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Zoo Magdeburg Wird der Nashorn-Nachwuchs ausgewildert?

Das kleine Nashorn im Zoo Magdeburg könnte in zwei Jahren ausgewildert werden. Warum Zoochef Kai Perret das Projekt kritisch sieht:

Von Anja Guse 22.07.2019, 12:00

Magdeburg l „Oh, wie süß!“ - Tapsig springt es umher, tobt mit den grazilen Böcken, knufft seine Mama liebevoll, aber dennoch energisch in die Seite – das kleine Nashorn im Zoo Magdeburg entwickelt sich prächtig und ist ein absoluter Publikumsliebling. Gut zwölf Wochen ist es jetzt alt. Es wurde in der Nacht zum 28. April 2019, und damit früher als von Tierpflegern erwartet, geboren. Von Anfang an baute Mama Maleika eine enge Bindung zu ihrem Nachwuchs auf. Der kleine, noch namenlose Bulle weicht ihr auch heute nur selten von der Seite.

Seit ein paar Tagen sind Maleika und ihr niedlicher Nachwuchs auf der Außenanlage zu sehen. Dieses teilen sie sich unter anderem mit Bless- und Wasserböcken. Und mit denen hat das Nashörnchen erste tierische Freundschaften geschlossen. Wobei seit Beginn an klar war, wer Chef im Kinderzimmer ist – nämlich der tollpatschige graue Bulle. Die Böcke haben ordentlichen Respekt vor dem stürmischen Racker, ergreifen hin und wieder lieber die Flucht in ihre sichere Ecke.

„Der Kleine ist ein sehr aufgewecktes Kerlchen“, berichtet Tierpfleger Sebastian Christmann. Der 27-Jährige ist seit März 2019 im Zoo Magdeburg angestellt, arbeitete davor schon in Berlin und Münster mit Nashörnern. Er schaut dem Magdeburger Nachwuchs ebenso gerne zu wie die zahlreichen Besucher in diesen Tagen. „Der Bulle rennt viel herum, rutscht auch mal durch die Gegend, um sich danach gleich wieder auszuruhen.“

Seinen Spieltrieb lässt er gern auch an Mama Maleika aus. Kein Wunder, schließlich ist sie die einzige Nashorn-Bezugsperson im Zoo. Mit Papa Madiba hat er keinen Kontakt. Mit Nashorndame Kumi ebenso nicht. Zu gefährlich. Spitzmaulnashörner sind Einzelgänger.

Etwa zwei Jahre wird der Nachwuchs Seite an Seite bei seiner Mutter im Zoo Magdeburg bleiben. Dann muss er – geht es nach dem Willen des Zuchtprogramm-Koordinators – sehr wahrscheinlich entweder in einen anderen Zoo umziehen oder aber wird in Ruanda ausgewildert. Letzteres erlebten bereits fünf oder sechs Nashörner aus europäischen Zoos, weiß Zoochef Kai Perret zu berichten.

Der ist von dem Projekt, mit dem die Nashornpopulation in afrikanischer Wildbahn aufgebaut werden soll, noch nicht überzeugt. „Wir laufen als Zoos immer noch zuchtfähigen Tieren nach“, erklärt er. Und so sei es durchaus umstritten, schon mit der Auswilderung potenter Nashörner zu beginnen. „Wenn wir bei der Zucht im Tierbestand schon aus dem Vollem schöpfen könnten, wäre das sicherlich kein Problem“, so Perret. Aber derzeit habe man einfach noch keine Nashörner „übrig“, um den Bestand dauerhaft zu sichern und zu schützen.

Welche Zukunft dem kleinen Bullen blüht, entscheidet sich erst in zwei Jahren. Zu mehr als 99 Prozent folgen die Zoos den Empfehlungen des Zuchtprogramm-Koordinators. Doch sollte diese nicht im Sinne Perrets sein, werde er sein Einverständnis nicht geben. „Das Tier gehört uns“, macht er schon jetzt deutlich. „Deshalb haben wir auch ein Mitspracherecht.“ Nur eins steht bereits fest: Perret wird das Auswilderungsprojekt nicht aus den Augen verlieren, sich stattdessen regelmäßig darüber informieren, ob die Nashörner in freier Wildbahn überleben werden. Und dann entscheiden.

Übrigens: Dem kleinen Bullen wächst schon das erste Horn. Ein kleiner Hubbel ist bereits zu sehen.

Mehr zu den Tieren aus dem Zoo Magdeburg - Infos, Fotos und Videos - gibt es hier.