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Verkehrsplanung Eine Trasse wird verbaut

Die Theodor-Kozlowski-Straße in Magdeburg wird nicht vierspurig ausgebaut.

Von Katja Tessnow 19.09.2016, 01:01

Magdeburg l Die Christdemokraten haben Schaum vorm Mund, doch Verwaltung und Ratsmehrheit sind sich einig: Eine durchgängig vierspurige Theodor-Kozlowski-Straße wird in Magdeburg nicht mehr gebraucht.

„Die SPD plädiert für zwei Spuren“, redete Falko Grube nicht um den heißen Brei herum und fragte: „Oder wollen wir im Ernst Schwerlastverkehr aus den nördlichen Industriegebieten in die Innenstadt ziehen?“ Für die Grünen schloss sich Alfred Westphal wenig überraschend dem Kurs der SPD an. „Ja, wir haben vor 19 Jahren den 4-spurigen Ausbau beschlossen. Das ist ein altes Lied. Wir sollten das Gebiet nun besser baulich entwickeln und uns eingestehen, dass die Idee nicht umsetzbar ist.“

Gänzlich anders beurteilen CDU, FDP und Bund für Magdeburg die Lage. Reinhard Stern, Vizevorsitzender der Fraktionsgemeinschaft, warnte sehr eindringlich davor, dass die Stadt sich die Möglichkeit zur Ertüchtigung dieser Trasse verbaut. „Das ist die Brisanz in diesen Beschlussvorlagen und eine völlig verkehrte Stadtplanung. Wir schließen ohne Not ein System, das wir für die Zukunft dringend brauchen könnten.“

Sterns Fraktionskollege Frank Schuster setzte nicht minder eindringlich nach: „Als wir die Freihaltung der Trasse vor 19 Jahren beschlossen haben, gingen wir sogar von einer schrumpfenden Stadt aus. Heute verzeichnen wir Wachstum auch auf den Gewerbeflächen an der Saalestraße, wo wir noch in Größenordnungen über bebaubare Brachen verfügen.“ Im Glauben an einen weiteren Aufschwung in den Gebieten hinter der Trasse halten die Christdemokraten deren perspektivische Ertüchtigung weiter für dringend geboten.

Oberbürgermeister Lutz Trümper räumte verwaltungsinterne Debatten zum Thema ein. Der CDU-Wirtschaftsbeigeordnete Rainer Nitsche habe dabei klar auf Freihaltung der Trasse plädiert, „aber ich habe anders entschieden, eben weil wir auch in Zukunft keine Schwerlastverkehre in der Innenstadt haben wollen“. Trümper bezeichnete den einst geplanten Trassenausbau als „Quatsch und unnötig“, auch weil er das wichtige Entwicklungsareal aus Universitätscampus und Wissenschaftshafen zerschneide. Trümper: „Wir haben keinen Bedarf, die Straße auszubauen. Da stehst du nie im Stau! Woanders schon, aber hier nicht.“

Der Baubeigeordnete Dieter Scheidemann (CDU) schloss nahtlos an Trümpers Worte an: „Die Theodor-Kozlowski-Straße ist im Moment nicht mal ausgelastet. Wenn da mal drei Lkw hintereinander fahren, ist das schon viel.“ Ziel der Verwaltung sei es, der Universität mit einer Umwidmung der für den Straßenbau vorgesehenen Flächen, Raum zur Entfaltung zu geben.

Die CDU sah ihre Felle wegschwimmen und beantragte einen Kompromiss. Mindestens sollte die Trasse freigehalten werden, bis es konkretes Investoreninteresse an einer Bebauung gebe. Reinhard Stern forderte eine namentliche Abstimmung, so dass sich, wenn es verkehrlich doch eng werden würde auf der Achse, ausmachen ließe, wer Schuld daran hat.

Es nutzte alles nichts. Eine große Ratsmehrheit aus SPD, Grünen und Linke legte die Pläne zum Straßenausbau ad acta und machte die Flächen zur Bebauung frei. Bei ihrem Kampf um die Reservierung der Verkehrsfläche hatten CDU/FDP/BfM nur die neue Minifraktion Linke für Magdeburg (LfM) an ihrer Seite. Das reichte nicht.