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Zollbrücke Magdeburg Sprengstoff und kein Ende

Verdacht: Auch in der Zollbrücke in Magdeburg könnte sich Munition aus dem Zweiten Weltkrieg befinden. Die Brücke wird zeitweise gesperrt.

Von Rainer Schweingel 25.04.2017, 22:26

Magdeburg l Hinweise auf Sprengstoff in der Zollbrücke haben nach Volksstimme-Informationen alte Dokumente erbracht. Danach war nach den Munitionsfunden in der Anna-Ebert-Brücke in Archiven der Stadt Magdeburg gesucht worden. Offenbar lag schon da die Vermutung nahe, dass wie in der benachbarten Anna-Ebert-Brücke auch in der ältesten Brücke Magdeburgs Munition aus den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs liegen könnte. Die Ebertbrücke und die Zollbrücke sind die einzigen Magdeburger Elbbrücken, die den Zweiten Weltkrieg überstanden hatten.

In den Unterlagen seien Hohlräume in der Zollbrücke entdeckt worden, die bisher nicht bekannt waren. Sie werden nun untersucht. Nachfragen dazu waren am Dienstag bei der Stadtverwaltung Magdeburg nicht möglich.

Axel Vösterling vom Munitionsbergungsdienst betonte, dass es sich bisher nur um einen Verdacht handele. In den Nächten der Sperrung sollen die Hohlräume angebohrt werden. Dabei soll Material herausgeholt und auf Sprengstoff untersucht werden. Eine Gefährdung der Bevölkerung liegt nach Einschätzung des Kampfmittelbeseitigungsdienstes aber nicht vor.

Dass nach den Funden in der Ebertbrücke auch noch andere Brücken in Magdeburg eine gefährliche Fracht in sich tragen, war von Experten im Sommer 2016 eigentlich ausgeschlossen worden. Begründung: Bei der Sanierung der Zollbrücke seien zwar auch Hohlräume entdeckt worden. Die habe man aber unproblematisch überprüfen können. Dabei sei kein Sprengstoff gefunden worden. Alle anderen Brücken seien im Krieg zerstört und neu aufgebaut worden. Möglicherweise ein Irrtum, der nun überprüft wird.

Im Sommer 2016 war die Ebertbrücke mehrfach wegen Munitionsfunden in den Schlagzeilen. Bei Sanierungsarbeiten war dort in mehreren bis dahin unbekannten Hohlräumen Sprengstoff gefunden worden. Er war vermutlich in den letzten Kriegstagen 1945 dort von den Nazis deponiert worden, um die Brücke vor dem Eintreffen der Roten Armee zu sprengen. Damals war es aber nicht mehr dazu gekommen.

Später war der Sprengstoff trotz mehrerer Sanierungsarbeiten an der Brücke 71 Jahre lang nicht aufgefallen. Gefahr habe dort aber nie bestanden, weil für die Sprengung des TNT die Zündladung fehlte. In drei Nachteinsätzen waren aus der Ebertbrücke insgesamt 140 Kilogramm Trinitrotoluol (TNT) geholt worden. Es bleibt also abzuwarten, welche Überraschungen die Zollbrücke in sich trägt.

Vollsperrungen der Zollbrücke sind geplant vom 2. bis 3. Mai, vom 16. bis 17. Mai und vom 31. Mai bis 1. Juni 2017 jeweils in der Zeit von 23 Uhr bis 4.15 Uhr. Die Umleitungen sind ausgeschildert über Nordbrückenzug oder den Stadtpark.