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Trockenheit„Bild des Jammers“ in Magdeburg

Magdeburgs Gewässer haben mit den Folgen der Trockenheit zu kämpfen. Bei den Angelgewässern der Stadt sieht es nicht viel besser aus.

Von Jana Heute 20.07.2018, 01:01

Magdeburg l Sorgenfalten haben derzeit die Magdeburger Petrijünger. Rund 1800 von ihnen sind allein im Magdeburger Anglerverein (MAV) organisiert. Die anhaltende Dürre macht – so viel war schon klar – auch den offiziellen Angelgewässern in der Stadt mächtig zu schaffen. Das Wasser schwindet und damit der Lebensraum der Fische. Ein genaueres Bild wollte sich die Vereinsspitze vom MAV machen und hat jetzt mehreren Angelgewässern einen Besuch abgestattet. Mit dabei: Vorsitzender Harald Rohr, der erste stellvertretende Vorsitzende Matthias Kabel sowie der zweite stellvertretende Vorsitzende Michael Friese. Insgesamt kontrollierten sie am 15. Juli 22 von 35 Angelgewässern. Ein Zustandsbericht.

Anglerchef Harald Rohr fasste gegenüber der Volksstimme daraus wesentliche Erkenntnisse zusammen. Noch am besten sei der Zustand der Ehle am Biederitzer See gewesen. Dort habe es den höchsten Wasserstand gegeben. Das Wasser sei klar. Auf den ersten Blick schien hier vorerst alles in Ordnung, so Rohr.

Ein Bild des Jammers habe hingegen das Naturschutzgebiet Kreuzhorst, Teil I, geboten. Viel fehle nicht mehr, dann wäre das bis 2012/13 idyllisch gelegene Angelgewässer „eine der größten Wildschweinsuhlen Deutschlands“, glaubt der Anglerchef. In Erinnerung ist ihm geblieben, dass genau an diesem Gewässer am 8. Mai 2017 Persönlichkeiten aus der Politik, u. a. Umwelt- und Landwirtschaftsministerin Claudia Dalbert, sowie der Vorsitzende des BUND, „sehr öffentlichkeitswirksam“ die gemeinsame Erklärung zur Revitalisierung der Alten Elbe bei Dornburg und an der Kreuzhorst Magdeburg unterzeichneten. „Doch passiert ist seitdem nichts Sichtbares. Die Verlandung schreitet schneller voran als das angedachte Vorhaben selbst“, hält Rohr fest.

Ein ähnlich bedenkliches Bild habe sich von der Hängebrücke „Lange Lake“ im Herrenkrug geboten. Das vormals mit den oberen Vorhäfen verbundene Gewässer verfüge zwar noch über ein paar tiefere Stellen. „Doch weiter sollte der Wasserspiegel nicht fallen“, mahnt Harald Rohr an.

In den Prester Seen fehlen derzeit schon 1 bis 1,5 Meter Wassertiefe. Wie fast alle Gewässer bräuchten sie gleichfalls dringend Wasser, damit es für die Fische nicht lebensbedrohlich werde. Da helfe vorerst nur Daumen drücken und die Hoffnung auf ergiebigen Regen, denn: „Die Ausgleichsmaßnahme im Zuge des Brückenneubaus über die Elbe ist zwar geplant, hat aber leider noch nicht begonnen.“ Vorgesehen ist hier, dass die Prester Seen an die Elbe angebunden werden und sie die Prester Seen durchfließt, so auch genügend Wasser in der Elbe ist (Volksstimme berichtete).

An den kleineren Angelgewässern, wie dem Dr.-Götz-Teich, der Erdkuhle Rothensee, der Erdkuhle Kelteren, dem Zipkeleber See, zwei Waldseen im Biederitzer Busch und beispielsweise dem Kiesbaggerloch Hermecke seien „dringlichst Pflegearbeiten erforderlich, um der Verkrautung und dem Zuwuchs durch Schilf entgegenzuwirken“, fordert Harald Rohr. Nach dem Bundesnaturschutzgesetz wäre dies im Zeitraum vom 1. Oktober bis 28. Februar des Folgejahres möglich. Rohr meint: „Doch wann waren die Gewässer im Winter das letzte Mal zugefroren? Man weiß es eigentlich nicht mehr.“

Also müsse entsprechende Technik beschafft werden. Die Angler wären bereit, hier entsprechende Beitragsgelder in die Hand zu nehmen, um zu investieren. Um Investitionen zu tätigen, bedürfe es jedoch der Planungssicherheit, „und die muss aus dem Rathaus kommen“, so Rohr. Erste erfolgversprechende Gespräche habe es gegeben, meint der MAV-Vorsitzende. Dies lasse für die Zukunft hoffen. In Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde würden Wege gesucht. Harald Rohr: „Vor allem müssen diese gefunden werden, um der Verlandung der Gewässer Einhalt zu gebieten.“

Wenn in den nächsten zwei bis fünf Jahren nichts passiere, könnten nur noch die „Alten“ von den vormals schönen Gewässern in der Landeshauptstadt berichten. Rohr weiter: „Für uns Angler ist das ein Horrorszenario. Sind wir doch alle angehalten, keine Verschlechterungen an unserer Umwelt, also auch den Gewässern, zuzulassen.“ Über Jahrhunderte hätten die Menschen die Landschaft an der Elbe verändert. Nicht immer zum Besten. „Doch Hege und Pflege im abgestimmten Rahmen muss möglich sein, um auch der nächsten Generationen ein Stück intakte Natur zu übergeben“, findet der Chef der Anglergemeinschaft.