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Verkehr Magdeburg Wie die Weiße Flotte mehr Gäste locken will

Die Weiße Flotte in Magdeburg hat eine neue Chefin. Ein Gespräch über Niedrigwasser, Konkurrenz und neue Ideen für neue Fahrgäste:

Von Rainer Schweingel 21.05.2019, 16:32

Magdeburg l Silke Buschmann führt seit dem 1. April 2019 als Geschäftsführerin die Weiße Flotte in Magdeburg. Sie trat die Nachfolge des pensionierten Vorgängers Peter Fechner an. Ein Gespräch über die stadteigene Schiffsflotte.

Volksstimme: Jetzt sind Sie rund sechs Wochen an Bord der Weißen Flotte. Wie fühlt es sich an, am Steuerrad zu stehen?

Silke Buschmann: Ich bin noch beim Einarbeiten. Aber es fühlt sich gut an. Es war für mich die richtige Entscheidung.

Wurden Sie eigentlich gefragt oder haben Sie sich beworben?

Ich habe mich beworben. Zuvor war ich seit 2005 Geschäftsführerin des Flughafens Cochstedt. Dort habe ich schon viele Erfahrungen sammeln können. Und da sich hier mit den beiden Aufgaben der Flughafen GmbH und der Weißen Flotte neue Herausforderungen in Kombination zweier Unternehmen zu Wasser und in der Luft stellten, die mich gereizt haben, war es zugleich die Chance, in meine Heimatstadt zurückzukehren.

Zum Flughafen kommen wir gleich noch. Zunächst zur Weißen Flotte. Was wollen Sie verändern?

Mir schwirren schon viele Ideen im Kopf. Bitte sehen Sie es mir nach, dass ich noch etwas Zeit brauche, um mich einzuarbeiten und zu sondieren, was möglich ist und was nicht. Zudem habe ich hier motivierte 16 Mitarbeiter vorgefunden, die ich bei meinen Ideen mitnehmen will.

Die Weiße Flotte hat – unverschuldet – ein Katastrophenjahr hinter sich. 2018 konnten wegen des Niedrigwassers monatelang keine Schiffe auf der Elbe fahren. Braucht es deshalb nicht schnell Lösungen, um fehlende Einnahmen auszugleichen?

Ja und nein. Zunächst sehen unsere Buchungen seit dem Saisonstart gut und sehr gut aus. Es ist zwar Spekulation, aber ich habe das Gefühl, dass viele Gäste ihre ausgefallenen Fahrten von 2018 jetzt und in den nächsten Wochen nachholen wollen. Außerdem wollen wir natürlich auch neue Fahrgäste gewinnen. Wir sind da in Gesprächen mit anderen städtischen Gesellschaften wie der Stadtmarketinggesellschaft MMKT, mit denen wir ja schon kooperieren. Wir denken zum Beispiel über Projekte für Schulen nach. Schließlich sind vom Wasser aus viele Themen gut zu vermitteln. Magdeburg als Stadt mit Geschichte, Magdeburg und die Natur sowie Magdeburg und Technik sind solche Beispiele. Außerdem wollen wir nach außen uns an Projekte ankoppeln, die für die Stadt schon Werbung betreiben. Ich denke da an das Bauhaus-Jubiläum oder die Kulturhauptstadt-Bewerbung. Das geht aber alles nicht über Nacht und braucht etwas Zeit. Außerdem setzen wir auf Bewährtes wie das Theaterschiff oder gastronomische Abendfahrten, Weihnachtsfeiern und Firmenevents.

Die Weiße Flotte wirtschaftete bisher als städtischer Betrieb zuschussfrei. Wie stark haben die Einnahmeverluste aus dem Katastrophenjahr 2018 ein Loch in die Kasse gespült?

Das kann ich noch nicht genau sagen. Wir sind derzeit noch dabei, die Finanzlage 2018 aufzuarbeiten und auszuwerten. Die Weiße Flotte wird auch das vergangene Jahr mit Niedrigwasser verkraften. Nur auch hier bitte ich um etwas Geduld, bis wir den Schlussstrich unter 2018 gezogen haben. Die Weiße Flotte schrieb bisher schwarze Zahlen. Und das soll auch so bleiben.

