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Theater Magdeburg Verletzt im Orbit von Solaris

Das Stanislaw-Lem-Stück "Solaris" feiert in Magdeburg Premiere mit einer angeschlagenen Darstellerin.

Von Christina Bendigs 24.03.2018, 00:01

Magdeburg l Ein Indianer kennt keinen Schmerz? – Schauspieler auch nicht! Zumindest lassen sie sich davon nicht so einfach aus der Bahn werfen – oder in diesem Fall von der Bühne. Das beweist jetzt Schauspielerin Anne Hoffmann vom Theater Magdeburg. Während der Proben zu „Solaris“ von Stanisław Lem in der Bühnenfassung von Tim Staffel verletzte sich die Schauspielerin ihr linkes Handgelenk und wird nun unter der Regie von Lucie Berelowitsch mit geschientem Handgelenk in die Rolle der „Harey“ schlüpfen.

In dem Stück, das am Sonnabend (24. März 2018) auf der futuristisch gestalteten Studiobühne des Schauspielhauses Premiere feiert, geht es um Solaris. In seinem Orbit schwebt eine Raumstation. Der Psychologe Kris Kelvin, dargestellt von Lukas Paul Mundas, reist auf die Solaris-Station, um merkwürdige Vorfälle zu untersuchen und trifft dort auf zwei verstörte Wissenschaftler – der dritte hat sich umgebracht. Was hier vor sich geht, erfährt Kelvin selbst, als seine Exfrau Harey auftaucht, die sich nach ihrer Trennung das Leben genommen hat. Eine Vision? Nein, sie ist wirklich da. Und der Wahnsinn macht seinen Rundgang. Kelvins Schuldgefühle mischen sich mit der Panik vor Solaris. Und am Ende steht die Frage: die Station aufgeben, dem Wahnsinn verfallen, oder angreifen, den Planeten vernichten? Stanisław Lem hat ein beklemmendes Szenario entwickelt, das sich mit der Selbsterkenntnis und Schuldbewältigung, der Banalität wissenschaftlicher Arbeit, Paranoia und dem völlig Unbekannten beschäftigt.

Wie schon bei ihrem ersten Einsatz im Schauspielhaus Magdeburg im Stück „Ab jetzt!“ schlüpft Anne Hoffmann erneut in die Rolle eines Kunstwesens. Die sollte ursprünglich sehr körperlich dargestellt werden, wobei es auch zu der Verletzung kam. Als klar war, dass sie trotzdem spielen würde, eröffnete sich eine ganz neue Möglichkeit, die Figur darzustellen. „Es kann auch eine Wirkung haben, wenn man nichts tut“, erklärt sie. Wie sie die Rolle ausfüllen wird, davon muss sich das Publikum nun selbst ein Bild machen. Die 34-jährige Schauspielerin ist auf jeden Fall froh, dass es klappt. Nicht nur, weil in der Erarbeitung dieses besonderen Stoffes und der geschaffenen Atmosphäre eine Menge Arbeit steckt und es schwer für einen Ersatz wäre, hier einzuspringen, sondern auch, weil die Schauspielerin ungern Dinge unbeendet lässt.

Das Besondere an der Produktion ist das internationale Team. Die Regisseurin stammt aus Frankreich und hat auch ein französisches Team von Musikern und Lichtdesignern mitgebracht. So wird auch mit zwei Textfassungen gearbeitet – einer Englischen und einer Deutschen, in denen einzelne Passagen zum Teil anders interpretiert wurden, erzählt die Schauspielerin. „Das ist spannend, fordert aber auch viel Kommunikation, damit man wirklich über die gleichen Dinge redet“, sagt Anne Hoffmann. Außerdem prallen völlig unterschiedliche Theaterwelten aufeinander – denn in ihren gewachsenen Traditionen unterscheiden sich Sichtweisen und Moden. „Ich denke, wir haben eine spannende Mischung erreicht“, sagt Anne Hoffmann.

Die Premierenvorstellung ist ausverkauft. Für die Vorstellungen am 31.  März sowie 13. und 14.  April 2018 gibt es aber noch Karten, die an der Theaterkasse oder über das Internet unter www.theater-magdeburg.de erhältlich sind.