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Uniklinikum Fernseher direkt am Krankenbett

Aus für die Röhrenfernseher: Das Universitätsklinikum Magdeburg stattet Krankenzimmer mit modernen Tablet-PCs und kostenlosem WLAN aus.

Von Peter Ließmann 20.07.2016, 01:01

Magdeburg l Wer zuerst eines der beiden Fernsehgeräte im Krankenzimmer gebucht hat, ist der „Herr über die Fernbedienung“. Alle anderen dürfen zwar „mitsehen“, aber nicht mitbestimmen. Das wird bald in den Krankenzimmern des Uni-Klinikums der Vergangenheit angehören. „Eine neue moderne Gerätegeneration mit benutzerfreundlichen Multimediaterminals und Flachbildschirmen löst derzeit die in die Jahre gekommenen Röhren-Fernsehgeräte und Chipkarten-Telefone auf den Stationen ab“, so Kornelia Suske, Pressesprecherin des Uniklinikums.

Zu diesem Terminal gehört das altbekannte Telefon, aber auch ein moderner Bildschirm (Tablet-PC), mit dem man telefonieren, fernsehen, Musik hören und vor allem auch im Internet surfen kann. Per Touchscreen (Bildschirm berühren mit dem Finger) wird das Programm gesteuert.

Jedes Bett wird mit einem eigenen Terminal ausgestattet, er wird ganz einfach an die vorhandenen Nachtschränke befestigt. Mit Kopfhörern im Ohr kann der Patient dann vom Krankenbett aus in die Internetwelt „abtauchen“ oder durch die TV-Programme „zappen“, ohne dass es den Bettnachbarn stört – der wahrscheinlich gerade selbst auf seinem Terminal zappt. Kostenloses WLAN für das eigene Smartphone gibt es noch obendrauf.

„Mit fortschreitender Umrüstung ist geplant, ohne Erhöhung des Tarifes auch fünf Sky-Programme zur Verfügung zu stellen“, kündigt Matthias Trück an. Er ist im Klinikum zuständiger Sachgebietsleiter Fernmeldetechnik in der Abteilung Betriebstechnik.

Die berühmte Patientenklingel ist mit dem neuen System nicht verbunden, sie liegt weiterhin im Bett neben dem Patienten. Auch mit den Schwestern der Station Kontakt aufnehmen über den neuen Bildschirm ist nicht möglich. „Dafür ist das System momentan nicht ausgerichtet“, sagt Kornelia Suske.

Und die Kosten? Die Finanzierung des neuen Multimedia-Systems erfolge über einen sogenannten Gestattungsvertrag. Das heißt, das Leipziger Unternehmen, mit dem der Vertrag abgeschlossen wurde, darf die rund 1000 Geräte im Uniklinikum installieren und betreiben. Das Klinikum bezahlt nichts dazu. Das Unternehmen bekommt im Gegenzug die Gebühren, die die Patienten für das Multimediaangebot bezahlen müssen.

„Dass dieser Service nicht kostenfrei angeboten werden kann, liegt auf der Hand“, meint Matthias Trück. Aber der bisherige Tarif werde nicht erhöht, das bedeutet, die Nutzung von Telefon mit einer Flatrate ins deutsche Festnetz und Fernsehen mit nun etwa 41 Programmen koste weiterhin täglich 3 Euro.

Allerdings gebe es eine sehr schöne Ausnahme: Für die Kinder unter den Patienten, die ausschließlich das Fernsehprogramm Kika anschauen, sei der Service kostenlos und der Kinderkanal kann ohne Chipkarte genutzt werden. Auch die Patienten der Kinderonkologie können künftig das gesamte Serviceprogramm, das dieses Multimediasystem bietet, kostenfrei nutzen.

Die Chipkarten für die Aktivierung und Nutzung des neuen Terminals gibt es an den bisherigen Kassenautomaten in den Klinikgebäuden.

Die Hals-Nasen-Ohren-Station 1 im Haus 8 gehört zu den Klinikbereichen, die bereits komplett umgerüstet sind. „Anfangs hatten wir Bedenken, dass die Bedienung der Bildschirme vielleicht zu kompliziert sein könnte, aber selbst unsere älteren Patienten kommen recht gut damit zurecht“, berichtet Stationsschwester Anke Wesemann.

Patientin Ingrid Hetzer findet es sehr angenehm, dass sie selbst wählen kann, welche Fernsehsendung sie anschauen möchte, ohne bei der Programmauswahl Rücksicht auf einen Mitpatienten nehmen zu müssen. Und es ist sogar ein Ratespiel auf dem Monitor installiert, aber da bevorzugt Ingrid Hetzer doch lieber ein Kreuzworträtsel auf Papier.

Für den Betrieb des Systems könne man auf das vorhandene Telefonkabel-Netz des Klinikums zurückgreifen, neue Kabel seien nicht notwendig.

Das Uni-Klinikum ist das erste große Krankenhaus, das die neue Multimedia-Technik am Krankenbett einführt. Im Klinikum Magdeburg-Olvenstedt, bei den Pfeifferschen Stiftungen und im Marienstift werden Telefonie (gegen Gebühr) am Bett, freies WLAN und ein oder zwei TV-Geräte pro Zimmer angeboten.