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Eiserne Hochzeit Sie würden es immer wieder tun

Vor 65 Jahren gaben sich Waltraud und Heinz Böhme aus Oebisfelde das Ja-Wort. Sie sagen: „Wir würden es immer wieder tun“.

Von Harald Schulz 28.11.2020, 00:01

Oebisfelde l Das Fest der eisernen Hochzeit feierten Waltraud und Heinz Böhme am Donnerstag im engsten Familienkreis. Lediglich Ortsbürgermeisterin Bogumila Jacksch klopfte an die Tür, um zu diesem besonderen Tag in einer Ehe zu gratulieren. Gestern, nach dem doch aufregend-schönen Ehrentag, klopfte die Volksstimme auf Einladung an. Bereits in den ersten Minuten wurde deutlich, dass dieses Ehepaar sich wie am ersten Tag liebt, braucht und wertschätzt.

Die beiden 83-jährigen Oebisfelder sind bodenständig, lieben Haus und Garten, achten sehr auf ihre Gesundheit. Das Einhalten der Corona-Hygieneregeln besitzt Priorität – nicht wegen ihres Lebensalters, vielmehr aus reiner Vernunft, will Heinz Böhme betont wissen.

Dass sie ihre Weihnachtstanne draußen vor dem Küchenfenster bereits geschmückt haben, hängt allerdings nicht mir Corona zusammen, wie Waltraud Böhme aufklärt. „Wir schmücken diese Tanne immer am Ewigkeitssonntag. Wenn dann die Gartenvögel sich am Futterhaus einstellen, ist das ein doppelt schöner Anblick“, befindet die 83-jährige gebürtige Haldensleberin. Bereits mit neun Jahren zogen ihre Eltern nach Oebisfelde, der Arbeit bei der Deutschen Reichsbahn wegen. Oebisfelde wurde ihre Heimat. Schule, Lehrzeit, um später ihr berufliches Auskommen als Köchin in der Mitropa-Küche zu finden.

Der eigene Garten ist auch das Steckenpferd ihres gleichaltrigen Ehemannes. „Es findet sich dort immer etwas zu tun. Vor einiger Zeit war da auch noch unser Schäferhund an unserer Seite. Doch der ist nun nicht mehr. Und einen neuen Hund, den wollen wir aufgrund unseres Alters nicht mehr“, heißt es von Heinz Böhme. Der vor Vitalität strotzende Senior verlor seine Heimat schon als Junge. Im Januar 1945 wurden er und enge Verwandte aus der Heimatstadt Oels bei Breslau vertrieben. Zwei Jahre waren sie auf der Flucht, bis sie im Jahr 1947 in Oebisfelde ihre zweite Heimat fanden. Nach der Schulzeit erlernte Heinz Böhme den Beruf des Traktoristen, arbeitete bis zur Wende in diesem Beruf, um dann in den Vorruhestand zu wechseln. Den Tag der Wiedervereinigung verbrachte er übrigens bei der Feldarbeit.

Ineinander verguckt hatten sich die junge Waltraud und der flotte Heinz beim Tanzen in Brüderns Saalbau. Dort sprang dann auch letztendlich der entscheidende Funke über. Für das junge Paar stand schnell fest, dass diese Liebe halten wird. „Auch die Bedenken meiner Eltern konnten nicht trennen, was zusammengehört“, schmunzelt Waltraud Böhme und blickt zu Ehemann Heinz. Am 26. November 1955 gaben sie sich das Ja-Wort in der Oebisfelder Katharinenkirche. Als Zeichen dieser anhaltenden Liebe trat das Paar am Tag seiner goldenen Hochzeit nochmals vor den Traualtar in der Katharinenkirche.

Aus diesem Lebensbund gingen vier Kinder hervor, jeweils zwei Jungen und Mädchen. Mit dazu gehören mittlerweile vier Enkel und sieben Urenkel.

Lange Zeit gehörte das Reisen zu den Hobbys der Böhmes. Bevorzugte Ziele waren Österreich, die Schweiz und die Dolomiten. „Sonne, Strand und Meer, das ist nicht so unser Ding“, verriet Waltraud Böhme. Mittlerweile macht das Paar es sich aber mehr und mehr zu Hause im Garten gemütlich. Aber wer weiß, wonach nach der Corona-Pandemie der Sinn des Jubelpaares steht?