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Feuerwehr Ziel: Umbau der Struktur

Das Feuerwehrwesen innerhalb der Einheitsgemeinde Oebisfelde muss dringend reformiert und vor allem optimiert werden.

Von Harald Schulz 20.09.2017, 21:00

Oebisfelde l Das sagt die 335 Seiten starke Risikoanalyse, die den Stadträten als CD vorliegt. Langfristig ist eine Struktur mit den Stützpunkten Weferlingen, Mitte und Oebisfelde angedacht. Die Einsatzbereitschaft der insgesamt 22 Feuerwehren in der Einheitsgemeinde Oebisfelde-Weferlingen stimmt auf dem Papier. In der Realität fehlt es jedoch aktuell an Personal, Qualität, technischer Ausstattung und Feuerwehrgerätehäusern, die der geltenden Norm entsprechen. Zu diesem Ergebnis kommt die Arbeitsgruppe Risikoanalyse in ihrem 335 Seiten umfassenden Dokument. Die Feuerwehrführungskräfte Andreas Lindner und Swen Krause von der Oebisfelder Wehr und Karsten Scholze von der Wehr Hörsingen stellen Dienstag ihre akribische Recherche den Mitgliedern des Ordnungs- und Wirtschaftsausschusses vor.

Mit der Präsentation wurde deutlich, dass den Feuerwehren in der Einheitsgemeinde insbesondere Führungskräfte und Atemschutzgeräteträger fehlen. Während sich die Auswirkungen bei den Führungskräften weniger bemerkbar auswirken, ist die Situation beim Atemschutz alarmierend: In der gesamten Kommune besitzen lediglich 74 Einsatzkräfte die amtliche Befähigung unter Atemschutz an Einsätzen und Übungen teilzunehmen, wie der Oebisfelder Verbandsführer Linder informierte. Ordnungsamtsleiter Meyer ergänzte, dass es schon mehrmals vorgekommen ist, dass Feuerwehrkameraden zur ärztlichen Voruntersuchung gegangenen sind, aber den Termin der Eignungsüberprüfung haben ausfallen lassen. „Hier muss dringend vermehrt motiviert werden, denn die Termine für die Zulassungsvoraussetzungen sind auch kostenintensiv“, so Meyer. Um eine gesunde Basis zu erreichen, sieht Meyer es langfristig als erforderlich an, Stützpunkte in Weferlingen, Mitte und Oebisfelde zu schaffen.

Eine weitere Hürde auf dem Weg zu einer leistungsstarken Feuerwehrgemeinschaft ist der Ausrüstungsbestand an Fahrzeugen und technischem Gerät. In der Risikoanalyse ist festgehalten, dass in der Einheitsgemeinde zukünftig eine Stationierung von Tanklöschfahrzeugen in Rätzlingen, Weferlingen, Hörsingen, Walbeck und Oebisfelde geben muss, dazu muss es eine Einheit mit insgesamt 2000 Meter großdimensionierter Druckschläuche geben, um Bereiche erreichen zu können, die außerhalb der maximalen Löschbereiche einer Ortswehr liegt.

Zusätzlich kommen die Verfasser der Risikoanalyse zu dem Ergebnis, dass ein Rüstwagen, ein Fahrzeug für Einsätze mit Gefahrgut und ein Gerätewagen erforderlich sind. Was Lindner dann über das leichtfertige Verhalten von wenigen Ortswehrleitern sagte, so drückte es Ordnungsamtsleiter Meyer am gestrigen Donnerstag auf Nachfrage der Volksstimme bei Bürgermeister Hans-Werner Kraul aus, zeugt von einer bedenklichen Einstellung. Die Arbeitsgruppe stellte fest, so Lindern, dass Feuerwehranhänger ohne Bremsvorrichtung, teilweise überladen und sogar ohne Zulassung genutzt werden.

Alarmierend ist ebenfalls die Erkenntnis, dass lediglich in Weferlingen ein Feuerwehrgerätehaus nach geltender Norm existiert. In anderen Gerätehäusern herrscht die blanke Platznot, wie beispielsweise in Oebisfelde, und anderenorts fehlt es hingegen am vorgeschriebenen Verbandskasten.

Die Arbeitsgruppe hat im September 2016 damit begonnen, jede Feuerwehr, jedes Gerätehaus, bis hin zum letzten Hydranten in den Orten aufzulisten, die Einsatzmöglichkeiten jeder einzelnen Ortswehr, aber auch die im Verbund mit anderen Feuerwehren zu analysieren. Dafür opferten die beteiligten Feuerwehrkameraden insgesamt 650 Stunden Freizeit, war von Lindner zu erfahren.

Das 335-Seiten-Konstrukt wird zur Prüfung an die Kreisverwaltung geschickt, um letztendlich vom Stadtrat als beweiskräftiges Dokument für die Optimierung des Feuerwehrwesens in der Einheitsgemeinde zu dienen. Der Ordnungs- und Wirtschaftsausschuss und Kämmerei dankte am Mittwoch dem Feuerwehrtrio für diese umfassende Risikoanalyse. Erstmals wurde nämlich eine nach aktuell geltenden Standards verfasste und verbindliche Bestandsaufnahme mit Risikobewertungen vorgenommen. Die vorausgegangenen Bewertungen aus den Jahren 2011 und 2016 hielten einer Prüfung nicht stand.