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Tunnelbaustelle Magdeburger Knochenfund gibt Rätsel auf

Archäologen haben auf der Tunnelbaustelle Magdeburg Knochen von mehr als 30 Körpern entdeckt. Was wir darüber wissen:

Von Christina Bendigs 20.03.2019, 00:01

Magdeburg l Der Knochenfund auf der Tunnelbaustelle in Magdeburg gibt weiter Rätsel auf. Doch einige Fragen können schon beantwortet werden:

Was macht den Fund besonders?
Das Besondere an dem Fund ist, dass die Knochen außerhalb der mittelalterlichen Stadtgrenzen liegen. Eigentlich fanden Bestattungen früher nur auf kirchlichen Friedhöfen statt. Der Kirchhof der Ulrichskirche wäre infrage gekommen, jedoch hat dieser nie bis vor die Stadtmauern gereicht. Vor den Stadtmauern wurden vermutlich nur Strafgefangene und Pestopfer beigesetzt. Genaueres herauszufinden ist nun das Ziel von Untersuchungen der Archäologen.

Verzögert sich der Tunnelbau?
Die Skelette wurden Anfang März 2019 entdeckt, als im Bereich der Tunnelbaustelle Arbeiten für die Stützwand realisiert wurden. Grundsätzlich gehen die Bauarbeiten auf der Tunnelbaustelle weiter. Lediglich in einem kleinen Bereich, nämlich demjenigen, in dem die Knochen gefunden wurden, ruhen die Arbeiten. Wenn alles gut geht und die Archäologen in tieferen Erdschichten nicht noch auf weitere Skelette stoßen, sind sie Ende der Woche fertig, so dass die Bauarbeiten in dem Bereich fortgesetzt werden können.

Wie viele Skelette waren es?
Wie Archäologin und Grabungsleiterin Juliane Huthmann berichtet, wurden mehr als 30 Schädel entdeckt – sowohl von Kindern als auch von Erwachsenen. Die Knochen wurden teils unregelmäßig verstreut, teils im Verband liegend gefunden. Auch die hölzernen Grablegen sind an einigen Stellen noch nachweisbar. Der gesamte Fundort befindet sich auf einer schräg abfallenden Holzdecke.

Aus welcher Zeit stammt der Fund?
Die Archäologen können bislang noch nicht mit Sicherheit sagen, wie alt die Knochen sind. Sie vermuten, dass sie aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges stammen. 1631 wurde Magdeburg in diesem Krieg komplett zerstört – daher stammt auch der Begriff Magdeburgisieren. Zahlreiche Spuren von Hiebverletzungen sind an den Knochen zu sehen und deuten auf diese Zeit.

Die Knochen wurden von den Archäologen des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie vor Ort freigelegt und untersucht. Sie werden nun Stück für Stück aufgenommen und nach weiteren Untersuchungen im Depot eingelagert.

Was befand sich am Fundort?
„Der Bereich war nie bebaut“, erklärt Archäologin Juliane Huthmann, die in Magdeburg schon an vielen Grabungen beteiligt war. Ursprünglich war dort Acker zu finden, später Teile der Festungsanlagen.

Weitere Infos zum Tunnelbau in Magdeburg finden Sie in unserem Dossier.