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Verkehr Straßenrückbau in der Magdeburger City?

CDU im Stadtrat Magdeburg initiiert Prüfverfahren zum Rückbau einer Innenstadtmagistrale.

Von Katja Tessnow 17.06.2019, 01:01

Magdeburg l Zwei rechts, zwei links, zwei Mitte. Sechs Spuren breit zerteilt die Ernst-Reuter-Allee die Magdeburger Innenstadt. Zwei Spuren sind Bahnen vorbehalten, vier dem Autoverkehr. Der Stadtrat hat den Oberbürgermeister beauftragt zu prüfen, ob das so bleiben muss.

Einen „massiven städtebaulichen Bruch“ zwischen dem nördlichen und südlichen Breiten Weg nennt Thomas Brestrich die Ernst-Reuter-Allee. Der CDU-Mann verabschiedet sich mit einem aus der Feder seiner Fraktion sehr ungewöhnlichen Antrag aus dem Stadtrat; dem neu gewählten Rat gehört er nicht mehr an. Brestrichs Ziel: Der Rückbau der Magistrale auf eine Autofahrspur je Fahrtrichtung zwischen der Kreuzung Ernst-Reuter-Allee/Otto-von-Guericke-Straße und der Jakobstraße – also auf ganzer Strecke zwischen City Carré und Strombrücke. Ausgenommen vom Rückbau sollen die Abbiegespuren in den Breiten Weg und die Jakobstraße sein.

Brestrich führt die aktuelle und der kommende Verkehrssituation als Argumente pro Verengung ins Feld. Sowohl die derzeitige Baustellensituation (Tunnelbausperrung und einspurige Verkehrsführung am Bauplatz „Blauer Bock) als auch die künftige Fahrbahnführung aus dem neuen Tunnel heraus und über den neuen Strombrückenzug (jeweils einspurig je Fahrtrichtung) machten sichtbar, „dass die bisherige übermäßig breite Fahrbahnführung nicht wirklich notwenig ist“. Als Folge eines Rückbaus der Straße wünscht sich der Ex-Rat eine Aufwertung des Innenstadtcharakters, mehr Grün, mehr Platz fürs Rad, kurz die „Verbesserung der urbanen Lebensqualität“. Zudem könne das Dach aus Stromleitungen für die Straßenbahn durch engere Mastenstellung verkleinert und damit das Bild der Straße aufgewertet werden. So weit.

Brestrich lässt im Volksstimme-Gespräch durchblicken, dass es ihn viel Überzeugungskraft gekostet habe, den Antrag in den eigenen Reihen durchzusetzen. Als Absender steht zwar seine Alt-Fraktion „CDU/FDP“ im Antragstitel, unterschrieben hat das Papier aber nur Brestrich selbst und nicht, wie üblich, auch Fraktionschef Wigbert Schwenke. „Naja“, sagt Schwenke auf Nachfrage, „das war die Initiative von Herrn Brestrich. Man kann diesen Antrag schon ein Abschiedsgeschenk für ihn nennen. Wir haben uns entschieden, das mitzutragen. Jetzt warten wir erst mal die Prüfung ab.“

Der Antrag, der zunächst nicht mehr als die Prüfung des Rückbaus forderte, ging im Rat mit großer Mehrheit und ohne Debatte durch – beschlossen. Wie es weiter geht, hängt vom Ausgang der Prüfung und davon ab, wie sich die CDU in neuer Zusammensetzung und ohne ihren Vorkämpfer dazu positioniert.

Grünen-Fraktionschef Olaf Meister reibt sich derweil die Augen und sagt: „Ich freue mich aus ganzem Herzen über diesen Antrag von konservativer Seite. Das finden wir gut!“