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Wohnen Aufzüge für Barrierefreiheit in Magdeburg

Die Magdeburger Wohnungsbaugenossenschaft "Otto von Guericke" baut in Neu-Olvenstedt um. Einige Häuser bekommen Aufzüge.

Von Viktoria Lack 04.05.2019, 23:01

Magdeburg l Vor jedem der acht Eingänge des Reihenhauses im Bruno-Taut-Ring Nummer 49 bis 56 in Magdeburg klafft aktuell ein großes Loch. Die Klingelschilder und Briefkästen wurden ummontiert und die Bewohner müssen auf die Eingänge im Innenhof zurückgreifen. Der Grund für die Großbaustelle: das Haus soll komplett barrierefrei werden.

Deshalb hat die Wohnungsbaugenossenschaft Otto von Guerike eG mit einem etwas ungewöhnlichen Bauprojekt begonnen: Die Aufzüge und Treppenhäuser werden eingerichtet, während das Haus noch bewohnt ist. Dazu wird ein Vorbau an jeden Eingang gebaut, durch den man auf einer Ebene zum Aufzug und in das Treppenhaus gelangt.

„Wir haben den Bewohnern das Projekt bei einer großen Versammlung im Januar vorgestellt und sind auf große Kooperationsbereitschaft gestoßen“, berichtet Vorstandsvorsitzende Karin Grasse.

Für die geplanten Aufzüge nehmen die Mieter auch monatelange Bauarbeiten sowie einen kleinen Zwangsurlaub in Kauf: Jeder Mieter muss an einem gewissen Punkt der Umbauarbeiten seine Wohnung für eine Woche verlassen. Von den Vorbereitungen über die Demontage des Treppenhauses bis hin zur Installation des Aufzugs dauern die Bauarbeiten knapp drei Wochen pro Eingang. In der zweiten Woche – wenn das Haus gerade kein Treppenhaus mehr hat – müssen die Bewohner von Montag bis Freitag ihre Wohnungen verlassen.

Zur Überbrückung bot die Wohnungsbaugenossenschaft ihren Mietern verschiedene Optionen: Entweder die Mieter suchten sich gegen eine Pauschale selbst eine Unterkunft oder sie wurden von der Genossenschaft in einer Gästewohnung oder einem Hotel untergebracht. Die meisten haben sich für die Pauschale entschieden.

Insgesamt kostet das Projekt rund fünf Millionen Euro. Eine Million, also 10.000 Euro pro Wohnung, stammen dabei aus Fördergeldern für die Genossenschaft. „Ohne die Fördergelder hätten wir das Projekt nicht realisieren können“, so Karin Grasse.

Von den 100 Wohnungen des Blocks stehen aktuell knapp 20 Prozent leer – mit Absicht. „Die Wohnungen werden dann frisch saniert und barrierefrei angeboten“, so die Vorstandsvorsitzende. Die aktuellen Bewohner müssen außerdem mit einer Mietpreiserhöhung von bis zu 80 Euro rechnen, je nach Größe der jeweiligen Wohnung.

Die Mietpreise pro Quadratmeter liegen aber weiter unter sechs Euro. Durch die Barrierefreiheit soll das Wohnungsangebot im Bruno-Taut-Ring nun vor allem für Senioren zur Verfügung stehen. Die Umbauten auf der Nordseite des Hauses sollen im Juni beginnen und bis November 2019 andauern.

Im Anschluss sollen im nächsten Jahr auf der in den Innenhof führenden Seite des Wohnblocks die Fassade und Balkone saniert werden.

Außerdem sollen die Hausnummern 46 bis 48 ebenfalls mit einem Aufzug ausgestattet werden. Da hier aber hauptsächlich junge Familien wohnen, hat die Genossenschaft ein anderes Modell gewählt, bei dem der Aufzug jeweils zwischen den Stockwerken hält. Damit ist das Treppenhaus zwar nicht barrierefrei, aber der Aufzug kann installiert werden, ohne dass die Bewohner ausziehen müssen.

Außerdem plant die Wohnungsbaugenossenschaft mehrere Seniorenwohnungen sowie eine „Seniorenwabe“ in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Humanas. Die Wohnungen werden dann nicht nur barrierefrei sein, sondern bei Bedarf zusätzlich professionelle Pflege für die Bewohner bieten. Die Bauarbeiten dazu sollen noch dieses Jahr beginnen.

Da die Magdeburger immer älter werden, besteht in der Landeshauptstadt ein immer größerer Bedarf an Barrierefreiheit. Der Magdeburger Behindertenbeauftragte Hans-Peter Pischner hat jüngst erst darauf hingewiesen, dass gerade auch in der Versorgung mit geeignetem Wohnraum noch viel zu tun sei.