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Wirtschaft Gute Stimmung im Magdeburger Handwerk

Die Konjunktur läuft. Aufgrund fehlenden Nachwuchses können manche Betriebe keine weiteren Aufträge mehr annehmen.

Von Martin Rieß 15.12.2017, 11:00

Magdeburg l Halbjährlich befragt die Handwerkskammer Magdeburg ihre Mitgliedsunternehmen. In der Befragung geht es um Fragen wie: Wie ist die derzeitige Lage im Betrieb? Oder: Was erwarten die Unternehmen für die Zukunft. Bei der zweiten Konjunkturbefragung des Jahres 2017 wurde nun deutlich: Dem Handwerk geht es so gut wie seit Jahren nicht mehr.
Bei der Lagebeurteilung nach Landkreisen ergibt sich ein recht differenziertes Bild. Laut dieser bleibt die Stimmung im Handwerk weiterhin auf einem hohen Niveau. Das gilt insbesondere auch für Magdeburg: Demnach schätzen 71 Prozent der an der Umfrage teilnehmenden Betriebe die Lage als gut ein.
Das sind noch einmal zwei Prozent mehr als bei der Befragung im Frühjahr. Burkhard Grupe, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Magdeburg, hatte bereits zu diesem Zeitpunkt die Stimmung als ausgezeichnet beschrieben.
Größer ist der Anteil der Unternehmen, die die Lage als gut bezeichnen, allein im Salzlandkreis mit 74 Prozent. Im Jerichower Land dagegen liegt der Anteil der gut-Bewertungen bei nur 49 Prozent.
Beim Blick auf Magdeburg fällt aber auch auf, dass die Zahl der Handwerksunternehmen, die die Lage als schlecht bezeichnen, ebenfalls gestiegen ist: Hier ist der Wert von zwei auf neun Prozent emporgeschnellt. Der Anteil der pessimistischen Einschätzungen ist ansonsten allein im Jerichower Land gestiegen – und zwar von 12 auf 13 Prozent.
Die durchschnittliche Auslastung der Betriebe liegt in Magdeburg bei 84 Prozent. Mehr als ein Drittel (38 Prozent) der befragten Handwerksbetriebe aus Magdeburg sind sogar bis zu 100 Prozent ausgelastet. Das ist ein Spitzenwert im Kammerbezirk Magdeburg.
Kammer-Hauptgeschäftsführer Burkhard Grupe sagte: „Die hohe Auslastung reißt allerdings schon ein Problem an, dass uns in den kommenden Jahren zunehmend beschäftigen wird: Es fehlt an Nachwuchs.“ Und es fehlt an Nachfolgern, die Unternehmen führen möchten. Mit verschiedenen Programmen und Kooperationen mit Bildungsträgern soll gegengesteuert werden.
In vielen Betrieben, in denen nach der Wende ein Wechsel an der Spitze stattgefunden habe, gehen die Inhaber nach und nach in den Ruhestand. Von der Nachfolgeregelung innerhalb der Familie bis hin zur Übernahme durch Betriebsfremde gibt es viele Modelle, die aber langfristig vorbereitet werden müssen– so sich denn überhaupt Interessenten finden. Burkhard Grupe: „Von Fachkräften und Unternehmensnachfolgern hängt nicht zuletzt die Zukunft vieler Arbeitsplätze in der Region ab.“
Der Beschäftigungssaldo – das ist die Differenz aus Betrieben, die Personal eingestellt und denen, die Personal abgebaut haben – zeigt sich in Magdeburg im positiven Bereich. 20 Prozent der befragten Handwerksbetriebe haben die Zahl ihrer Mitarbeiter erhöht, und 15 Prozent haben die Zahl reduziert.
Der Rest hat den Personalbestand konstant gehalten. Für das kommende Quartal wird ein weiterer Beschäftigungsaufbau erwartet. Das weicht vom Durchschnitt im Kammerbezirk ab, wo ein leichter Beschäftigungsabbau erwartet wird.
Mehr als ein Drittel der befragten Inhaber aus Magdeburg können für das letzte Quartal von einem gestiegenen Umsatz berichten, nur zwölf Prozent von einem gesunken. Für das nächste Quartal erwarten noch einmal 25 Prozent einen höheren Umsatz. Die Einkaufspreise und Personalkosten steigen. 45 Prozent konnten die gestiegenen Preise auf den Verkauf umlegen.
Zum 30. September dieses Jahres waren in Magdeburg 2195 Handwerksbetriebe eingetragen. Im Vergleich zum Jahresbeginn sind das 32 Betriebe weniger. Der Rückgang ist in fast allen Gewerbegruppen zu sehen.
Ausnahmen sind das Nahrungsmittelhandwerk, wo zwei Betriebe hinzugekommen sind, und das Handwerk für den persönlichen Bedarf, wo ebenfalls zwei Betriebe neu am Markt sind. Ein besonders großer Rückgang war im Magdeburger Bauhauptgewerbe festzustellen, hier betrug der Rückgang 3,5 Prozent.
An der Konjunkturbefragung haben im Kammerbezirk zwischen Altmark und Harz 394 Unternehmen teilgenommen. In den 12.785 Betrieben arbeiten 69.000 Angestellte und mehr als 3500 Lehrlinge. Die Handwerksbetriebe werden 120 verschiedenen Gewerken zugerechnet.