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Vergessenes Magdeburger Hotels werden zur Fundgrube

Von Schuhen über Bücher, Hosen und Taschen - ein wenig ähnelt ein Hotel auch einem Fundbüro. So auch Hotels in Magdeburg.

Von Greta Haberstroh 27.01.2018, 23:01

Magdeburg l Jeder Hotelgast kennt das Gefühl vor der Abreise, dass er irgendwas vergessen hat. Die Volksstimme hat bei Magdeburger Hotels nachgefragt, was die ungewöhnlichsten Fundsachen sind und was die Gäste am meisten im Hotelzimmer vergessen.

„Die Nummer eins sind Ladekabel“, betont Norman Schumann, der Housekeeper vom „Motel One Magdeburg“. Klassiker sind aber auch Socken, Bücher und Brillen. „Es bleibt alles Mögliche liegen“, weiß Ingo Rektorik, Geschäftsführer vom „Best Western Hotel Geheimer Rat“ in Stadtfeld. Auch mal ganze Anzüge. In beiden Hotels wurde sogar schon ein voll gepackter Koffer vergessen.

„Sehr kurios war, dass ein Gast sein Gebiss im Badezimmer liegen lassen hat. Ein anderer Gast hat seine Krücken vergessen. Das merkt man doch eigentlich, man ist ja darauf angewiesen“, wundert sich Ingo Rektorik. Es wurde auch schon mal ein Fahrrad im „Motel One“ vergessen. Im Hotel „Ratswaage“ bleiben des Öfteren Tagungsunterlagen liegen, die dann unter Umständen für die Arbeit fehlen.

Eine eigene Drogerie können die Hotels auch fast eröffnen: Es bleibt Parfüm, Shampoo, Mascara oder ein Schminkspiegel liegen – ein ganzer Kulturbeutel ist auch nicht ungewöhnlich.

Doch die vergessenen Sachen liegen nicht immer versteckt, wie man vielleicht denkt. Oft stecken die Ladekabel noch in der Steckdose und das Buch liegt auf dem Nachtschrank. „Der Klassiker ist das weiße T-Shirt auf der weißen Bettdecke“, stellt die Managerin vom „Motel One Magdeburg“, Ute Zachow, fest.

Fundsachen werden sechs Monate aufbewahrt – das ist gesetzlich geregelt. „Wir haben einen Raum, der als Fundbüro genutzt wird und in dem die Sachen nach Auffindungsmonat sortiert aufbewahrt werden. Darüber wird ein Fundbuch geführt“, erklärt Gabriele Golz, die Verkaufs- und Marketingleiterin vom Hotel „Ratswaage“. Benutzte Kleidung hingegen, wie Socken und Unterwäsche, werden in den Hotels meistens aus hygienischen Gründen entsorgt.

Oftmals kommt es auch auf den Wert an. Kuscheltiere haben zwar meist einen geringen Wert, aber für die Kinder eine große persönliche Bedeutung. „Einmal haben wir ein Schmusetuch von einem kleinen Gast sogar per Expresskurier hinterhergeschickt. Da hat eine verzweifelte Mutter angerufen, da sie wusste, dass ihr Kind nicht ohne Gequengel einschlafen wird“, erinnert sich Ingo Rektorik vom Hotel „Geheimer Rat“.

Doch nicht jeder bemerkt den Verlust oder meldet sich beim Hotel. Beim Hotel „Geheimer Rat“ gehen nur rund die Hälfte der Fundsachen wieder zurück an den Besitzer, beim „Motel One“ sogar nur ungefähr 20 Prozent der 1500 Fundsachen seit der Eröffnung vor gut drei Jahren. Manchmal lohnt sich der Versand auch einfach nicht - denn die Portokosten müssen vom Gast übernommen werden.

Gewisse Dinge werden möglicherweise auch bewusst vergessen - zum Beispiel Sexspielzeug. „Was nach drei Monaten noch da ist, holt meistens auch niemand mehr ab. Eigentlich melden sich die Gäste aber unmittelbar in den Tagen danach“, stellt Ute Zachow fest.

Diskretion sei das oberste Gebot: „Wir können die Fundsachen zwar im Regelfall zuordnen, rufen aber nicht bei der Person an. Aber die Gäste melden sich meistens, wenn sie etwas Wichtiges vergessen haben“, weiß Ingo Rektorik. Ute Zachow weist noch auf eine weitere Schwierigkeit hin: „Es besteht die Gefahr, dass der Ehepartner nicht weiß, dass der Lebensgefährte die Nacht in einem Hotel verbracht hat.“ In besonderen Fällen, zum Beispiel als ein Gast seine Kreditkarte vergessen hat, haben sie den Gast ausnahmsweise sofort kontaktiert.

Und wann weiß man, ob liegengebliebenes Geld für die Zimmermädchen ist und wann es vergessen wurde? „Nur wenn es am Abreisetag auf dem Bett liegt. Sonst ist es eine Fundsache“, erklärt Housekeeper Norman Schumann. Eine große Summe Geld ist in den Hotels jedoch noch nicht liegengeblieben. Norman Schumann erinnert sich aber an einen Fund in einem Hotel in München, wo er zuvor gearbeitet hat. „Da hat ein Gast 2000 Euro in seinem Bademantel vergessen.“

Beim nächsten Hotelbesuch heißt es also: Lieber zweimal kontrollieren, ob man alles dabei hat.