der kurz vor der Rente stand, endete der Weg zur Arbeit tödlich. Taucher der Feuerwehr retteten ihn noch aus dem eiskalten Wasser. Wenig später verstarb er im Krankenhaus.

„Zum Glück passieren solche Unglücke relativ selten in unserem Bereich“, ergänzt ihn Schuster, während er mit voller Leistung am Domfelsen vorbeisteuert. Die Fahrrinne ist hier stark verengt, die Strömung entsprechend stark. Oftmals habe man es eher mit Gewässerverunreinigungen zu tun. Nach gut dreieinhalb Stunden muss sich Schuster noch mal besonders konzentrieren.

Es geht zurück an den Standort in der Markgrafenstraße. Er manövriert das WSP19 rückwärts zurück in seine Halle. Flankiert wird der moderne Unterstand von zwei Hallen aus den 1930er Jahren. Nachdem das Boot sicher vertäut ist, werden alle Systeme wie am Anfang überprüft und vorbereitet, denn „Aqua 80/19“ ist 24  Stunden einsatzbereit.