Was halten Sie vor diesem Hintergrund eigentlich von dem Vorschlag der CDU, eine Weiße-Flotte-Fährverbindung zwischen Herrenkrug, Petriförder und Mückenwirt aufzubauen?

Das prüfen wir gerade. Grundsätzlich gibt es das ja schon. Wenn Fahrgäste an den Anlegern standen, dann haben wir sie bei den Fahrten auch jetzt schon mitgenommen beziehungsweise dort aussteigen lassen. Das waren aber zugegeben nur Ausnahmen. Grundsätzlich geht es aber darum festzustellen, ob es einen Bedarf gibt und wie eine solche Linie finanziert werden kann. Ist sie Teil des öffentlichen Nahverkehrs wie die Fähren in Buckau und Westerhüsen es schon sind, kann anders finanziert werden, als wenn es reine Schiffsfahrten sind.

Stichwort Wirtschaftlichkeit und Umwelt. Den großen Kreuzfahrtdampfern auf hoher See wird immer vorgeworfen, ein großer Umweltverschmutzer zu sein. Wie sieht das mit den kleinen Kreuzfahrtschiffablegern bei der Weißen Flotte aus?

Diese Frage stellt sich auch für uns. Wir halten alle Vorschriften ein. Zudem wollen wir etwas tun für die Umwelt. Deshalb haben wir auf unserem Schiff „Stadt Magdeburg“ nach der „Stadt Wolfsburg“ und der „Sachsen-Anhalt“ umweltfreundliche Motoren einbauen lassen. Das war technisch gesehen ohnehin notwendig, was wir dank einer Förderung nun auch mit einem umweltfreundlicherem Motor umsetzen konnten. Der Ausstoß konnte deutlich verringert werden.

Das bedeutet konkret?

Konkret heißt das, ca. 15 Prozent weniger Kraftstoff und ca. 5 Prozent weniger Abgasemmissionen.

Wie groß ist die Angst vor einem neuen langen Niedrigwasser?

Wir sind optimistisch, dass es keine Wiederholung von 2018 gibt.

Warum?

Wir haben aktuell eine andere Lage als vor einem Jahr. Die Stau-Becken sind voll und der Schnee in den Bergen liegt noch da, wo er liegen soll. Wir setzen deshalb darauf, dass noch Kapazitäten für Wasser vorhanden sind. Das war vor einem Jahr nicht so.

Die Lust, auf der Elbe und ihren schönen Nebenarmen unterwegs zu sein, hat in den vergangenen Jahren spürbar zugenommen. Es gibt inzwischen mehrere private Anbieter von Elbefahrten im Kleinformat. Konkurrenz oder Ansporn für Sie, dagegenzuhalten?

Wir beobachten das und werden für uns prüfen, ob der Markt schon gesättigt ist für solche Angebote. Aus dem Ergebnis werden wir ableiten, ob auch wir aktiv werden.

Die Weiße Flotte organisiert auch die Wochenmärkte in der Stadt. Was muss sich dort verbessern?

Hier wollen wir bei unserem Erscheinungsbild ansetzen. Da sind wir in Gesprächen mit vielen Partner wie der IG Innenstadt. Insgesamt müssen wir ansprechender werden.

Weil Ihnen sonst die vielen, vielen kommerziellen und vereinsgetragenen Flohmärkte das Leben schwer machen?

Die sehen wir nicht als unsere direkten Mitbewerber. Wir sehen diese Märkte eher als Ergänzung.

Seit 1. April sind Sie auch Chefin der städtischen Magdeburger Flughafen GmbH. Was wird sich dort ändern?

Nicht viel. Das operative Geschäft – also die Organisation des Flugbetriebes – liegt ja schon seit 2009 in den Händen eines Pächters, der das alles aus unserer Sicht gut abwickelt. Die Verträge bestehen aktuell bis 2023. Es ist wichtig, dass wir auch weiterhin einen Flughafen haben. Wir als Flughafen Magdeburg GmbH, die personell übrigens nur aus mir und einer halben weiteren Stelle besteht, kümmern uns um die Rahmenbedingungen. Bisher sind wir mit dem Pächter gut im Gespräch über alle Fragen zum Flugplatz.