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TV-Star in Magdeburg Boning zeltet auf der Zitadelle

TV-Star Wigald Boning suchte sich nach seinem Auftritt in Magdeburg einen besonderen Schlafplatz: auf dem Dach der Grünen Zitadelle.

Von Karolin Aertel 22.09.2015, 01:01

Magdeburg l Ein etwas „schräger“ Zeitgenosse ist Wigald Boning allemal. Nicht nur, weil er seit 1999 Einkaufszettel sammelt und aus den Erkenntnissen ein Programm strickte, das er derzeit auf die Bühnen des Landes bringt. Der Komiker, Moderator, Echo-, Bambi-, und Grimme-Preisträger verzichtet seit einem Monat auch freiwillig auf fein-säuberlich arrangierte Hotelzimmer. Stattdessen lebt er in einem roten Ein-Mann-Zelt.

Für seinen Auftritt im Theater der Grünen Zitadelle am vergangenen Sonnabend schlug er die Heringe in einen besonderen Rasen. Er zeltete auf dem Dach des Hundertwasserhauses. Das hatte vor ihm noch keiner getan.

Über die Exklusivität des Ortes war sich der 48-Jährige durchaus bewusst. In seinem Online-Tagebuch schrieb er: „Hundertwasser begegnete ich erstmals in der kleinen Bibliothek meiner Oma Gerda, da gab‘s einen Bildband mit Fotos, die mich als Kind ungemein fesselten. Und heute darf ich Hundertwasser auf‘m Kopp schlafen. Der Veranstalter hat‘s arrangiert; ich bekomme alle notwendigen Schlüssel, die Hausverwaltung weiß Bescheid, und meine Nachbarn sind ordnungsgemäß informiert. Sogar die Heringstauglichkeit der Dachbegrünung wurde im Vorfeld untersucht; offizielle 40 Zentimeter tief kann ich meine Pflöcke einschlagen. Holla die Waldfee; habe ich ein Leben!“

Das I-Tüpfelchen seiner Umsorgung habe er kurz vor Auftrittsbeginn in seiner Garderobe entdeckt – einen kleinen Picknick-Grill, falls ihm nämlich nachts auf dem Dach nach einem Barbecue sein sollte. „Leute von der Grünen Zitadelle, Ihr seid eine Wucht!“, schrieb er.

Seinen „Zeltplatz“ beschrieb er als „lässig verwuchert“. „Direkt am Geländer, aus geöffneter Luke schaue ich auf ein Bankgebäude, dahinter grüßen die Türme des Doms. Unter runder Kuppel mit Goldbommel lädt eine Laube zum Schmusen ein. [...] Ja ja, ich kenne Geschmackspolizisten, die Hundertwasser heute für kitschig und démodé halten, aber ich für meinen Teil würde an diesem Ort mein Zelt gerne länger stehen lassen - wenn man mich ließe.“

Dass die Magdeburger dem Bau des Hundertwasserhauses einmal skeptisch gegenüberstanden und sogar dagegen demonstrierten, sei für ihn heute nicht mehr nachvollziehbar. „Der Bau ist eine der zwingenden Sehenswürdigkeiten der Stadt, zusammen mit dem berühmten Dom und, Moment ... na ja, zusammen mit dem Dom halt.“

Der Auftritt Bonings war übrigens ausverkauft. Danach habe er sich wie ein Kind am Heiligen Abend gefühlt, als er nach dem letzten Vorhang die Tür zum Dachgarten öffnete. „Die für den Uhrschlag zuständige Domschelle von 1396 schlägt elf. Die Glocke und ich - wir sind auf Augenhöhe. Ja, heute übernachte ich im Himmel. Amen.“ Einschlafen konnte er allerdings nur schwer, wenngleich der Grund ein guter gewesen sei: „Ich freue mich gar zu sehr, an diesem Ort, am Leben sein zu dürfen.“

Boning versprach übrigens, im kommenden Jahr wiederzukommen. Die Nacht auf dem Hundertwasserhaus werde dann Teil seines Programms sein, verriet er.