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Verkehrssicherheit Magdeburger Kinder im toten Winkel

Grundschüler aus Magdeburg lernten Regeln für den Straßenverkehr kennen. Dabei spielte auch der tote Winkel eine Rolle.

Von Vanessa Kanz 17.10.2017, 18:00

Magdeburg l Auf dem Schulhof der Grundschule Am Westring parkt ein großer Umzugswagen einer Spedition. Rechts von der Beifahrertür liegt eine leuchtend gelbe, dreieckige Matte auf dem Boden, auf die sich mindestens 20 Kinder stellen können. Die Größe der gelben Matte entspricht der Größe des toten Winkels, also des Bereichs der trotz Spiegel für den Lkw-Fahrer nicht einsehbar ist.

„An diesem praktischen Beispiel sehen die Kinder erst einmal, wie groß der tote Winkel tatsächlich ist und dass sie deshalb besonders aufpassen müssen“, sagt Landesverkehrsminister Thomas Webel, der den Aktionstag „Toter Winkel“ als Schirmherr begleitet.

Ziel dieses Aktionstages ist es, besonders die jüngeren Verkehrsteilnehmer für dieses Thema zu sensibilisieren. Laut Statistischem Landesamt ereigneten sich 2016 in Sachsen-Anhalt über 1000 Unfälle beim Abbiegen, bei denen der tote Winkel häufig die Unfallursache war.

An der Aktion am 16. Oktober 2017 beteiligten sich 195 Drittklässler aus den Magdeburger Grundschulen Am Westring, Am Glacis, Am Fliederhof und Nordwest.

Abwechselnd dürfen sich die Kinder in die Fahrerkabine des Umzugswagens setzen, während Andreas Hintze, Projektkoordinator der Landesverkehrswacht, Szenarien durchspielt. So positioniert er einige Mitschüler direkt vor den Lkw. „Guckt mal durch die Frontscheibe. Könnt ihr eure Mitmenschen sehen?“, fragt Hintze die Kinder in der Kabine. Sie verneinen.

Erst nach drei Schritten vorwärts erscheinen sie in ihrem Blickfeld. „Die insgesamt sechs Spiegel an der Fahrerkabine und vor allem der Tote-Winkel-Spiegel bieten zwar eine gute Lösung“, sagt Andreas Hintze, „dennoch haben wir nur zwei Augen. Der Fahrer kann nicht gleichzeitig in alle Spiegel sehen.“

Die zehnjährige Steffi aus der Klasse 3b der Grundschule Am Westring saß vorher noch nie am Lenkrad eines Lastwagens. „Ich finde es gut, dass wir lernen, was wir beachten müssen“, sagt sie.

Hintze fasst für die Kinder zusammen: „Meidet die gefährlichen Bereiche, in denen der Fahrer euch nicht sieht. Geht deshalb nicht unmittelbar vor dem Lkw entlang, bleibt weit rechts hinter dem Lkw außerhalb des toten Winkels und wartet im besten Fall, bis er ganz abgebogen ist.“

An einer weiteren Station rekapitulieren die Schüler einige Straßenschilder und wichtige Verkehrsregeln. Die Grundschüler haben zudem Spaß an dem Verkehrsquiz und den bunten Schautafeln; die Finger schießen nach jeder Frage in die Luft. Was braucht ein Fahrrad, um von anderen gesehen zu werden? „Katzenaugen und Reflektoren“, wissen die Grundschüler sofort.

Neben dem Lkw parken ebenfalls ein Mannschaftswagen, ein Polizeimotorrad und ein Streifenwagen der Autobahnpolizei auf dem Schulhofgelände. Hinter dem Lenkrad und auf den Sitzen des Mannschaftswagens stellen die Kinder den Polizeibeamten Fragen zu ihrer Arbeit.

Die Neugier der Grundschüler kennt keine Grenzen: Warum hat die Fahrerseite keinen Angstgriff? Wo kann man das Blaulicht einschalten? Wie viel PS hat das Motorrad? Ist der Beruf gefährlich? Auf all ihre Fragen erhalten sie Antworten.

Damit das Gelernte nicht in Vergessenheit gerät, bekommen die Kinder nach dem Aktionstag Arbeitsblätter, eine Verkehrsfibel, einen Reflektorsicherheitskragen und vieles mehr. Aufgrund der positiven Resonanz von Schülern, Lehrern und Veranstaltern wird der Aktionstag „Toter Winkel“ in den Folgejahren fortgeführt.

„Die Kinder sehen das Ganze als Spiel und dadurch bleibt mehr bei ihnen hängen. Wir wollen weniger Unfälle durch das praktische Lernen“, sagt Gerhard Bertram, Präsident des Landesverbandes des Verkehrsgewerbes Sachsen-Anhalt.

Diese Aktionstage finden regelmäßig statt. 2016 lernten beispielsweise rund 260 Magdeburger Erstklässler in Magdeburg-Ottersleben bei einer Demonstration zum Lehrzweck den toten Winkel bei Lkw kennen.