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Technik und Kinder Nachts im Magdeburger Museum

Die „Nacht der Ungeheuer“ lockte am Sonnabend mehr als 100 Kinder und ihre Eltern ins Magdeburger Technikmuseum.

Von Rainer Schweingel 15.02.2016, 00:01

Magdeburg l Wer dem Technikmuseum an der Dodendorfer Straße schon mal einen Besuch abstattete, der wird es gemerkt haben: Die tonnenschweren Exponate aus Gusseisen aus der Zeit des Maschinenbaus der vergangenen 150 Jahre beeindrucken wegen ihrer Größe und Beschaffenheit den Gast bereits am Tage. Wie muss es da erst Kindern ergehen, die nachts das Museum nur mit einer Taschenlampe ausgerüstet erkunden?

Eben mit dieser Mischung aus Spannung, ein bisschen Gruseln und dem ein oder anderen Lerneffekt landet das Technikmuseum seit Jahren einen Volltreffer. Bei der „Gespensternacht“ können sich die Mitglieder des Museumsfördervereins vor Nachfrage kaum retten. So war es auch am Sonnabend. Da musste das Museum die Türen schon weit vor der angekündigten Startzeit von 18.30 Uhr öffnen.

Malte und Nele Ryssmann gehörten zu den ersten Kindern, die das stockdunkle Museum im Schein ihrer Taschenlampe erkundeten. Es dauerte auch nicht lange, und die 6- und 9-jährigen Geschwister hatten die ersten Stempel auf ihrer Laufkarte eingetragen.

Ziel der „Nacht der Ungeheuer“ ist es, im Dunkeln rund ein Dutzend Stationen zu finden und den Besuch abstempeln zu lassen. Am Ende wird die Neugier am Ausgang sogar mit einem Geschenk belohnt. Malte und Nele jedenfalls waren erfolgreich und entdeckten unter anderen die Station von Andreas Vollrath. Der Mitarbeiter des Museums quittierte die erfolgreiche Jagd nach den Stationen mit einem Stempel auf der Kladde der beiden Kinder.

So dauerte es nicht lange, bis das fehlende Licht in der riesigen Werkhalle des Technikmuseums vom Stimmengewirr aufgeregter Kinder ersetzt wurde. Von „krass“ über „Hilfe, ein Gespenst“ bis hin zu Ausrufen wie „Boa, echt cool“ reichten die Reaktionen der Kinder. Das wurde noch gesteigert, als sich plötzlich ein schwebender Kran an der Deckenhalle mit metallischem Gedröhne urplötzlich in Bewegung setzte und am Haken ein „echtes“ Gespenst durch die Halle fliegen ließ. Die Kinder konnten die Aufregung kaum fassen und leuchteten immer wieder in Richtung der Laufkatze mit ihrer gruseligen Fracht am Haken.

Die beiden Jungs Ben und Marvin erkundeten ebenfalls das Technikmuseum und freuten sich in Begleitung von Axel Gassmann über jeden Stempel, der ihr Blatt weiter füllte.

Freude hatte auch einer der Väter des Projekts, Hans-Werner Schmidt vom Technikmuseum. Er hatte das museumspädagogische Angebot - wie die Gespensternacht offiziell heißt, vor neun Jahren mit aus der Taufe gehoben. „Bei der Premiere damals hatten wir gedacht: Na ja, da kommen vielleicht zehn Kinder. Wir wurden aber überrannt“, erinnert sich Hans-Werner Schmidt. Die Nachfrage hält bis heute an.

Ein echter Erfolg, denn welches Kind (oder Erwachsener) würde sich schon an einem kalten Sonnabendabend im Februar in ein ungeheiztes und unbeleuchtetes Museum voller stillgelegter Maschinen verirren - es sei denn, man wird mit einer gespenstischen Idee gelockt. Die Mitarbeiter des Technikmuseums haben‘s geschafft - dank ihrer hellwachen Projekte zu nachtschlafender Zeit wird auch so manchem Magdeburger Sprössling Industriekultur nahegebracht, ohne dass er es merkt.