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Uno wird hellhörig Zoll lässt Magdeburger Spende nicht durch

Optiker auch aus Magdeburg spendeten für Uganda. Doch die Geräte hängen beim Zoll fest. Nun wurde selbst die Uno hellhörig.

Von Jana Heute 04.09.2018, 01:01

Magdeburg l „Die Regierung in Uganda arbeitet mit Hochdruck daran, dass das Ganze sehr, sehr lange dauert.“ Der Magdeburger Optikermeister Philipp Dahlke kann sich eine gewisse Ironie nicht verkneifen. Die Uhren ticken anders in Afrika – das weiß er von vielen Besuchen.

Doch diesmal sind die Auswirkungen wirklich bitter: Es geht um eine wichtige Spende für das neue Ausbildungszentrum für Optiker in Ssanje in der Region Rakai an der Grenze zu Tansania. Dort leben rund 2,5 Millionen Menschen. Doch weit und breit gibt es keinen Optiker. Gerade in der armen Landbevölkerung leiden viele unter Fehlsichtigkeit.

Das Projekt „Vision Aid“ („helfen zu sehen“) setzt hier mit einem langfristigen Gedanken an: Seit 2016 werden vor Ort junge Afrikaner als Optiker ausgebildet. Profis aus Deutschland übernehmen diese Aufgabe. Mit dabei sind Optikermeister Philipp Dahlke aus Magdeburg und sein Kollege Andreas Fiemel aus Celle.

Inzwischen ist die Ausbildung vor Ort so gut wie abgeschlossen. Im Spätherbst 2018 sollen die rund 15 Azubis im Alter von 18 bis 21 Jahren ihre Prüfung ablegen. Parallel wurden in Ssanje eine Schule und eine Werkstatt und Brillenshop für die jungen Optiker aufgebaut.

Wenn sie ihre Prüfungen bestanden haben, sind sie in der Lage, einfache Augenprüfungen durchzuführen, Brillen mit passenden Gläsern zu fertigen und diese den Menschen vor Ort individuell anzupassen. Mit ihren eigenständigen Filialen und mobilen Messeinrichtungen sollen sie dann auch ein flächendeckendes Versorgungsnetz aufbauen. Die neue Zentralwerkstatt sichert die Fertigung der benötigten Brillen. Ein Moped-Botendienst liefert sie aus. So werden auch Einheimische erreicht, die weit außerhalb und entlegen wohnen.

In nur wenigen Jahren könne es damit gelingen, dass bis zu 70.000 Menschen innerhalb von 14 Tagen mit bezahlbaren Brillen versorgt werden können. So schätzt die christliche Hilfsorganisation Celebrate Hope Ministries Uganda ein, unter deren Dach auch der deutsche Ableger Celebrate Hope Germany e. V. tätig ist. Hier engagieren sich Fiemel, Dahlke und weitere Helfer im Projekt „Vision Aid“.

Helfen zu sehen – eine echte Vision, für die sich der junge Magdeburger Philipp Dahlke schnell begeistern konnte. Seit einigen Jahren reist er gemeinsam mit Andreas Fiemel nach Afrika, um die ersten Optiker auszubilden, die dann später auch in der Lage sein sollen, wiederum weitere Optiker zu schulen.

Viele der Azubis hatten vorher weder Job noch Ausbildung. Jetzt bekommen sie eine echte Chance, können ihre Familien ernähren. Für sein Engagement in Afrika wurde Philipp Dahlke im Rahmen der Volksstimme-Aktion „Magdeburger des Jahres“ im Januar mit dem 4. Platz belohnt.

Die Früchte für all die Bemühungen sind nun zum Greifen nah: Das Gebäude in Ssanje ist zu 90 Prozent fertig, berichtet Dahlke. Was fehlt, ist noch die Einrichtung mit den optischen Geräten. Alles Spenden aus Deutschland: Augenprüfgeräte, Spaltlampen, Schleifgeräte zum Bearbeiten und Randen der Brillengläser.

Doch dann funkte der ugandische Zoll dazwischen. Dahlke erzählt: Vor genau einem Jahr ist die Fracht per Container von Deutschland in Richtung Afrika verschifft worden. „Im März erhielten wir Nachricht, dass die Geräte an der Grenze von Uganda angekommen sind und die Sache bearbeitet wird.“ Doch von da ab, so sagt Dahlke, „tat sich nichts mehr“. Dann hieß es plötzlich, man solle 8500 Euro an den Zoll in Uganda zahlen. „Da hängt im Grunde eine komplette Optikerwerkstatt fest. Und das seit Monaten“, erklärt der 29-Jährige.

Nachdem die Volksstimme Anfang August erstmals berichtet hatte, wurde selbst die Uno hellhörig. Ein Mitglied der Vereinten Nationen habe sich beim Verein gemeldet und Hilfe signalisiert. „Celebrate Hope Ministries steht vor Ort mit der Regierung in Kontakt. Wir hoffen, dass sich da jetzt bald etwas bewegt“, meint Philipp Dahlke.

Um die Summe aufbringen zu können, werden in Deutschland nun weitere Spenden gesammelt. Die Magdeburger zeigten schon ein Herz und spendeten in den zurückliegenden Wochen 1500 Euro. „Es ist fantastisch, wenn Menschen helfen, das Leid anderer zu lindern“, freut sich Philipp Dahlke. Das Geld komme hundertprozentig beim deutschen Verein und damit beim „Vision Aid“-Projekt an, betont er.

Der junge Optiker aus Magdeburg nimmt gern weitere Spenden entgegen, damit die Vision vom besseren Sehen in einer der ärmsten Regionen Afrikas bald wahr werden kann.