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Immobilien Streit um neue Häuser an der Elbe in Magdeburg

Wie ein Trümmerhügel an der Elbe mit Wohnhäusern bebaut werden könnte, ist Thema in Magdeburg. Ein Kompromissvorschlag liegt vor. Einer Bürgerinitiative reicht das nicht.

Von Martin Rieß Aktualisiert: 24.4.2021, 08:28

Magdeburg. Von einem 16-Geschosser war vor Jahren an der Stelle des Trümmerhügels zwischen Hub- und Sternbrücke in Magdeburg die Rede. Oder von einer Bebauung als „Krone an der Elbe“. Von solchen Plänen ist nicht mehr die Rede. Wohl aber von drei Punkthäusern im Grünen. Da sich die Pläne zu diesen deutlich von der 2017 vom Stadtrat abgesegneten Variante unterscheiden, sieht die Kommunalpolitik Änderungsbedarf.

Während der Umweltausschuss nach einem Ortstermin noch an seinen Wünschen arbeitet, hat der Bauausschuss während seiner Sitzung Nägel mit Köpfen gemacht. Er segnete die Änderung des Flächennutzungsplans, die Abwägung von Stellungnahmen und die Auslegung des Entwurfs ab. Dies aber in einigen Punkten anders, als vom Investor zuletzt geplant. Hier ein Überblick, wie das Gebiet entwickelt wird, falls der Stadtrat den Vorschlägen des Bauausschusses folgt.

? Zahl der Häuser: Es bleibt bei drei Häusern. Investor Mark Weiler hatte während der Sitzung darauf gedrungen, die Zahl nicht auf zwei zu reduzieren. Ansonsten sei eine Refinanzierbarkeit der teuren Entsorgung der Trümmer kaum denkbar. Und Elke Schäferhenrich, Abteilungsleiterin im Stadtplanungsamt, verwies darauf, dass drei Häuser aus städtebaulichen Gründen attraktiver seien. In den 2017er Planungen waren zwar auch schon drei Häuser vorgesehen – sie waren aber anders angeordnet. Der Plan, eines der Gebäude als Aufbau auf der alten Pulverkammer der Festung zu errichten, war vom Denkmalschutz kassiert worden.

? Höhe der Bebauung: Da die Stadt dem Investor falsche Zahlen zur zulässigen Gebäudehöhe übermittelt hatte, hatte dieser mit fünf Etagen auf der Elbseite geplant, aufgrund des abschüssigen Geländes auf der Innenstadtseite mit sechs Etagen geplant. Der Bauausschuss möchte dies nicht akzeptieren. Sein Änderungsantrag: Die Gebäude werden eine Etage niedriger gebaut. Hintergrund dieses Wunsches: Die Häuser sollen die der Umgebung nicht wesentlich überragen.

? Öffentlicher Weg: Im Umweltausschuss ist am Dienstag darüber diskutiert worden, ob komplett auf einen Zaun verzichtet werden soll. Dem schloss sich der Bauausschuss während seiner Sitzung nicht an. Aber ein öffentlicher Weg über das Gelände müsste schon vorhanden sein. Damit möchte der Investor mitgehen, sieht dafür am ehesten auf dem Gelände in Richtung Hubbrücke ein Möglichkeit. Auf der anderen Seite zur Sternbrücke hin könnte es Probleme mit dem großen Höhenunterschied geben.

? Boden und Natur: Die im Umweltausschuss befürwortete Festschreibung, dass wenig Boden zu versiegeln sei fand auch im Bauausschuss eine Meinung. Ebenso die Forderung nach einer Biotopkartierung. Hintergrund: Im Umweltausschuss war nicht gut angekommen, dass ein acht Jahre altes Gutachten zur Flora und Fauna vorgelegt wurde. Aus der Stadtverwaltung war von dort der Hinweis gekommen, dass dies geschehen sei, um die Biotopart zu charakterisieren – und an der werde sich im Laufe der Jahre ja nicht viel geändert haben.

? Fassaden: Zwar ist eine Begrünung von Dächern bereits im Entwurf für die Bebauung vorgesehen. Doch die Ausschüsse wollen das noch einmal festschreiben lassen. Im Änderungsantrag aus dem Bauausschuss wird zudem gefordert, dass wenigstens ein Teil der Fassaden begrünt wird. An dieser Notwendigkeit hatte es angesichts einer ohnehin grünen Umgebung auch leise Zweifel gegeben.

? Parkplätze: Der aktuelle Vorschlag sieht vor, dass alle Stellplätze für Autos in der Tiefgarage untergebracht werden. Dies allerdings mit zwei Ausnahmen: Oberirdisch soll es Stellplätze für Behinderte und für Lieferdienste geben.

? Festungsdenkmal: Unter dem Trümmerhügel schlummern die Reste eines sogenannten Kriegswasserwerks. Von 1883 bis 1885 war es gebaut worden, um im Falle einer Belagerung Magdeburgs die Wasserversorgung sicherzustellen. 1910 militärisch außer Dienst gestellt diente es zuletzt im Zweiten Weltkrieg dazu, Löschwasser bereit zu stellen. Wie viel nach dem Bombardement 1945 unter dem Trümmerberg heute noch erhalten ist, ist unklar. Die Magdeburger Festungsfreunde haben gefordert, die Reste zu erhalten und unter Denkmalschutz zu stellen. Die bisherigen Pläne sahen nun vor, dass nur eine Kartierung stattfindet. Das sieht der Bauausschuss anders: Reste seien nach Möglichkeit zu erhalten.

Bürgerinitiative möchte klagen

Auch wenn die Änderungswünsche aus dem Bauausschuss und die noch nicht ausformulierten Wünsche aus dem Umweltausschuss neue Anforderungen an den Bauherrn stellen – einer Reihe von Nachbarn gehen sie noch nicht weit genug. Rund 50 von ihnen haben sich in einer Bürgerinitiative organisiert.

Babette Schmidt gehört zu den Kritikern und sagt: „Für uns ist nicht akzeptabel, dass der Fehler der Stadt zu den Bauhöhen einfach so beiseite gewischt werden soll. Hier muss das Recht gelten, das auch für alle anderen, die am Elbbahnhof investiert haben, gilt.“ Aus Sicht der Nachbarn bedeutet dies, dass die Häuser nicht allein wie vom Bauausschuss gefordert um eine, sondern um zwei Etagen niedriger ausfallen.

Sorge bereitet auch die Belastung des Bodens, die vor dem Verkauf des Grundstücks an den heutigen Eigentümer in mehreren Proben festgestellt worden sei: Gerade bei langwierigen Bauarbeiten sei zu befürchten, dass belasteter Staub auch in die Wohnungen der Nachbarn gelangt.

Falls der Stadtrat nicht auf die Forderungen der Bürgerinitiative eingehe, werde man klagen. Man habe bereits einen Fachanwalt für das Verfahren vor dem Verwaltungsgericht gefunden.