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Zeugen schauen zu Übergriff auf Magdeburger Kabarettisten

Der Magdeburger Kabarettist Lars Johansen wurde am Hasselbachplatz plötzlich von einem Unbekannten angegriffen.

Von Franziska Ellrich 13.03.2018, 15:36

Magdeburg l Es ist Montagabend gegen 21 Uhr. Lars Johansen steht an der Haltestelle am Hasselbachplatz in Magdeburg. Der Magdeburger Kabarettist schaut – wie ein Großteil der anderen Wartenden auch – auf sein Smartphone. Als plötzlich ein junger Mann auftaucht und vor sich hin murmelt. Offensichtlich habe er über Smartphones geschimpft, sagt Lars Johansen am nächsten Tag.

Er schenkt dem murmelnden Mann keine Aufmerksamkeit. Bis dieser versucht, ihm das Handy aus der Hand zu ziehen. Und dabei bleibt es nicht: Plötzlich schlägt der Mann zu. Völlig aus dem Nichts, ohne Vorwarnung. Der Angreifer trifft Lars Johansen mitten ins Gesicht.

„Zum Glück ist nichts Schlimmeres passiert. Meine Brille, Nase und Kinn hat er nicht getroffen“, sagt Johansen, der erst einmal unter Schock steht. Der 54-Jährige habe zum ersten Mal in seinem Leben so einen Schlag ins Gesicht bekommen.

Die anderen Menschen an der Haltestelle, circa zehn Passanten sollen in der Nähe gewesen sein, zeigen keine Reaktion, stehen stumm da. „Ich denke, die Anderen hatten mehr Angst als ich“, hat Lars Johansen Verständnis für das ausbleibende Eingreifen.

Der Täter flüchtet sofort nach dem Schlag. Lars Johansen steigt in die nächste Straßenbahn. Der Kabarettist teilt das Erlebte mit der Öffentlichkeit. Er beschreibt die Tat auf der Internetplattform Facebook.

Dort reagieren Dutzende Nutzer auf den Vorfall. Einige monieren die fehlende Zivilcourage. Die Volksstimme hat bei der Polizei nachgefragt, wie Zeugen in so einem Moment reagieren sollten. „Passanten müssen nicht einschreiten, wenn sie sich dabei selber in Gefahr bringen, aber sie sollten zumindest den Notruf wählen, um die Polizei oder wenn nötig einen Rettungswagen zu alarmieren“, erklärt Polizeisprecher Mike von Hoff.

Zu dem Fall von Lars Johansen kann der Polizeisprecher nichts sagen. Denn: Lars Johansen hat den Angreifer nicht angezeigt. Dabei soll es auch bleiben. „Der Mann tat mir eher leid. Ich gehe davon aus, dass er unter Drogen stand oder ein psychisches Problem hatte“, so Johansen. Ohne Anzeige könne die Polizei allerdings nicht reagieren, macht Mike von Hoff deutlich.

Trotz des Angriffs bleibe Lars Johansen optimistisch, was das Gute im Menschen angehe. Auf Nachfrage sagt er: „Das hätte überall passieren können. Ich werde auch weiter ohne Angst am Hasselbachplatz unterwegs sein.“ Höchstens gucke er sich jetzt einmal öfter um.

Dass er verbal angegangen wird, sei für den Kabarettisten nichts Neues. Für seine öffentlichen Äußerungen sei er in der Vergangenheit öfter von Mitgliedern des rechten Spektrums beschimpft worden. Doch mit so etwas wie dem Schlag habe er nie gerechnet.