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Tierisch sexy Bettgeschichten aus dem Zoo Magdeburg

Sex im Zoo Magdeburg: Welche Tiere sich wann mit wem paaren, darüber weiß Zoochef Kai Perret am besten Bescheid.

Von Karolin Aertel 02.04.2019, 01:01

Magdeburg l Manche fressen ihre Partner danach auf, andere sterben nach dem Sex vor Erschöpfung. Einige widmen sich sogleich einem anderen, manche bleiben bei dem oder der einen. Das Paarungsverhalten von manchen Tieren hat zweifelsohne Parallelen zu jenem der Menschen. Welche, das hat Magdeburgs Zoodirektor Kai Perret beim Tresen-Talk mit Xampagnyeria-Chef Tino Grosche erläutert.

Ein „sexy Thema“ wollte Perret für diesen Abend wählen, erzählt er. Und sexyer als das Thema Sex geht kaum. Nach ein paar Gläschen ließ es sich mit dem Publikum auch ganz ungeniert über die tierischen Bettgeschichten plaudern.

1300 Tiere leben im Magdeburger Zoo. Das Paarungsverhalten kennt Perret von fast allen – en détail. Am detailliertesten jedoch von Affen. Schließlich hatte er lange mit welchen zu tun – und hat es noch immer. Ob er in dem Moment von Mensch oder Tier sprach, war wohl Interpretationssache. Vermutlich aber von beiden, nicht umsonst ist der Affe dem Mensch am nächsten.

Affen also. Wie lang, wie intensiv, welche Vorlieben – er weiß es. Und mehr noch. Er weiß, warum der Mensch nicht für Monogamie geschaffen ist – zumindest biologisch. Denn bei den Menschen ist’s wie bei den Schimpansen: langer Penis, große Hoden. Im Verhältnis zur Körpergröße versteht sich. Es ist nicht wie bei den Gorillas: mini und winzig.

Der Grund: Während der Gorilla sich sicher sein kann, dass er, als derjenige, der sich paaren durfte, auch der Vater des Nachwuchses ist, „darf bei den Schimpansinnen grundsätzlich jeder ran“. Da es aber biologisch rein um die Fortpflanzung und somit Weitergabe der Gene geht, müssen die Herren der Schimpansen ihre Chancen erhöhen, zu befruchten. Und das versuchen sie mit viel von allem.

Linkisch können die Damen im Tier- wie im Menschenreich sein. Ein Beispiel hat Perret parat. „Der Alpha-Mann hat zwar Vorrecht zum Sex, die Weibchen wissen aber ganz genau, wann ihr Eisprung ist, und gehen dann mit ihrem Lieblingsmann um die Ecke“, erzählt er.

Die Männer denken übrigens alle, sie seien der Vater. Daher funktioniere auch die Gemeinschaft. Inwiefern sich das auf das Menschentum übertragen lässt, darf jeder selbst deuten.

Etwas, was sich Mensch vom Affen noch abschauen kann, so Perret, praktizieren die Zwergschimpansen. Die lösen ihre Konflikte nämlich mit Sex.

„Bevor es zur Keilerei kommt, treiben die es erst mal und schauen dann, was bei rumkommt“, so Perret. Und da spiele es auch keine Rolle, mit wem der Streit ausgebrochen ist – zwischen Männlein und Männlein, Weiblein und Weiblein oder kreuz und quer. Eine Praktik, zu der Perret übrigens auch mal ein paar Landtagsabgeordneten riet, als die sich ankeiften. Beratungsresistent wie so manch’ Politiker ist, ohne Erfolg.

Neben Penisgröße und Partnerwahl war – wie soll es auch anders sein – die Potenz sehr lange Thema. In Sachen Dauerkopulation sind die Kleinen ganz groß. Bis zu 24 Stunden ist die Beutelmaus zu Gange. Und dann stirbt das Männchen. Nach der Paarungszeit gebe es keine Männchen mehr. „Muss auch nicht“, so Perret. „Die haben ihren Job ja erfüllt. Und sie wissen, sie sind der Vater.“

Klar ist, dass die Ausdauer keinem mythischen Potenzmittel wie dem Nashorn-Hornpulver zu verdanken ist. Dass die Asiaten noch immer denken, dass in dem Horn die Manneskraft verborgen ist, kann Perret nicht verstehen. „Es ist nichts anderes als Fingernägel“, macht er deutlich.

Auf dem Schwarzmarkt ist das Horn allerdings fast doppelt so viel Wert wie Gold. Was genau daran so teuer sein soll, davon konnten sich die Besucher selbst ein Bild machen. Denn aus dem Rucksack zückt Perret kurzerhand ein Nashorn-Horn. 120.000 Dollar bringe das auf dem Schwarzmarkt. 120.000 Dollar, die jeder Gast an dem Abend einmal in den Händen halten durfte.

Das verpasste leider Wolfgang Heckmann, der mit einigen Gästen nach einer Straßenbahn-Lesung noch einkehrte und sich sogleich bei Perret entschuldigte. Nicht etwa fürs Zuspätkommen. Er entschuldigte sich dafür, dass er nie im Zoo war. „Mit 73 Jahren dachte ich, ich bin aus dem Zooalter raus.“ Seit 1992, als er nach Magdeburg zog, sei er nicht da gewesen. „Als ich aber mit meinen Enkeln vor einigen Wochen den Zoo besuchte, habe ich erst gesehen, was ihr dort für ein großartiges Gelände gebastelt habt. Es wird Zeit, dass auch meine Generation wieder öfter zu euch kommt. Sorry, für die späte Erkenntnis“, so Heckmann.

Der Chef des Oli-Kinos wird künftige also häufiger den Zoo besuchen. Vielleicht sogar, wenn das Giraffenkalb zur Welt kommt (es wird Ende Mai 2019 erwartet) oder aber das Nashorn-Kalb, das wenig später geboren werden dürfte. Wie das Tierbaby in den Bauch der Mama kam und womöglich auch die eine oder andere tierische Bettgeschichte dazu, wird er den Enkeln vielleicht erzählen, wenn sie alt genug sind.

Weitere Infos, Fotos und Videos aus dem Zoo Magdeburg finden Sie in unserem Dossier.