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Zukunftspläne Steinzeitdorf lockt mit neuen Ideen

Hoffnungsvolle Zeichen aus dem Magdeburger Steinzeitdorf: Die Zukunftsängste 2017 sind dank neuer Mitglieder abgehakt.

Von Martin Rieß 09.10.2017, 01:01

Magdeburg l Mehrfache Premiere im Steinzeitdorf in Magdeburg-Randau am 7. Oktober 2017: Zum Saisonabschluss hatte der Förderverein eingeladen, rund 80 Besucher kamen trotz des regnerischen Wetters.

Zu sehen bekamen sie zum einen ein frisch saniertes Gebäude. Christian Rausch ist Vorsitzender des Fördervereins und sagt: „Wir sind der Stadt sehr dankbar, dass sie die Kosten dafür übernommen hat.“

Karl Friedrich, der von Beginn an beim Verein dabei ist, berichtet: „Die Holzpfosten, die in der Erde steckten, waren in den vergangenen Jahren stark verrottet.“ Das soll künftig dadurch verhindert werden, indem das Holz keinen Kontakt zum feuchten Untergrund mehr hat.

Die Verbindung zum Erdreich stellt jetzt eine Metallkonstruktion her. Damit hat sich die Anlage zwar ein wenig vom steinzeitlichen Original entfernt – doch ohne Frage ist das ein Kompromiss, der im Sinne des Fortbestands des Steinzeitdorfs nützlich erscheint.

Ob die morschen Pfähle saniert werden, stand durchaus in den Sternen. Denn der Verein war angesichts einer immer älter werdenden Mitgliederschaft an seine Grenzen gestoßen und wollte den Betrieb des Geländes an die Stadt Magdeburg zurückgeben. Aber es fand sich kein neuer Betreiber.

Doch parallel dazu hatten sich in Randau ein Dutzend neue Mitglieder gefunden. Christian Rausch sagt: „Es handelt sich vor allem um junge Leute, die inzwischen in Randau leben und die jetzt hier tüchtig mit zupacken. Darüber freue ich mich sehr, denn dank ihnen konnten wir uns vom Rückzug wieder zurückziehen.“

Eine Reihe der neuen Mitstreiter sind an diesem Tag mit auf dem Gelände: Es wird getöpfert, an einer anderen Stelle wird Brot gebacken.

Und in einem der Gebäude hat sich eine Gruppe versammelt, die hier sogar übernachten möchte. Zu ihnen gehören Martin Just, Enrico Lampel und Matthias Weißbrenner. Matthias Weißbrenner sagt: „Wir versuchen hier mit den authentischen Mitteln zurechtzukommen.“

Das bedeutet: Geschlafen wird unter Fellen und Decken. Nur für den Notfall hat er einen wärmenden Schlafsack mitgenommen.

Ausgestattet u. a. mit einem Köcher mit Pfeilen samt Bogen konzentrieren sie sich auf das dritte Jahrhundert und auf die Zeit der Völkerwanderung. Enrico Lampel und Martin Just nutzen die Zeit am Feuer für die Diskussion um den Germanischen Bärenhund: Ja, da gibt es Bemühungen, ihn nachzuzüchten. Doch als offizielle Hunderasse wird dieser wohl nicht anerkannt.

Auch an anderer Stelle geht es um die Jagd: Elaine Krippl gehört zu jenen, die sich im Bogenschießen versuchen. Das Ziel ist die Figur eines Wildschweins. Und tatsächlich: Ein paar Meter weiter ziehen Wilko Florstedt und Benjamin Robert einem echten Wildschwein mit originalgetreuen Werkzeugen das Fell ab.

Und wie geht es in der kommenden Saison weiter? Vereins­chef Christian Rausch sagt: „Wenn das jetzt sanierte Gebäude wieder eingerichtet ist, gibt es im Frühjahr die offizielle Einweihung.“ Und nachdem der Verein personell jetzt wieder stärker aufgestellt ist, soll die Arbeit intensiviert werden. Hauptzielgruppe sind dabei Schulklassen und Gruppen aus Kindertagesstätten.

Zum einen sind für Pflege und Erhalt der Einrichtung sowie zur Betreuung der Gäste Kräfte bei der Gesellschaft für Ausbildung, Qualifizierung und Beschäftigung (AQB) beantragt. Christian Rausch sagt: „Wir sind optimistisch, dass unser Antrag bewilligt wird.“

Zum anderen läuft ein Antrag auf eine Förderung beim Land Sachsen Anhalt. Unter dem Titel Steinzeitreise versucht der Verein, mit Fördergeldern das Steinzeitdorf als außerschulischen Lernort zu stärken.

Wilko Florstedt hat den entsprechenden Förderantrag formuliert und erläutert: „Es geht hier ja nicht allein darum, den Besuchern das Leben der Menschen in der damaligen Zeit zu zeigen.“ Es gehe auch darum zu verdeutlichen, wie mühsam die Produktion von Lebensmitteln ist und wie wertvoll diese sind. Und es geht auch darum zu zeigen, welche Bedeutung die natürlichen Ressourcen für die Menschen jener Zeit hatten und welche Rückschlüsse die heutigen Bewohner der Erde daraus ziehen können und müssen.

Neben dem Angebot für Gruppen sollen auch die Höhepunkte wie die Feste zur Saisoneröffnung und zum Saisonabschluss die Besucher anlocken.

Ausdrücklich möchte der Verein eine Zusammenarbeit mit dem Landesmuseum für Archäologie in Halle initiieren. „Immerhin ist unsere Ausstellung um einen für die gesamte Region bedeutsamen Fund entstanden“, sagte der Vereinsvorsitzende.

Auch baulich soll in der kommenden Saison weitergearbeitet werden. Wieder steht das jetzt sanierte Gebäude im Fokus. Finanziert vom Verein soll das reetgedeckte Dach auf Vordermann gebracht werden. Zum Einsatz kommen wird eine Fachfirma aus Norddeutschland.