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Zehngeschosser„Entrüstung“ wegen schlechter Dämmung

Der Zehngeschosser an der Haltestelle Kastanienstraße in Magdeburg wird derzeit saniert. Jetzt gibt es Probleme.

Von Stefan Harter 29.03.2020, 07:00

Magdeburg l Schon seit einigen Wochen ist der Zehngeschosser an der Haltestelle Kastanienstraße eingerüstet. Der Block Lübecker Straße 37 bis 41 soll umfassend saniert werden. Die Wohnungsbaugenossenschaft „Otto von Guericke“ eG muss die Arbeiten an der Fassade nun aber vorerst abbrechen. Wegen des schlechten Zustands der vorhandenen Dämmung wird das Haus vorerst wieder „entrüstet“.

„Leider läuft nicht immer alles wie erwartet“, erklärt Karin Grasse, Vorständin der Guericke-Genossenschaft, auf Volksstimme-Anfrage. Bei notwendigen Voruntersuchungen waren „erhebliche Mängel in der alten Ausführung des vorhandenen Wärmedämmverbundsystems“ entdeckt worden.

Die Behebung dieser Mängel wäre sehr aufwendig und auch technisch fraglich, erklärt Karin Grasse weiter, so dass entschieden wurde, die Dämmung komplett zu entfernen und durch ein neues System zu ersetzen. „Diese Maßnahme muss geplant, berechnet und vor allem durch das Bauordnungsamt genehmigt werden. Auch das Ausschreibungsverfahren dauert seine Zeit, so dass die Fassadenerneuerung erst im kommenden Jahr erfolgen wird“, beschreibt sie das weitere Vorgehen Weil sie so lange das Gerüst nicht stehen lassen können und wollen, wird es demnächst abgebaut werden, ohne dass das Haus einen neuen Anstrich erhalten hat. „Über das neue Antlitz werden wir uns gemeinsam mit unserem Architekten Gedanken machen und diese dann präsentieren“, erklärt die Vorständin.

Bereits seit dem vergangenen Jahr läuft die Sanierung der fünf Eingänge mit ihren insgesamt 200 Wohnungen. Das Wohnungsunternehmen hatte über ein Landesförderprogramm Gelder für die Sanierung der Aufzüge beantragt und auch bewilligt bekommen. „Damit der Aufzug vom Gehweg aus barrierefrei erreicht werden kann, muss der komplette Eingangsbereich umgebaut werden“, erklärt Karin Grasse.

Das stelle „eine große Herausforderung“ für die Mieter dar. „Sieben Wochen lang heißt es, Treppen steigen, und das bis zur 10. Etage“, beschreibt sie die Situation. Insbesondere ältere und hilfsbedürftige Mieter werden aufgesucht und individuelle Maßnahmen besprochen. Hilfsangebote, vom Einkaufsservice bis hin zur Unterbringung während der Baumaßnahme in alternativen Unterkünften, würden unterbreitet und eingeleitet. Weiterhin werden ab der 3. Etage auf jedem Zwischenpodest Sitzmöglichkeiten zum Ausruhen geschaffen. „Aber die Unannehmlichkeiten lohnen sich, denn nach Abschluss der Baumaßnahme kann der Aufzug ganz bequem ebenerdig erreicht werden, egal ob mit Rollator, Kinderwagen oder Fahrrad, für alle eine große Erleichterung“, sagt Karin Grasse.

Im Zuge des barrierefreien Umbaus werden die Elektroleitungen im Treppenhaus inklusive der Klingel- und Wechselsprechanlagen erneuert sowie die Wohnungs- und Kellertüren ausgetauscht. Die Sicherheitsbeleuchtung sowie die Rauch- und Wärmeabzugsanlage werden auf den neuesten Stand der Technik gebracht.

Hinter dem Haus befindet sich eine große Freifläche, die teilweise als wilder Parkplatz und Wäschetrockenplatz genutzt wird. Dort werden neue Müllplätze geschaffen sowie neun Fertigteilgaragen und 20 Parkplätze gebaut. Alle diese Maßnahmen inklusive Herrichtung der Außenanlagen sollen bis Ende des Jahres abgeschlossen werden.

Ohne die Fassadensanierung investiert die Genossenschaft 3 Millionen Euro, davon sind 1,1 Millionen Euro Fördermittel vom Land.