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Tierschutz Debatte um Kois in Magdeburger Restaurant

Ist es artgerecht, wenn prächtige Kois in einem kleinen Deko-Wasserbecken schwimmen müssen? Leserin Katja Döring hat da ihre Zweifel.

Von Jana Heute 06.01.2018, 06:00

Magdeburg l Er gilt als Edelexemplar unter den Zierfischen: der Koi-Karpfen. Besonders die prächtigen bunten Fische sind echte Hingucker und einiges wert. Dass große Kois im Aquarium eines Restaurants in der Otto-von-Guericke-Straße ihre Runden drehen, sorgte bei unserer Leserin Katja Döring daher für eine ziemliche Überraschung. Schön fand sie das allerdings nicht. Katja Döring schildert der Redaktion auch, warum: „Im Restaurant die Goldene Burg gibt es ein Aquarium, in dem Kois herumvegetieren. Viel zu klein, die gehören in einen Teich“, so die Leserin. Ihr blute das Herz, wenn sie so etwas sehe, fügte sie an. Und erklärt: „Ich habe die Mitarbeiter angesprochen, aber die sagten, da kann man nichts machen.“

Wirklich nicht? Wenn die Haltung dieser großen Zierfische nicht artgerecht sein sollte, warum soll der Zustand nicht zu ändern sein? Die Volksstimme hakte nach. Unter anderem beim Gesundheits- und Veterinäramt der Stadt Magdeburg. Dessen Leiter Eike Hennig reagierte prompt: Der Bereich Tierschutz des Gesundheits- und Veterinäramtes sei vor Ort gewesen und habe die Situation unter Tierschutzaspekten begutachtet, gibt Hennig zu Protokoll. Es gebe jedoch „keine genauen Definitionen, ab welcher Beckengröße und Fischbesatz eine Gefährdung der Tiere“ vorliege. Der Koi-Karpfenhalter habe dem Amtstierarzt jedoch versichert, dass die Tiere möglichst bald an einen befreundeten Tierhalter mit geräumigerer Haltungsmöglichkeit abgegeben werden sollen, erklärt der Amtsleiter weiter. „Ein weiteres behördliches Handeln“ erscheine momentan nicht notwendig, so Hennig, jedoch „werden wir das weitere Vorgehen dort kontrollieren“, kündigte er an.

Die Tierrechtsorganisation Peta verweist derweil auf die Mindestanforderungen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zur Haltung von Zierfischen im Süßwasser. Danach ist der Koi-Karpfen ein Teichfisch und „nur bedingt geeignet als Aquarienfisch“. Das Ministerium listet neben dem Farbkarpfen zahlreiche weitere Zierfische und deren Haltungsanforderungen auf.

Zum Magdeburger Aquarienfall bezieht Peta zudem einen klaren Standpunkt. „Wir sehen es als einen Verstoß gegen Paragraf 2 des Tierschutzgesetzes an, wenn Koi-Karpfen in einem Restaurant-Aquarium eingesperrt werden“, so Dr. Tanja Breining, Fachreferentin Fische & Meerestiere bei Peta. Dieser besage, dass Tiere verhaltensgerecht unterzubringen und in ihrer artgerechten Bewegung nicht einzuschränken seien.

Eine Haltung von Koi-Karpfen im Aquarium könne nicht artgerecht sein, „da die Fische sehr groß werden. Zudem halten die Tiere Winterschlaf, das ist in einem Aquarium nicht möglich, nur im Teich“, argumentiert die Peta-Vertreterin. Eine Haltung in einem Restaurant sei zudem – bedingt durch den Besucherverkehr – mit täglichem Stress für die Tiere verbunden. So gebe es kaum Versteckmöglichkeiten. „Fische werden leider oft als Dekoration benutzt und man vergisst, dass auch sie Bedürfnisse haben, wie Beschäftigung, Rückzugsmöglichkeiten und dass sie Artgenossen brauchen“, erklärt die Fachreferentin. Man begrüße es hingegen sehr, dass der Inhaber eine artgerechtere Unterbringung für die Tiere suche und hoffe, dass er keine Fische nachkaufen werde.

Bislang habe sich Peta vorwiegend mit dem Thema Aquarien in Diskotheken beschäftigt. Zunehmend erhalte man aber auch Hinweise auf eine nicht artgerechte Haltung von Fischen in Restaurant-Aquarien.

Der Amtsbesuch im Magdeburger Restaurant hat indes Wirkung gezeigt. Als die Volksstimme sich in dieser Woche dort umschaute, waren zumindest die großen Exemplare aus dem Aquarium verschwunden. Sie seien in einen Teich umgesetzt worden, sagt die Besitzerin. Nur kleinere Fische tummelten sich noch im Becken.

„Ich weiß, dass es viel Schlimmes gibt und dass man die Welt nicht retten kann. Aber man kann sie vielleicht ein Stück besser machen“, hatte Leserin Katja Döring zu ihrem Hinweis auf die Koihaltung im Aquarium noch vermerkt. Für ein paar Tiere hat sie es schon mal geschafft.