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Video Wolfsverdacht in Magdeburg-Diesdorf

Schnürt der Wolf durch Magdeburg-Diesdorf? Der Verdacht liegt nahe. Eine Magdeburgerin traf Isegrim beim Gassigehen und filmte ihn.

Von Rainer Schweingel 04.05.2019, 01:01

Magdeburg l Den 27. April 2019 und den 1. Mai wird die Magdeburgerin A. Odemar nicht so schnell vergessen. An diesen beiden Tagen machte sie eine überraschende Begegnung auf einem Alltagsspaziergang.

Wie so häufig gewährte sie ihrem Hund in Diesdorf auf dem Döllweg stadtauswärts Auslauf. Hier enden die letzten Häuser des dörflich geprägten Magdeburger Stadtteils. Ein mit Betonspuren versehener Landwirtschaftsweg führt in die Feldflur. „In beiden Fällen lief mir der Wolf praktisch direkt vor die Nase und verschwand. Beim zweiten Mal bin ich aber noch mal zurück mit dem Auto zur der Stelle, weil ich ihn unbedingt fotografieren oder filmen wollte.“

Das gelang der Hundebesitzerin dann auch. Allerdings lief der vermeintliche Wolf in etwa 50 Metern Entfernung über den Plattenweg und ist auf dem Video deshalb nur unscharf zu erkennen.

Der Wolf in Magdeburg-Diesdorf

„Leider ist die Qualität des Videos nicht so gut. Mehrere Kollegen von uns haben sich die Aufnahmen angesehen. Aber wir können nicht mit Bestimmtheit sagen, ob es sich um einen Wolf handelt. Ausschließen können wir es aber auch nicht“, schätzt Andreas Berbig vom Wolfskompetenzzentrum Sachsen-Anhalt im altmärkischen Iden ein. Die Stelle sammelt und bewertet Meldungen über die Rückkehr des Wolfes nach Sachsen-Anhalt.

Die Experten dort halten einen Wolf am westlichen Stadtrand von Magdeburg für möglich. „Das ist denkbar. Weitere Wolfssichtungen aus diesem Diesdorfer Bereich liegen aber noch nicht vor.“

In Magdeburg ist der Wolf dennoch schon mehrfach nachgewiesen worden. Im Februar 2019 durchstreifte ein Wolf ein Wohngebiet am Wasserwerk in Magdeburg-Buckau. Eine Anwohnerin hatte das Tier mit der Handykamera aufgenommen. Das Idener Zentrum konnte darauf eindeutig den Wolfsverdacht bestätigen. Es ließ sogar Tierkameras aufstellen. Die schossen mehr als 3000 Fotos in den Folgewochen und fotografierten alles mögliche. Nur nicht den Wolf. Die Experten gehen deshalb davon aus, dass dieses Tier weitergezogen ist.

Wolfsnachweise habe es auch schon im Herrenkrug gegeben. Dort war ein Tier tot an einer Bahnlinie gefunden worden. Außerdem habe es entlang der Autobahnen 14 und 2 im Großraum Magdeburg Kollisionen mit Wölfe gegeben, so Berbig.

Was aber tun, wenn es sich in Diesdorf so wohnortnah tatsächlich um einen Wolf handelt? Solange er sich den Menschen nicht nähert, müsse nichts unternommen werden. Das sei nur der Fall, wenn das Tier gefährliche Verhaltensweisen zeige. Das sei aber in ganz Deutschland seit der Rückkehr des Wolfes nicht vorgekommen. Ansonsten sei es ratsam, Haustiere wie Schafe nachts in die Ställe zu stellen oder sicher zu umzäunen, so Berbig.

Hundebesitzerin A. Odemar sieht solche Hinweise kritisch. „Muss erst was passieren?“, fragt sie. Hunde müssten ständig angeleint werden und für manche benötige man sogar einen Wesensnachweis. Aber der Wolf dürfe herumspazieren, schüttelt sie den Kopf.

Gedanken macht sich auch Burkhard Moll. Der zweite Landesvorsitzende der Tierschutzpartei wohnt in Diesdorf nur 400 Meter von dem mutmaßlichen Sichtungsort des Wolfes entfernt: „Unsere Enkel sind da bisher in dem Bereich immer unterwegs und spielen. Seit wir von dem Wolfsverdacht gehört haben, lassen wir die allein nicht mehr dahin. Grundsätzlich habe ich vor dem Wolf aber keine Angst.“